Ein Rollstuhlfahrer wartet im Gang eines Krankenhauses (Symbolbild).
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Ohne weitere Zuschüsse droht den geriatrischen Reha-Kliniken in Bayern das Aus. Ein Runder Tisch berät jetzt über Finanzierungsmöglichkeiten.

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Geriatrische Rehas in Bayern gefährdet – Runder Tisch einberufen

Die Versorgung älterer Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt kann nicht mehr sichergestellt werden. Ohne weitere Zuschüsse droht das Aus geriatrischer Reha-Kliniken. Ein Runder Tisch sucht nun Lösungen. Mit dabei: Gesundheitsminister Holetschek.

Bayerische Reha-Kliniken schlagen Alarm. Dem Bayerischen Gesundheitsministerium zufolge befürchten die Kliniken und ihre Träger, dass die Finanzierung bald nicht mehr ausreicht, um die Kosten zu decken. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat daher am Dienstag die Kostenträger, also Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern und die Leistungserbringer, wie etwa die Bayerische Krankenhaus Gesellschaft oder den Landesverband Geriatrie, zum Runden Tisch eingeladen.

Keine ausreichende Versorgung älterer Patienten nach Krankenhausaufenthalt

In München mit dabei sein werden auch zwei Würzburger: Chefärztin Kathrin Tatschner und der Kaufmännische Direktor der Geriatrischen Reha-Klinik des Arbeiterwohlfahrt (AWO), Andreas Zenker.

Die Reha-Klinik hatte bereits im Juni 2022 einen Hilferuf ausgesandt mit einem offenen Brief der Würzburger Seniorenvertretung an Gesundheitsminister Holetschek. "Die Krankenhäuser klagen, dass gerade ältere Patienten oft nicht aus der Akutversorgung entlassen werden können, da für diese trotz aller Bemühungen der Sozialdienste eine zeit- und sachgerechte Folgeversorgung in geriatrischen Reha-Einrichtungen bzw. Pflegeheimen nicht sichergestellt werden kann", heißt es in dem Brief.

Diese Situation sei sowohl humanitär wie auch ökonomisch nicht tragbar. Pro Jahr fällt hier ein Defizit von 890.000 Euro an. "Das kann unser Träger nicht mehr länger finanzieren. Wir sind konkret von Schließung bedroht", sagt Zenker dem BR im Vorfeld des Runden Tischs.

Ohne Zuschüsse droht die Schließung

Gemeinsam mit Vertretern der Freien Wohlfahrtspflege fordert Zenker von der AWO einen Sicherstellungszuschlag, um die Mehrkosten zumindest auszugleichen. Bei 22.000 stationären Pflegetagen à 280 Euro pro Jahr in der Würzburger Reha-Klinik wären 40 Euro pro Tag pro Patient als Zuschuss vom Freistaat nötig, um eine Schließung zu verhindern.

Die Schließung wäre "eine Katastrophe", sagte Chefärztin Tatschner bereits im Oktober vergangenes Jahr im Gespräch mit BR24. "Die Versorgung der geriatrischen Patienten hier in Würzburg wäre nicht mehr gewährleistet. Das ist wirklich eine Horrorvorstellung, weil ich nicht weiß, wohin diese Menschen gehen sollen."

Eine geriatrische Abteilung bereits aus Kostengründen geschlossen

Schon im Jahr 2020 musste die Station der Geriatrischen Reha-Klinik der Stiftung Bürgerspital in Würzburg wegen jährlicher Defizite von einer Million Euro schließen. Aktuell gibt es für geriatrische Patientinnen und Patienten in der Region nur noch die AWO-Reha-Klinik mit 900 stationären Plätzen pro Jahr. 80 Prozent von ihnen können nach der Behandlung wieder zurück nach Hause. Die geriatrische Reha sorgt also nachweislich dafür, dass ältere Menschen nach Unfällen wieder fit werden und dann möglichst lange selbstständig zu Hause leben können anstatt pflegebedürftig ins Altersheim zu kommen.

Seniorenvertretung warnt vor Pflegekatastrophe

Zumal es immer weniger Pflegeplätze gibt: Allein in Würzburg können 300 Pflegeplätze nicht belegt werden, weil das entsprechende Personal fehlt. Ende Februar schließt der ambulante Pflegedienst der Sozialstation in Aura im Sinngrund - 65 Menschen und ihre Angehörigen sind von der Schließung betroffen. Nochmal so viele in Ochsenfurt: Das Seniorenheim Fuchsenmühle beendet den Betrieb Ende April. Ein neuer Träger ist noch nicht gefunden, zwei Interessenten gebe es laut Landkreis Würzburg. Die Seniorenvertretung Würzburg warnt vor einer Pflegekatastrophe, wenn die Station der AWO-Reha-Klinik schließen würde.

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