Etwa 250 Menschen sind in die Würzburger Marienkapelle gekommen: Opfer, Angehörige, Augenzeugen, Polizisten, Sanitäter. "Es ist sehr bedrückend für uns alle, die beteiligt waren. Aber man muss fragen, wie geht’s den Angehörigen und Opfern? Das ist viel wichtiger", sagt Uwe Kinstle. Als Johanniter leitete er heute vor einem Jahr den Einsatz der Rettungsdienste.
Oberbürgermeister: "Tief sitzt der Schock"
Anlässlich des Jahrestages der Messerattacke hatte die Stadt Würzburg zu verschiedenen Gedenkaktionen eingeladen. In Erinnerung an die Tat am 25. Juni 2021, als ein Mann aus Somalia in der Innenstadt mit einem Küchenmesser Passanten attackierte. Er tötete drei Frauen, verletzte sechs Menschen schwer. "Tief sitzt der Schock, so lebendig sind die Erinnerungen", sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) nun beim Gedenkgottesdienst. Eine "essentielle Zäsur" für viele Menschen nannte er die Tat. "Sie haben einen Verlust erlitten, der unwiederbringlich ist", so Schuchardt in Richtung der Opfer und Angehörigen.
Blumen, Kerzen und Plakate am Tatort
Im Anschluss an den Gedenkgottesdienst legte Schuchardt einen Kranz am Tatort nieder, zusammen mit weiteren Vertretern der Würzburger Politik und Zivilgesellschaft. Dort hatten zuvor bereits der Ombudsrat der Stadt und das Würzburger "Bündnis für Zivilcourage" zu einem stillen Gedenken eingeladen. "Würzburg trauert" oder "Würzburg hält zusammen" stand auf Plakaten. Mehrere Passanten legten Blumen oder Kerzen ab. "Uns kommt es darauf an, dass die Stadtgesellschaft zusammenhält, dass Opfer nicht aus dem Blick geraten", sagte Hochschulpfarrer Burkhard Hose vom Bündnis, "wir wollten nicht spalten, sondern zusammenführen".
Blumen am Tatort der Würzburger Messerattacke. Vor einem Jahr tötete ein Mann hier drei Frauen.
AfD versammelt sich in der Würzburger Innenstadt
Denn über den Tag verteilt hatten auch verschiedene politische Gruppierungen zu Versammlungen aufgerufen. Am frühen Nachmittag erschien AfD-Politiker Björn Höcke am Barbarossaplatz, zusammen mit etwa 20 bis 30 weiteren Personen. Am Tatort legten sie Blumen nieder. "Gedenken, nicht hetzen" riefen Gegendemonstranten. Gleichzeitig hatte die rechtsorientierte "Bürgerbewegung Pax Europa" den Würzburger Marktplatz über mehrere Stunden laut beschallt.
Helden des Tatabends erhalten Ehrenmedaille
Zum Tatabend am Barbarossaplatz "gehören" auch all diejenigen, die sich damals dem Angreifer in den Weg stellten. Schuchardt lobte ihren couragierten Einsatz: "Sie haben ihr eigenes Leben riskiert, um das Leben anderer, ihnen völlig unbekannter Menschen, zu retten." Als Dank erhielten zehn Personen die "Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters". Vermutlich haben sie damals Schlimmeres verhindert.
- Würzburger Messerangriff: Augenzeugen erinnern sich an die Tat
Am Abend fand in Würzburg noch ein Gedenkkonzert statt. Das Polizeiorchester Bayern trat mit 150 Sängerinnen und Sängern auf. Dabei wurden Spenden gesammelt. Sie gehen an den "Weißen Ring" und den Verein "Würzburg zeigt Herz". Letzterer hat bereits 350.000 Euro für die Opfer und Hinterbliebenen der Messerattacke gesammelt.
Notarzt Uwe Kinstle von den Johannitern allerdings war beim Gedenkkonzert nicht mehr vor Ort . "Das bringt alte Bilder wieder zurück. Damit geht jeder anders um", sagt der Johanniter über den Jahrestag. Das Erlebte wühlt viele Menschen in Würzburg weiterhin auf.
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