Tomaten und grüne Salate in einer Holzkiste
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Die Tomate wächst bei 20 bis 22 Grad am besten. Solche Temperaturen im Gewächshaus kann sich Gärtnermeister Andreas Evers nicht mehr leisten.

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Gewächshausbetreiber in der Energiekrise

Regional angebaute Tomaten auch im Winter – inzwischen üblich dank Gewächshäusern. Doch die hohen Energiepreise führen dazu, dass so manches Gewächshaus diesen Winter leer bleibt. Oder die Betreiber auf Alternativen zur Tomate setzen.

Die Tomate mag es warm. Bei 20 bis 22 Grad wächst sie am besten. Doch solche Temperaturen kann sich Gärtnermeister Andreas Evers nicht mehr leisten. Er heizt mit Gas. Normalerweise baut der Gemüsebauer im Münchner Norden auf 1,5 Hektar unter Glas auch im Winter Tomaten und Gurken an. Doch damit ist jetzt Schluss. Sein Problem: Zum Ende des Jahres läuft sein Gasvertrag aus. Dann fällt er in die Grundversorgung. Er weiß noch nicht, mit welchen Preisen er dann genau rechnen muss. Aber teuer wird es auf jeden Fall.

Hohe Energiepreise können nicht an Kunden weitergegeben werden

"Es wird eigentlich alles teurer", so Andreas Evers Fazit. Angefangen vom Saatgut über Jungpflanzen, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Nützlinge, aber auch das Verpackungsmaterial, der Diesel – und natürlich das Gas und der Strom auch. Die gestiegenen Kosten – vor allem die hohen Energiepreise – kann er nicht einfach weitergeben an seine Kunden. Denn auch die müssen sparen und sind bereits jetzt zurückhaltender, hat der Gärtnermeister beobachtet: Spontankäufe zum Beispiel von Cocktail-Tomaten würden oft komplett wegfallen.

Würde Andreas Evers diesen Winter trotzdem Tomaten produzieren, würde dies im Verkauf erheblich teurer werden: "Wenn wir normal produzieren würden, dann wäre der Kilo-Preis bei den Tomaten mindestens einen Euro höher. Bei den Cocktail-Tomaten würde es sogar zwei Euro ausmachen", hat er ausgerechnet.

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Aus Temperatur-Gründen: Tanja und Andreas Evers bauen jetzt Salate an statt Tomaten und Gurken

Salate statt Tomaten und Gurken – aus Temperatur-Gründen

Tomaten und Gurken fliegen deswegen erst mal raus. Sein Gewächshaus muss Andreas Evers aber trotzdem beheizen – zumindest minimal. Ansonsten würde die sensible Heiz- und Bewässerungstechnik einfrieren und kaputtgehen. Einen kompletten Leerstand will er auch vermieden und baut statt Tomaten und Gurken jetzt Feldsalat und Salate an. Diese Kulturen kommen mit Kälte besser klar, sind aber auch weniger rentabel. Mir ihnen macht der Betrieb weniger Umsatz, spart aber im Jahr etwa 1,8 Millionen Kilowattstunden Gas. Für Andreas Evers ist das eine erhebliche Menge – und bei einem Preis von 20 Cent je Kilowattstunde circa 360.000 Euro.

Thermometer im Gewächshaus
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Energiekrise: Anbau im Gewächshaus wird zunehmend unrentabel

Umstieg auf Blockheizkraftwerk – keine schnelle Lösung

Statt auf Unterstützung vom Staat zu warten, will sich Andreas Evers selbst für die Zukunft rüsten. Er will ein Blockheizkraftwerk kaufen, mit dem Wärme und Strom produziert werden kann. Das Blockheizkraftwerk soll mit Flüssiggas betrieben werden. Damit gebe es schon genug Erfahrungen von anderen Betrieben, dass das funktioniert.

Hackschnitzel sind keine Option für den Gärtnermeister: Er bräuchte etwa 6.000 Kubikmeter Hackschnitzel und befürchtet, dass sich die Menge auf die Schnelle jetzt auch nicht beschaffen lässt - und obendrein teuer ist.

Weitergehen soll es aber auf jeden Fall in dem Familienbetrieb, der schon 1890 gegründet wurde: Ein Sohn geht auf die Meisterschule und will einsteigen. Aber Tanja Evers, die sich darüber freut, warnt gleichzeitig: Im Moment gebe es so viele Faktoren, die die Zukunft verändern könnten.

Wenig Hoffnung auf staatliche Hilfe

Familie Evers musste sich mit der Energie-Frage intensiv auseinandersetzen – weil der bestehende Gasvertrag zum Jahresende ausläuft. Und weil sie befürchtet: Die Politik entscheidet zu langsam. Mittlerweile hat sich etwas getan. Eine erste Hilfe: Dass der Staat die Abschlagszahlungen für Dezember übernehmen will. Weitere Hilfen wie die Gas-Preis-Bremse sind nach langem Warten auch konkreter.

In der Kritik steht aber, dass Großverbraucher bereits ab Januar entlastet werden und private Haushalte sowie kleinere und mittlere Gewerbetreibende erst ab Februar. Die Gärtner werden deshalb auch weiterhin nach eigenen Auswegen aus der Krise suchen.

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