Nur ganz kurz hat Marion Ruisinger mit sich gerungen, ob sie für ihr Medizinhistorisches Museum in Ingolstadt einen eigenen Gin brauen lassen soll. Die Museumsdirektorin und studierte Medizinerin weiß natürlich: "Alkohol ist ein Zellgift!"
Wir machen unseren eigenen Gin
Gin - ein flüssiger Garten
Dieses Zellgift steckt hochprozentig auch im Gin. Bei übermäßigem Konsum treibt also der Gin den Ärzten neue Kundschaft zu. Doch beim Gin - wie auch sonst - macht die Menge das Gift, entkräftet Marion Ruisinger ihren eigenen Einwand und blickt dabei auf ihren Hortus Medicus, ihren Arzneipflanzengarten. Hier wächst alles, was einen guten Gin ausmacht. Alle 15 Zutaten, die im "Hortus medicus" verwendet werden, wachsen im museumseigenen Arzneipflanzengarten. Und deshalb, findet die Direktorin, ist "Gin ein flüssiger Garten".
Liebe zur Arzneipflanze geht durch die Kehle
Die Medizinerin hofft, über Gin auch solche Menschen für Arzneipflanzen begeistern zu können, die sonst keine Gartenfans sind. Die Liebe zum Garten und zur Medizin könne eben auch durch die Kehle führen. Davon hat die Museumsdirektorin auch eine familiengeführte Brennerei aus Bamberg überzeugt. Gemeinsam mit deren Brennereimeister suchte die Medizinerin unter den über 200 Arzneipflanzen im Hortus medicus 15 Pflanzen aus. Zu den so genannten Botanicals zählen Zitrone, Chilli, Engelwurz, Artischocke, Lavendel, natürlich Wacholder, aber auch Kräuter, die mit Verstand und im rechten Maß zu genießen sind.
Das keusche Lamm im Gin
Das gilt vor allem für den Mönchspfeffer, der sich ebenfalls im Museums-Gin findet. Die Körner des Mönchspfeffers schmecken pfeffrig und enthalten pflanzliche Östrogene, also weibliche Geschlechtshormone. Diese senken die männliche Libido. Die Wirkung spiegelt auch der lateinische Name der Pflanze wieder: Agnus castus, das keusche Lamm. Früher haben Mönche den Mönchspfeffer rund um ihre Klöster angebaut und mit ihm ihre Speisen gewürzt.
Der Mönchspfeffer soll aber Männer nicht von Genuss des Museums-Gins abzuschrecken. Schließlich verliert der Mönchspfeffer destilliert seine Libido-senkende Wirkung, versichert Medizinerin Ruisinger und fügt augenzwinkernd hinzu:
"Wer so viel Gin trinkt, dass die Wirkung des Mönchspfeffers zutage tritt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen!" Marion Ruisinger, Museumsdirektorin
Wer den Museums-Gin selbst testen möchte oder mehr über die Kräuter und ihren Weg in die Gin-Flasche erfahren möchte, der nimmt am besten teil an den Gin-Führungen im Medizinhistorischen Museum.
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