Hausarzt untersucht Patienten (Symbolbild)
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Hausarzt untersucht Patienten (Symbolbild)

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Gegen den Ärztemangel auf dem Land: MVZ als Genossenschaft

In Amorbach soll Bayerns erstes genossenschaftlich organisiertes medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstehen. Das Projekt von neun Kommunen soll Ärztinnen und Ärzte, die noch keine eigene Praxis haben, anziehen und die Versorgung sichern.

Im Odenwald – im Dreiländereck Bayern, Hessen, Baden-Württemberg – wird ein Projekt aus der Taufe gehoben, das es im Freistaat bisher so noch nicht gibt: ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), das von Kommunen auf den Weg gebracht wurde und das komfortablere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte schaffen soll. In Amorbach im Landkreis Miltenberg soll es seinen Sitz haben.

"Gerade für junge Mediziner sind die Bürokratie und die wirtschaftlichen Risiken einer eigenen Praxis abschreckend. Auch das ist ein Grund für den fortschreitenden Ärztemangel auf dem Land", sagt Peter Schmitt, Bürgermeister von Amorbach. Schmitt ist zugleich Vorsitzender der neuen Genossenschaft, die ihren Sitz in Amorbach hat. "Wir wollen bewusst ein dezentrales System schaffen, Hausärzte können in ihrer Praxis bleiben, aber als Angestellte für die Genossenschaft arbeiten – sogar in Teilzeit, im Sinne einer work-life-balance!", fügt Schmitt hinzu.

Kommunen betreten Neuland

Neun Kommunen im bayerischen und hessischen Odenwald haben mit dem Projekt dem Ärztemangel auf dem Land den Kampf angesagt. Mit ihrer Genossenschaft "Campus GO" – GO für Gesundheitszentren Odenwald – wollen sie durch attraktive Arbeitsbedingungen Ärztinnen und Ärzte gewinnen. Das Konzept des kommunen- und länderübergreifenden MVZ wurde von der DIOMEDES GmbH entwickelt, die auch den Geschäftsführer stellen wird.

Ärzte können sich aufs Wesentliche konzentrieren

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) übergibt am Freitag in Amorbach einen Förderbescheid von 215.000 Euro für das neuartige MVZ. Am 1. April dann geht es in Andreas Hickmanns Hausarzt-Praxis in Schneeberg im Landkreis Miltenberg los. Dann kann er als Angestellter arbeiten und wird von Bürokratie entlastet, denn die übernimmt die Genossenschaft für ihn. Andreas Hickmann freut sich: "Dann kann ich mich voll und ganz auf meine Patienten konzentrieren!" Außer Hickmann ist sein bei ihm angestellter Arzt Peter Chefalo der Genossenschaft beigetreten. Es braucht mindestens zwei Ärzte für ein MVZ.

Dezentral angelegt – mit einheitlicher Organisation und Verwaltung

Sobald das neue Gesundheitszentrum in Amorbach gebaut ist, wird die Genossenschaft dort mit ihrer Hauptbetriebsstätte der Ankermieter sein. Schon der Name "Campus GO" verrät es: Das System ist dezentral geplant und soll Ärzten vielfältige Möglichkeiten der Beteiligung bieten. Auch Sprechstunden in Kommunen, die keinen Hausarzt mehr haben, sind geplant. Auch andere Ärzte – Kinder- und Fachärzte – hätten bereits angeklopft, ob sie nicht mit einsteigen könnten, so Schmitt.

"Gemeinsam sind wir stark"

Die Gründungsmitglieder der Genossenschaft "Campus GO eG" sind die Kommunen der Odenwald-Allianz: Amorbach, Eichenbühl, Kirchzell, Laudenbach, Miltenberg, Rüdenau, Schneeberg und Weilbach (Landkreis Miltenberg) sowie die Stadt Michelstadt aus dem hessischen Odenwaldkreis und der Hausarzt Andreas Hickmann. Alle sind sich einig: Man habe ein richtungsweisendes Modell auf den Weg gebracht, das eine wichtige Säule für die Zukunft der medizinischen Versorgung in der Region sei und das auch in anderen Regionen Bayerns Schule machen könnte.

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