Ein halbes dutzend Mal surrten heuer Drohnen in unmittelbarer Nähe bayerischer Gefängnisse: ein Risiko. Denn selbst mit günstigen Einsteigermodellen könnten auf diese Weise nicht nur Fluchtmöglichkeiten ausgekundschaftet werden, erläuterte das Justizministerium in München der Deutschen Presse-Agentur. "Sondern vor allem das Einbringen von Mobiltelefonen, Drogen oder Waffen stellen eine Gefahr für die Sicherheit unserer Justizvollzugsanstalten dar."
Zudem seien Drohnen inzwischen in der Lage, bis zu 100 Kilogramm Last zu transportieren. "Ein Ausbruch mit Hilfe einer Drohne kann daher wohl ebenfalls nicht ausgeschlossen werden." Die Gefährdung durch Drohnen sei daher ernst zu nehmen.
Handy und Drogen per Drohne
Laut Ministerium gab es bereits zwei Versuche, Handys und Drogen einzufliegen. Bis Ende November seien in diesem Jahr bereits sechs Drohnenflüge in der Nähe von oder über bayerischen Justizvollzugsanstalten gesichtet worden - obwohl ein Abstand von 100 Metern gesetzlich vorgeschrieben sei.
Im vergangenen Jahr sei ein unerlaubter Überflug registriert worden, 2020 neun. Insgesamt seien in Bayern zwischen 2015 und Ende November 2022 schon 64 Sichtungen gezählt worden.
Mobiles Drohnenabwehrsystem
In den Gefängnissen werden nach Angaben des Justizministeriums deshalb feste Reaktionsabläufe bei der Entdeckung einer Drohne etabliert und zum Teil engmaschige Vorsatzgitter an den Haftraumfenstern angebracht.
Im Oktober 2020 wurden zudem acht der 36 bayerischen Anstalten in einem Pilotprojekt mit dem mobilen Drohnenabwehrsystem "Dropster" ausgestattet. Dabei wird ein mehrere Quadratmeter großes Netz verschossen, das sich in der Luft entfaltet und die Rotoren einer Drohne blockiert, so dass diese abstürzt. Die JVA Amberg wurde zudem vor einem Jahr mit einer Drohnendetektionsanlage ausgestattet.
Sicherheitsrisiko Drohne
Dass Drohnen in Gefängnissen ein Sicherheitsrisiko sind, hatte sich im Sommer 2018 eindrücklich gezeigt. Das Ministerium erinnert daran, dass damals in der französischen Justizvollzugsanstalt Réau einem ranghohen Mitglied der organisierten Kriminalität eine spektakuläre Flucht gelang. Zuvor hatten seine Komplizen die örtlichen Gegebenheiten des Gefängnisses über längere Zeit mittels Drohnen ausgekundschaftet.
Auch in anderen Ländern Drohnen über Gefängnissen
Nicht nur in Bayern, auch in anderen Bundesländern registrierten die Behörden Flüge in der Nähe von oder über Haftanstalten. In Nordrhein-Westfalen zählte das Justizministerium bis November acht Annäherungen oder Überflüge von Drohnen, wie ein Sprecher sagte (Vorjahr: zehn). In Hamburg waren es bis Ende November zwei, in Baden-Württemberg vier, in Sachsen-Anhalt drei. In Berlin und Hessen sind in diesem Jahr noch keine Drohnen gemeldet worden.
Mit Informationen von dpa.
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