So trocken wie in Italien und Frankreich ist es in Bayern zwar noch nicht - aber auch hier ist Wasser knapper als sonst. Auf einer Bayern-Karte vom Wasserwirtschaftsamt sind viele Messstellen gelb, orange oder rot markiert: Bei knapp zwei Dritteln ist der Wasserstand niedrig oder sehr niedrig. Zum Vergleich: In den drei Jahren zuvor hatte zum selben Zeitpunkt nur etwa ein Drittel der Messstellen solch schlechte Werte.
Manche Messstellen verzeichnen historisches Tief
Besonders auffällig sind einige Negativrekorde, wie etwa in Neubiberg bei München. "So niedrige Stände haben wir seit 2007 noch nie aufgezeichnet," sagt Stefan Homilius. "Und das ist für uns natürlich immer ein Alarmsignal." Homilius ist stellvertretender Leiter des Münchner Wasserwirtschaftsamts. Auch andere Messstellen wie die in Oberhaching oder Aying verzeichnen historisch schlechte Werte.
Schuld ist der fehlende Niederschlag im Winter: Es hat zu wenig geregnet und geschneit, und damit konnten sich die Wasserspeicher bisher noch nicht ausreichend erholen.
Neuer Negativ-Rekord in Neubiberg: Erst in 16 Meter Tiefe stößt das Wasserwirtschaftsamt München auf Grundwasser.
Experten: Maßnahmen auch in Südbayern wichtig
Die Trinkwasserversorgung sei zwar erstmal nicht in Gefahr, so der Fachmann vom Wasserwirtschaftsamt. Doch das langfristige Ziel müsse sein, Wasser noch besser lokal zu halten, heißt: weniger Versiegelungen, dafür mehr Grünflächen, Zisternen und Auffangbecken – auch in Städten; Gewässer sollten renaturiert und jede Form der Verschwendung vermieden werden. All das werde auch in Südbayern immer wichtiger, sagt Homilius.
Landwirtschaft hofft auf gutes Frühjahr
Die Bedingungen für die Landwirtschaft seien jedoch aktuell nicht schlecht, sagt Stephan Weigand von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Denn das Getreide sei ohne große Frostschäden über den Winter gekommen. Und durch den regenreichen September seien die Oberböden wieder gut durchfeuchtet worden.
Trotzdem gebe es keine großen Reserven: Seiner Schätzung nach gab es im Winter etwa 20 Prozent weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel. Wie gut die Ernte dieses Jahr ausfällt, entscheide sich in den nächsten Monaten.
Staatsregierung sieht Grundwasserversorgung gut aufgestellt
Die Politik reagiert unterschiedlich auf die neuen Negativrekorde. Umweltminister Thorsten Glauber von den Freien Wählern ist nicht alarmiert, er sieht die Grundwasserversorgung gut aufgestellt. Zudem sieht er die Kommunen in der Verantwortung, sich gegenseitig mit Wasser zu unterstützen. Im Norden seien Verbundleitungen schon üblicher, im Süden gebe es da noch Nachholbedarf. Nach eigenen Angaben habe sein Ministerium den Bau von 600 Kilometer Verbundleitungen gefördert.
- Lesen Sie hier: "Spielt die Staatsregierung mit der Grundwasserversorgung?"
Im Konzept "Wasserzukunft Bayern 2050" ist auch von einer Wasserfernleitung vom Bodensee nach Nordbayern die Rede. Christian Hierneis von den Grünen hält davon nichts: "Das ist ein Projekt, das wahrscheinlich zehn Jahre dauert, ohne Ende Milliarden Euro kosten wird, und am Schluss haben wir am Bodensee zu wenig Wasser, sodass wir Franken vielleicht gar nicht mehr versorgen können." Hierneis wirft der Staatsregierung vor, das Thema Wasserversorgung nicht schnell und konsequent genug anzupacken.
Wasser-Sparen durch "Wassercent"
Anstatt das Wasser zwischen Kommunen hin- und her zu pumpen, müsse Wassersparen das Gebot der Stunde sein, fordert der Grünen-Politiker. Damit das vor allem Unternehmen tun, fordern die Grünen ein Wasserentnahme-Entgeld von acht Cent pro 1.000 Liter. In 13 von 16 Bundesländern gibt es diesen sogenannten Wassercent schon. Auch Ministerpräsident Söder und Umweltminister Glauber wollten ihn einführen – doch das wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
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