Der geheime Tresor und der Raum dahinter
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Der geheime Tresor und der Raum dahinter

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Geheimer Schutzraum in historischem Haus in Regensburg entdeckt

Jahrzehntelang hat außer der Familie niemand etwas von der geheimen Kammer gewusst: Mitten in der Regensburger Altstadt haben Denkmalschützer in einem Haus aus dem 11. Jahrhundert einen verborgenen Schutzraum aus den 1930er-Jahren entdeckt.

Mitten in der Regensburger Altstadt haben Denkmalschützer in einem historischen Haus aus dem 11. Jahrhundert einen geheimnisvollen Schutzraum entdeckt. Mitarbeitende der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Regensburg und der für die aktuelle Sanierung verantwortliche Architekt Ferdinand Weber waren 2019 zufällig bei einer Begehung auf das knapp fünf Quadratmeter große Versteck gestoßen - eingebaut vom Vorbesitzer des Hauses, dem Zinngießer-Fabrikanten Eugen Wiedamann.

Geheimnisvoller Fluchtraum hinter Schranktüre versteckt

Im Wiedamann-Haus selbst, bestehend aus drei Patriziertürmen, ist es wie im Film: Hinter einer versteckten Schranktüre im ersten Obergeschoss liegt ein Tresor, dessen Rückwand sich drehen lässt. Dadurch öffnet sich die Tür zu dem knapp fünf Quadratmeter großen, geheimnisvollen Fluchtraum.

Durch eine zweite, von außen ebenfalls nicht sichtbare doppelte Stahltür wiederum gelangt man in einen anderen Gebäudekomplex. Der Raum verfügt über eine eigene Belüftung und dank der Stahltür auch über einen möglichen Fluchtweg durch das Hinterhaus zum gegenüberliegenden Posthorngäßchen.

Geheimer Raum soll öffentlich zugänglich werden

Welchen genauen Zweck der Raum hatte, ist unklar, sagt der für die Sanierung verantwortliche Architekt Ferdinand Weber auf BR24-Anfrage: „Vielleicht wollte Wiedemann selber irgendwelche Sachen da lagern oder er wollte einen Schutzraum haben aus Angst vor dem Regime selber. Oder was auch immer. Diese Theorie, dass man da Menschen verstecken konnte, ist eine von vielen.“

Historikerin Caroline Ebeling hat ihre Doktorarbeit über die Familie Wiedamann geschrieben und kennt den Raum seit 2008. Damals war es ein Lagerraum – gefüllt mit Akten, Fotoalben und altem Zinngerät. Historische Belege für die sonstige Verwendung? Mangelware.

Auch die Nachfahren können das Rätsel nicht lösen

Das sagt auch Ursula Füßl, eine geborene Wiedamann. Sie war mit ihrer Schwester bis 2019 die letzte Besitzerin des Hauses. „Aus meiner Kindheit kenne ich diesen Raum schon. Es gab immer schon ein paar Geschichten, die darum gesponnen wurden. Aber es gibt bis heute keine Beweise für die Echtheit von irgendwelchen Geschichten oder Verbindungen.“

Der Fund an sich sei aber trotz der fehlenden schriftlichen Überlieferungen faszinierend, sagt der Regensburger Kulturreferent Wolfgang Dersch gegenüber BR24: "Insofern zeigt es, dass die Geschichte Regensburgs zwar schon mehrfach geschrieben wurde, es aber immer wieder neue Entdeckungen gibt."

Raum soll öffentlich zugänglich gemacht werden

Die Stadt plant, den geheimen Raum nach der Sanierung öffentlich zugänglich zu machen, und ist dazu im Gespräch mit dem neuen Besitzer, der in dem Haus 16 neue Wohnungen bis 2024 plant. Die Substanz des historischen Altstadt-Ensembles mit drei Patriziertürmen, einer alten Zinngießerei und dem verwinkelten Keller soll dabei so gut wie möglich erhalten bleiben.

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