Archäologe Andreas Büttner und Grabungsleiter Marcel Günther sind unterwegs im Südwesten von Schnackenwerth: Auf dem Gelände soll eigentlich ein Neubaugebiet entstehen. Im lehmigen Boden finden sie aber immer wieder dunkle kreisrunde Stellen, Scherben und andere Fundstücke – erste Hinweise auf eine uralte Siedlung, vermutlich aus der Steinzeit.
Das besondere Grab
Schon vor 7.000 Jahren müssen Bauern hier gewohnt haben, sie betrieben im heutigen Unterfranken Ackerbau und Viehzucht – diese Epoche der sogenannten Linienbandkeramik ist gut erforscht. Gebrauchsgegenstände tragen charakteristische Linien-Einprägungen – daher der Name "Linienbandkeramik".
Doch nun entdeckten Andreas Büttner und Marcel Günther auf dieser alten Siedlungsfläche ein Grab mit drei Skeletten. Sie stammen wohl aus der Zeit der "Schnurkeramik", einer viel jüngeren Epoche von 2.700 bis 2.400 vor Christus. Diese Zeit wurde in Ober- und Unterfranken bisher nicht durch Funde nachgewiesen.
Fund gibt Rätsel auf
Im Grab: Reste eines Bechers und einer Pfeilspitze. Der Becher trägt Abdrücke aus geflochtener Schnur. Für den Archäologen Andreas Büttner ein eindeutiger Hinweis auf die Zeit der Schnurbandkeramik. "Gegenüber den Linien, die gezogen wurden bei der Kultur der Linearbandkeramiker, haben wir es hier mit einer Verzierung mit Schnüren zu tun", so Andreas Büttner.
Das Grab und seine Toten geben den Forschern Rätsel auf: eine Frau, ein Mann und ein vierjähriger Junge wurden hier beigesetzt. Das Außergewöhnliche: In jener Zeit waren Einzelbestattungen üblich - der Mann immer mit Blick nach Westen, die Frau mit Blick nach Osten.
Forschungsarbeit läuft nun an
Im Schloss Seehof versuchen Restauratoren und Forscher nun, die Funde aus dem Grab zu entschlüsseln. Hier befindet sich die Außenstelle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, zuständig für Ober- und Unterfranken.
Archäologe Andreas Büttner will herausfinden, woher die Menschen kamen und warum sie so ungewöhnlich beerdigt wurden. Eine mögliche Erklärung: Es könnte sich um Nomaden gehandelt haben, die mit ihren Rinderherden weitergezogen sind. "Deshalb hat man keine Spuren entsprechender Siedlungen", vermutet Andreas Büttner.
Jahrelange Spurensuche
Es wird vermutlich noch Jahre dauern, bis die Skelette ihre Geheimnisse preisgeben. Dann könnten die Forscher mehr darüber wissen, an welchen Krankheiten diese Menschen litten und ob die drei Toten aus dem Grab vielleicht sogar eine Familie waren.
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