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Feuerwehrmann vor Autowrack auf Gleisen

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Gefahr an Bahnübergängen wird oft unterschätzt

Der Unfall von Aichach war gestern nicht das einzige Zugunglück in Bayern. In Seeshaupt bei Starnberg kamen zwei Menschen ums Leben , als ihr Wagen an einem unbeschrankten Bahnübergang von einem Regionalzug erfasst wurde.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Immer wieder passieren Unfälle an unbeschrankten Bahnübergängen in Bayern. Erst gestern hat sich ein Unfall mit zwei Toten bei Seeshaupt im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau ereignet. Die Bahn will umrüsten und ihre Bahnübergänge reduzieren, aber das dauert nun schon Jahrzehnte.

Umrüsten auf Schranken aufwendig

In den letzten 25 Jahren wurden deshalb in Bayern die Bahnübergänge von 7.000 auf aktuell rund 3.100 halbiert (Stand: November 2017). Im Vergleich zu den anderen Bundesländern hat Bayern die meisten Bahnübergänge und mehr als die Hälfte der noch vorhandenen Übergänge hat keine Schranke. Mindestens 500.000 Euro kostet eine neue Schrankenanlage und sie anzubringen dauert drei bis fünf Jahre. Das dauert unter anderem so lange, weil das Baurechtsverfahren an sich schon über zwei Jahre dauern kann. Außerdem muss jeweils mit den Grundstückseigentümern verhandelt werden und der Bauplan muss von Eisenbahnbundesamt und der zuständigen Aufsichtsbehörde genehmigt werden. Nach der Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung gilt: Ab 2.500 querenden Kraftfahrzeugen am Tag sind Schranken anzubringen. Auch für den Übergang in Seeshaupt war schon vor dem Unfall eine Schranke geplant, aber bislang noch nicht umgesetzt – sie wird laut der Gemeinde Seeshaupt noch in diesem Jahr installiert.

Autofahrer unterschätzen oft Bremsweg

Generell gehen die Unfälle an unbeschrankten Bahnübergängen zurück: Im Jahr 2016 hat die Deutsche Bahn 35 Unfälle an ihren Bahnübergängen registriert. 2012 waren es noch 57. In über 90 Prozent der verursachten Unfälle hätten laut der Deutschen Bahn auf ihren Strecken die Kollisionen durch richtiges Verhalten von Fahrern und Fußgängern vermieden werden können. Oft ist den Autofahrern nicht klar, wie schnell ein Zug ist und auch der Bremsweg wird laut ADAC völlig unterschätzt. Wenn ein Lokführer abrupt von 100 km/h auf 0 km/h runterbremst, legt der Zug dafür fast einen Kilometer Strecke zurück. Generell gilt also für die Autofahrer: Wenn man den Zug sehen oder hören kann, sollte der Bahnübergang keinesfalls mehr überquert werden. Wenn das Auto auf den Gleisen aus welchen Gründen auch immer zum Stehen kommt, kann der Zug nicht mehr rechtzeitig bremsen.

Vorsicht an unbeschrankten Bahnübergangen

Der ADAC und die Bayerische Oberlandbahn empfehlen: Auf Bahnübergänge mit maximal 50 km/h zufahren und bremsbereit bleiben. Man sollte außerdem vor den Übergängen überhaupt nicht überholen, immer beide Seiten noch einmal überprüfen und auf Pfeifsignale sowie Blinklichter achten. Wenn sich ein Zug nähert, sofort stehenbleiben und am beschrankten Bahnübergang gilt: Schon beim Blinklicht stehenbleiben, nicht erst, wenn sich die Schranken senken.