Knapp 1.400 Kilometer lang ist der frühere Todesstreifen, die innerdeutsche Grenze. Als Grünes Band wurden die größtenteils der Natur überlassenen Bereiche zusammengefasst. Den Anstoß dazu gab am 9. Dezember 1989 das erste gesamtdeutsche Naturschutztreffen in Hof. Inzwischen sind mehr als 80 Prozent des einzigen nationalen Biotopverbundes als Nationales Naturmoment geschützt. Im kommenden Jahr wollen auch noch die Bundesländer Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern ihre Abschnitte schützen. Doch der BUND Naturschutz wünscht sich für das Grüne Band noch mehr: den Titel eines kombinierten Weltnatur- und Weltkulturerbes.
Viele Schritte bis zur Anerkennung
Einen ersten Schritt dazu hat Ende November die Konferenz der Umweltminister aller Bundesländer gemacht. Sie votierte einstimmig für die Nominierung als UNESCO-Weltnaturerbe. Es wäre zudem das erste in Bayern. Nun muss als nächstes die Kultusministerkonferenz zustimmen.
Im Oktober sollte eine finale Entscheidung feststehen, damit die Bewerbung Anfang 2024 nach Paris zur UNESCO geschickt werden kann. Deutschland erstellt nur alle zehn Jahre eine sogenannte Tentativliste mit Vorschlägen für Nominierungen. Die Anerkennung durch die UNESCO könnte dann frühestens 2025 erfolgen.
Es müssen noch zahlreiche Daten erhoben werden
Um auch als Kulturerbe anerkannt zu werden, sind nach Ansicht von Liana Geidezis vom BUND Naturschutz noch größere Anstrengungen vonnöten: "Da brauchen wir Daten zu den Grenzrelikten, den Wachtürmen, zum Kolonnenweg oder zu anderen Dingen, die im Zusammenhang mit der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze stehen."
Sie hofft, hierbei auch die Landesdenkmalämter stärker einbinden zu können. Schließlich müssten viele der Daten noch erhoben werden, im Gegensatz zu den Daten, die Naturexperten seit 33 Jahren an dem ehemaligen Grenzstreifen gesammelt hätten, so Geidezis.
Erst Grünes Band Deutschland, dann Europa
Zwar ist die Hälfte des Grünen Bandes Europa, das von Norwegen bis ans Schwarze Meer geht, jetzt schon zur Hälfte Schutzgebiet. Allerdings kann dieses Projekt nicht komplett als Naturschutzerbe anerkannt werden. Die Bestimmungen sehen vor, dass immer nur einzelne Länder einen Antrag stellen können. Entlang des Grünen Bandes Europa liegen 24 Anrainerstaaten. Das bedeutet auch, dass die bayerisch-tschechische Grenze, die immerhin 343 Kilometer lang ist, zunächst nicht zu einer UNESCO-Erbestätte dazugehören würde.
Entscheidend für die Biodiversität
Auch bei der derzeit laufenden Weltbiodiversitätskonferenz in Montreal sehen es Umweltschützer als notwendig an, naturnahe Lebensräume und Biotopverbunde noch stärker zu schützen. So etwas könne das Grüne Band bieten, argumentiert der Initiator des Projekts, Prof. Kai Frobel.
Zudem profitieren auch andere davon: Frobel betont die gute Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft im Gebiet "Rhön-Grabfeld", wo durch eine Kooperation der Anbau von blühenden Energiepflanzen gefördert wurde. Dies erfreue Insekten und Vögel und verstärke zudem den Boden- und Wasserschutz bei Starkregenereignissen oder in Dürreperioden. Auch der Individualtourismus in den Gebieten, zu denen das Grüne Band gehört, sei im letzten Jahrzehnt deutlich mehr geworden.
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