Gewalt kann jeden treffen, doch Männer brauchen meistens länger um Hilfsangebote anzunehmen, als Frauen: Das berichtete Stefan Becker von der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Bayern dem BR - und unterstreicht dabei die Bedeutung des Männerhauses in Augsburg: "Wir müssen viel mehr bekannt machen, dass man kein Weichei ist, wenn man Hilfe und Unterstützung in Anspruch nimmt.“
Corona lässt Fallzahlen steigen
Lockdown und erzwungenes Homeoffice – durch die Corona-Pandemie haben viele von uns mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht, als sie wollten. Und bei manchen war es mehr, als gut war. Denn durch die Einschränkungen sind die Fälle von häuslicher Gewalt in diesem Jahr deutlich angestiegen und auch Männer sind davon häufig betroffen.
Zahl der männlichen Opfer steigt
Ein Blick in die deutschlandweite Kriminalstatistik zeigt, dass die Zahl der Delikte häuslicher oder sexualisierter Gewalt gegen Männer sogar gestiegen ist. Im Jahr 2018 lag der Anteil der männlichen Opfer im Bereich der Partnerschaftsgewalt bei 18,7 Prozent, 2017 waren es noch 17,9 Prozent.
Zwei Schutzwohnungen in Bayern
Doch Hilfseinrichtungen für männliche Opfer von häuslicher Gewalt gibt es in Bayern gerade einmal zwei: in Nürnberg und seit Anfang des Jahres auch in Augsburg. Sozialministerin Carolina Trautner besuchte am Montag die Einrichtung in Augsburg, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Laut dem Sozialdienst katholischer Männer sind immerhin zwei von zehn Opfern häuslicher Gewalt männlich. Viele Fälle werden jedoch nicht angezeigt, die tatsächliche Zahl könnte also höher liegen.
Platz für zwei Männer an einem geheimen Ort
Im Schutzhaus in Augsburg können zwei betroffene Männer einen Platz finden, auch Väter mit Kindern bis zu zwölf Jahren. Maximal drei Monate dürfen sie im Männerhaus bleiben. Aktuell gibt es zehn Interessenten pro Platz in Augsburg.
Schutz der Betroffenen steht im Vordergrund
Der Besuch der Ministerin findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, denn hier steht der Schutz der Männer im Vordergrund. Nur wenn der Ort des Männerhauses geheim bleibt, kann sichergestellt werden, dass den Betroffenen niemand vor dem Haus auflauert, sie belästigt, bedroht oder attackiert werden.
Neues Hilfetelefon für männliche Opfer häuslicher Gewalt
Für betroffene Männer gibt es seit kurzem auch ein neues Angebot: ein Hilfetelefon, dass Bayern und Nordrhein-Westfalen im April gemeinsam eingerichtet haben. Wer Hilfe braucht kann kostenlos unter der Nummer 0800-123 99 00 anrufen. Weitere Infos gibt es außerdem auf der Internetseite des Ministeriums.