Gedenkfeier zum 78. Befreiungstag des KZ Flossenbürg
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Gedenkfeier zum 78. Befreiungstag des KZ Flossenbürg

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Gedenken in Flossenbürg am Jahrestag der Befreiung des KZs

Genau 78 Jahre ist es her, dass die US-Armee das KZ in Flossenbürg befreit hat. Am Sonntag erinnerten Politiker, Kirchenvertreter und ehemalige Häftlinge an die Grauen des Holocausts in Flossenbürg.

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Leon Weintraub bleibt kurz stehen, als er zur Gedenkfeier kommt. Der zierliche 97-Jährige ist jedes Mal emotional berührt, wenn er nach Flossenbürg zurückkehrt.

Überlebender bedankt sich bei US-Soldaten für die Befreiung

"Sobald ich diesen Appellplatz betrete, muss ich ein paar Sekunden stehen bleiben und dann kommt eine Vibration vom Boden meine Beine hoch. Ich bin wieder Häftling Nummer 82.707, das dauert ein paar Sekunden bis es abklingt und ich mich wieder normal fühle", sagt er. Am Eingang des Begegnungszeltes steht eine Ehrenformation der US-Armee Garnison Bavaria aus Grafenwöhr. Leon Weintraub geht auf sie zu, schüttelt ihnen die Hand und sagt - "Danke für die Befreiung vor 78 Jahren".

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub
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Holocaust-Überlebender Leon Weintraub

Herrmann und Bedford-Strohm mahnen Erinnern an

Für ihn sind die Gräueltaten der Nazis noch so präsent wie für wenig andere. 600 Gäste sind gekommen, viele Angehörige und Nachfahren von Opfern, oder auch ein Nachfahre eines US-Soldaten, der vor genau 78 Jahren zu den Befreiern gehörte. In der ersten Reihe sitzen sieben ehemalige Häftlinge, die das KZ Flossenbürg überlebt haben. Nicht nur der bayerische Innenminister Joachim Herrmann oder auch der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm betonen, wie wichtig das Erinnern, Mahnen und Gedenken sei.

Für Leon Weintraub ist es ein Grund, seit 2009 jährlich wiederzukommen an den Ort seiner größten Marter. "Das Schlimmste, was man den Ermordeten antun könnte, ist, das Denken an die unschuldigen Opfer in Vergessenheit geraten zu lassen. Das wäre, sie ein anderes Mal zu töten", sagt der 97-Jährige.

Jugendliche aus aller Welt legten Kränze nieder

Nach dem Gedenkakt legten Jugendliche aus aller Welt Kränze im sogenannten "Tal des Todes" in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg nieder. Leon Weintraub stammt aus Polen. Keine Familie habe in seinem Heimatland nicht unter den Nazis gelitten, sagt er und blickt traurig auf die aktuellen politischen Entwicklungen in Polen. "Unfassbar" sei es, dass sich junge Menschen stolz Nazis nennen würden, deren Urgroßeltern von den Nazis ermordet worden seien.

Im KZ Flossenbürg und seinen Außenlagern starben 30.000 Menschen

Am 23. April 1945 erreichen US-Soldaten der 90. Infanteriedivision Flossenbürg. Das Lager war zu dem Zeitpunkt bereits fast geräumt. Sie finden nur mehr 1.500 schwerstkranke und stark geschwächte Häftlinge vor. Wenige Tage vorher trieb die SS rund 15.000 Häftlinge auf Todesmärsche in Richtung Süden. Im KZ Flossenbürg und seinen 80 Außenlagern starben insgesamt 30.000 Menschen. 

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