Der Landtagsabgeordnete der Grünen aus Bayreuth, Tim Pargent, hat dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (FW) einen offenen Brief geschrieben. Darin fordert er ihn auf, seine Haltung zum Bau der weltgrößten Fußgänger-Hängebrücke über das Höllental (Lkr. Hof) zu ändern.
Pargent: Höllentalbrücke greift in fragiles Ökosystem ein
In dem Brief, der dem Bayerischen Rundfunk vorliegt, spricht Pargent von massiven Eingriffen in das mit Abstand größte Naturschutzgebiet im Landkreis Hof. Außerdem ist von "fehlgeleiteter Gigantomanie" und einem "irreversiblen Eingriff in ein fragiles Ökosystem" die Rede. Der geplante Brückenbau sei ein Mammutprojekt, das nicht mit den Naturschutzzielen der Staatsregierung vereinbar sei.
"Ein Mammutprojekt dieser Größenordnung von den Verboten der Naturschutzverordnung zu befreien, ist schlicht nicht mit den Werten vereinbar, mit denen der Umweltschutz von der Bayerischen Staatsregierung in Verfassungsrang gehoben wurde." Tim Pargent (Grüne) an Umweltminister Thorsten Glauber (FW)
Naturschutzbeirat spricht sich gegen Bau der Hängebrücke aus
Zuvor hatte sich bereits der Naturschutzbeirat der Regierung von Oberfranken gegen den Bau der rund 1.000 Meter langen Hängebrücke ausgesprochen. Die Regierung selbst allerdings unterstützt das Projekt. Dazu soll der Bau von mehreren Vorschriften des Naturschutzes befreit werden.
Hofs Landrat Bär erwartet 100.000 Besucher mehr im Frankenwald
Auch Hofs Landrat Oliver Bär (CSU) will die Brücke trotz des Vetos des Naturschutzbeirats bauen. Er spricht davon, dass dies im Einklang mit der Natur geschehen könne und erwarte durch die Brücke rund 100.000 weitere Touristen im Frankenwald. Nun muss das bayerische Umweltministerium entscheiden.
Umweltminister Glauber ist für den Bau der Höllentalbrücke
Dessen Chef, Umweltminister Thorsten Glauber, hatte sich schon vor Monaten für die Realisierung des Projektes ausgesprochen, so sie naturverträglich realisiert werden kann. In seinem Schreiben bietet Pargent dem Minister an, gemeinsam ein naturverträgliches Tourismuskonzept für Oberfranken zu entwerfen.
Frankenwaldbrücken: Zweite Hängebrücke geplant
Zu dem gesamten Projekt "Frankenwaldbrücken" gehört übrigens eine zweite Hängebrücke. Sie ist etwa 390 Meter lang, soll über das benachbarte Lohbachtal führen und wird von Naturschützern weniger kritisiert. Beide Brücken zusammen sollen rund 22 Millionen Euro kosten. Bei Bürgerentscheiden in den am meisten von den Brücken betroffenen Ortschaften Issigau und Lichtenberg (beides Landkreis Hof) hatte sich eine Mehrheit bereits für den Bau der Brücken ausgesprochen.
SPD will Pläne zum Brückenbau ein Jahr stoppen
Die SPD-Fraktion im Hofer Kreistag forderte zuletzt, die Pläne für ein Jahr auf Eis zu legen. Grund sind die hohen Kosten des Brückenbaus bei gleichzeitig unsicherer Finanzlage der Kommunen infolge der Corona-Krise. Die Brücken werden seit dem Jahr 2016 geplant. Ursprünglich sollte im Sommer 2020 mit dem Bau begonnen werden.
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