Ein Smartphone in einer Klarsichtfolie verpackt und ein gelber Impfausweis liegen neben einander.
Bildrechte: BR / Tobias Hildebrandt

Dieses Smartphone sowie einen mutmaßlich gefälschten Impfpass stellte die Kriminalpolizei Dillingen bei den Durchsuchungen sicher.

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Gefälschte Impfpässe: Polizei Dillingen durchsucht sechs Häuser

Laut Polizei ist es vielen noch immer nicht bewusst: Wer einen gefälschten Corona-Impfnachweis benutzt, begeht Urkundenfälschung: eine Straftat. In Dillingen gab es deshalb erneut Hausdurchsuchungen. In einem Fall musste Verstärkung anrücken.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Kurz vor sechs im Innenhof der Polizei Dillingen: Letzte Besprechung vor dem Zugriff. "Es geht um gefälschte Impfpässe, mit denen versucht wurde, in Apotheken ein digitales Impfzertifikat zu bekommen. Wir haben insgesamt sechs Durchsuchungsobjekte", erklärt der Einsatzleiter der Polizei den Beamten der Einsatzhundertschaft aus Augsburg. Kurz danach starten mehrere Polizeiwagen, zwölf Beamte sind im Einsatz.

Die Polizei durchsucht sechs Häuser rund um Dillingen

Es ist die zweite größere Aktion der Kriminalpolizei Dillingen. Sie geht damit gegen die Besitzer gefälschter Impfpässe vor. Die Beamten durchsuchten sechs Häuser und ermitteln wegen Urkundenfälschung in mehreren Fällen. Fünf Beschuldigten wird vorgeworfen, sich gefälschte Impfpässe besorgt und diese benutzt zu haben. In einem Fall wird wegen der Herstellung gefälschter Impfpässe ermittelt. Die Polizei hofft, mit den Ermittlungen weitere Hintermänner ausfindig machen zu können.

Das Benutzen eines falschen Impfnachweises ist eine Straftat

Nach wie vor sei vielen nicht bewusst, dass allein das Benutzen eines falschen Corona-Impfnachweises Urkundenfälschung und damit eine Straftat ist. Das sagte der Leiter der Kriminalpolizei Dillingen, Michael Lechner, dem BR. Die Hausdurchsuchungen würden regelmäßig bei Menschen stattfinden, die bisher mit dem Gesetz noch nicht in Konflikt geraten seien. Laut Strafgesetzbuch gibt es für Urkundenfälschung eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Gefängnis. Wer einen falschen Impfpass zum Beispiel bei der Arbeit als 3G-Nachweis nutze, begehe außerdem einen Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz und damit eine Ordnungswidrigkeit, die bis zu 250 Euro kosten kann.

Impfpässe und Smartphones sichergestellt

Drei Stunden später sind die ersten Polizisten von den Hausdurchsuchungen zurück. Auf einem Tisch liegen mehrere Smartphones in durchsichtigen Plastiktüten und gefälschte Impfpässe. „Der Verdacht hat sich bestätigt, es wurde ein offenbar gefälschter Impfpass sichergestellt“, sagt Markus Trieb, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord, über den Fall eines 34-Jährigen aus einem Dillinger Stadtteil.

Ein Mann wird aggressiv und will Polizei nicht ins Haus lassen

Schwieriger war der Einsatz bei einem Mann, der laut Polizei aggressiv wurde und die Beamten zunächst nicht in seine Wohnung lassen wollte. Sicherheitshalber rückten weitere Polizisten zur Verstärkung an. Letztlich habe der Mann aber überzeugt werden können, die Beamten ins Haus zu lassen.

Handys können für immer weg sein

Was viele der Beschuldigten laut Polizei ebenfalls nicht wissen: Die eingezogenen Smartphones können als Tatmittel gewertet werden. Ein Richter kann anordnen, dass das Telefon nicht mehr zurück an den Besitzer geht – inklusive aller persönlichen Daten, wie zum Beispiel Fotos.

Hunderte Fälle allein im nördlichen Schwaben

Polizeisprecher Markus Trieb sagte dem BR, man stehe in enger Absprache mit den Apotheken der Region. Die Apotheker seien die Spezialisten und würden die Ungereimtheiten oft erkennen. Gefälschte Impfpässe seien bayern- und bundesweit ein Problem. Es gebe allein in Augsburg und dem nördlichen Schwaben mittlerweile eine deutliche dreistellige Zahl an Fällen, nahezu täglich kämen neue hinzu. Dass es demnächst wieder frühmorgens Hausdurchsuchungen geben wird, ist also nicht ausgeschlossen.

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