Jalal Alboghbish wird seit zwei Jahren bei der EJSA geholfen – in Sachen Ausbildung und privat.
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Integrationsprojekt vor dem Aus: Die Azubi-Retter der Evangelischen Jugendsozialarbeit brauchen Geld.

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Geld fehlt: Azubi-Retter müssen selbst gerettet werden

Ein Viertel der Auszubildenden in Deutschland bricht seine Lehre ab. Die Evangelische Jugendsozialarbeit will diese Zahl senken und hilft Jugendlichen beim Durchhalten. Doch nun steht das Unterstützungsangebot selbst auf der Kippe, weil Geld fehlt.

Jalal Alboghbish ist sichtlich nervös. Vor ihm liegen viele Bücher, Hefte, er spielt mit dem Stift in seiner Hand. In einer Woche ist seine Zwischenprüfung als Industriemechaniker. Wiltrud Mägerlein beruhigt ihn. Beide haben sich zur Nachhilfestunde bei der EJSA-Zweigstelle in Ansbach getroffen. Vor acht Jahren kam Jalal Alboghbish aus dem Irak nach Deutschland. Wegen Problemen mit der Sprache braucht er vor allem Hilfe beim Theorieteil seiner Ausbildung. Die ehemalige Lehrerin Wiltrud Mägerlein unterstützt ihn als Mentorin der EJSA.

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Kostenlose Unterstützung von Azubis

EJSA steht für Evangelische Jugendsozialarbeit. Die Organisation hat ihren Sitz in Rothenburg ob der Tauber. Von hier aus werden Programme an allen Standorten in Mittelfranken organisiert. Das gemeinnützige Unternehmen hilft Jugendlichen, wenn sie Probleme bei ihrer Ausbildung haben - egal, ob mit oder ohne Migrationsgeschichte. Die kostenfreien Angebote der EJSA gibt es in Stadt und Landkreis Ansbach und dem Landkreis Neustadt Aisch-Bad Windsheim: Es gibt Nachhilfe durch Mentoren, assistierte Ausbildung, Ausbildungscoaching und weitere Angebote.

Schulden gefährden Azubi-Retter

Noch gibt es diese Programme, denn Zuschüsse für deren Arbeit fielen teilweise coronabedingt deutlich geringer aus – ein Loch von 90.000 Euro muss gestopft werden. Bis 30. April muss die EJSA die Schulden begleichen. Bekommt sie das Geld nicht zusammen, müsste die Ausbildungsförderung eingestellt werden oder sogar Insolvenz beantragt werden, erklärt Geschäftsführer Thomas Raithel besorgt. Damit ist die Förderung von rund 600 Menschen jährlich gefährdet.

Jugendliche haben viele Probleme

Andere Ausbildungsförderprogramme seien an eine gewisse Maßnahme und Dauer geknüpft. Bei der EJSA ist das nicht so, sagt Raithel. Den Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird so lange geholfen, wie es nötig ist. Ausbildungscoach Martin Müller sieht, dass die Ausbildung bei den Jugendlichen nur der Aufhänger für einen Besuch bei ihnen ist. Oft stecken mehrere Probleme im privaten Bereich dahinter. Um die kümmert sich die EJSA auch.

Auch private Hilfe

Jalal Alboghbish hatte auch diese persönlichen Probleme, er ist sehr dankbar für die Unterstützung, die er in den vergangenen zwei Jahren bekommen hat: "Beim Lernen, bei privaten Sachen, mit dem Amt und meinem Aufenthalt. Und sie helfen mir immer noch und ich bin immer noch dabei."

Momentan sind bereits rund 60.000 Euro an Spenden zusammengekommen. 30.000 Euro fehlen noch. Die EJSA und alle, denen hier geholfen wird, hoffen also weiter.

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