Zwei Friseure bei der Arbeit.
Bildrechte: BR/ Daniela Olivares

Zwei Friseure bei der Arbeit.

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Gratis-Haarschnitt für Obdachlose in Ingolstadt

Den Umhang um den Hals legen und die Schere zücken: Ein ganz normaler Friseurbesuch. Nicht ganz, denn die Barber Angels sind in der Straßenambulanz in Ingolstadt im Einsatz und sie bieten einen besonderen Service.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Menschen, die auf der Straße leben, fehlt es an vielem, nicht nur an einer warmen Stube. Körperpflege und Hygiene sind wichtig. Deshalb bietet die Straßenambulanz St. Franziskus in der Ingolstädter Innenstadt regelmäßig kostenlos Fußpflege oder einen Haarschnitt für Menschen ohne einen festen Wohnsitz an. Dafür kommen die sogenannten Barber Angels. Ein Verein, der in ganz Deutschland Menschen, die sich keinen Friseurbesuch leisten können, ehrenamtlich frisiert. Obwohl sie als Markenzeichen eine Lederkluft tragen, haben sie mit Motorradfahren nichts zu tun. Ihre Leidenschaft ist das Haareschneiden.

Kein Geld für einen Friseurbesuch

Henrik Aschenbrenner schmiert sich Gel in die Hände und fährt dann durch das frisch geschnittene Haar von Eva. Sie kommt ursprünglich aus Augsburg und ist bei einer Freundin in Ingolstadt untergekommen. Für einen Friseurbesuch hat sie kein Geld, umso glücklicher ist sie, dass sie in der Straßenambulanz das Angebot nutzen kann. "Meine Frisur war einfach richtig langweilig und jetzt vertrau ich Henrik, der macht das schon." Hier ein bisschen gekürzt, da ein bisschen rasiert und alles ordentlich gestylt. Henrik Aschenbrenner greift nach dem Spiegel, denn anders als im Salon sehen die Kunden nicht bei der Arbeit zu. Eva strahlt. "Super!", sagt sie lachend.

Ein gutes Gefühl

Und auch Henrik Aschenbrenner ist zufrieden: "Es ist einfach toll, wenn man mit der Arbeit, die man liebt, andere glücklich machen kann, die es sich sonst nicht leisten können. Weil sie es einfach ein bisschen schwerer im Leben haben." Aschenbrenner hat einen eigenen Salon in Neustadt an der Donau. Für ihn ist es ein schönes Gefühl etwas Gutes tun zu können – auch in der Freizeit. Zu fünft sind sie in Ingolstadt im Einsatz: Haare schneiden, föhnen, stylen, Bärte stutzen, Augenbrauen in Form bringen – es gibt viel zu tun. Viele der Menschen haben sonst keine Gelegenheit, sich wieder schön zu machen.

Stammkundschaft in der Straßenambulanz

Viele der Menschen kommen regelmäßig. Sie kennen die Friseure und haben ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Und diese wiederum kennen ihre Kunden – und ihre Schicksale. Zum zweiten Mal mit dabei ist Friseurin Sarina. Die ehrenamtliche Arbeit begeistert sie: "Ein Mann hat mir gerade als Dank ein Bonbon geschenkt. Das ist einfach total schön, deshalb will ich auch regelmäßig dabei sein.", erzählt sie. Rund 35 Menschen bekommen an diesem Tag wieder Haare und Gesichter, mit denen sie sich wohlfühlen: "Jetzt fühl ich mich gleich wieder leichter. Es waren einfach viel zu viele Haare", meint eine Frau.

Nächster Einsatz im Allgäu

Die Friseure helfen ehrenamtlich den Menschen auf der Straße. Regelmäßig gibt es Aktionen in ganz Deutschland. Im kommenden März sind sie wieder in Bayern unterwegs und schneiden im Allgäu Menschen die Haare, die sonst keine Möglichkeit dazu haben.

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