Biker auf der Mahnwache vor der Synagoge am Münchner Sankt-Jakobs-Platz.
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Biker auf der Mahnwache vor der Synagoge am Sankt-Jakobs-Platz.

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Biker halten Mahnwache vor Münchner Synagoge

Rund 70 Menschen haben eine Mahnwache vor der Münchner Synagoge am Jakobsplatz abgehalten. Initiiert hat sie der Münchner Motorradclub "Kuhle Wampe". Die Biker erinnern damit an den antisemitischen Terroranschlag in Halle.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein ungewöhnliches Bild gab am Montag Abend der Jakobsplatz in München ab: Während in der Synagoge zum Abschluss von Jom Kippur die letzten Gebete gesprochen wurden, hielten rund 70 Menschen - darunter etwa 20 Biker des Münchner Motorradclubs "Kuhle Wampe" - eine stille Mahnwache ab, um ein Jahr nach dem Anschlag von Halle ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

Der Motorradclub "Kuhle Wampe" hat seinen Namen von einem alten Film aus den 1930er von Bert Brecht "Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt". Er wurde in den 1970er-Jahren als Gegenentwurf zu den damals tendenziell rechten Motorradclubs gegründet und setzt sich gegen Antisemitismus und Faschismus ein.

"Gemeinsam für unsere Synagoge"

"Wir passen auf die Synagoge auf", sagte dazu Oliver Westermannn vom Motorradclub, der die Idee für diese Aktion hatte. Einige der Biker hielten ein weißes Tuch hoch, auf dem auf Hebräisch stand: 'Gemeinsam für unsere Synagoge.' Auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, würdigte das Engagement der Biker. Als ihr der Motorradclub vor einigen Monaten die Idee vortrug, die Synagoge an Jom Kippur symbolisch zu beschützen, sei sie sofort begeistert gewesen. "Der Name Jom Kippur liegt uns seit Halle schwer im Herzen", sagte sie in einer kurzen Dankesrede vor der Synagoge.

Biker und Prominente gedenken vor der Münchner Synagoge

Neben Bayerns Antisemitismus-Beauftragten Ludwig Spaenle und Martin Hagen von der FPD war auch Susanne Breit-Keßler, die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrates, anwesend. Sie habe schon des Öfteren an Aktionen des Motorradclubs teilgenommen und schätze die Biker sehr, sagte sie im BR-Interview. "Ich denke, das ist ein besonderes Ereignis, weil nicht oft ein Motorradclub so etwas veranstaltet unter dem Motto 'Wir schützen unsere Synagoge', noch dazu mit mir." In ihrer Rede erinnerte sie mit zwei weißen Luftballons symbolisch an Jana und Kevin, die vor einem Jahr in Halle ermordet wurden, weil sie sich zufällig in der Nähe der Synagoge aufgehalten hatten. "Wir erteilen Antisemitismus, Rassismus und Neofaschismus eine klare Absage", sagte sie. "Wir sagen Ja zur Toleranz, zu Demokratie und zu einem menschenfreundlichen Rechtsstaat. Le Chaim! Auf das Leben in Vielfalt."

Attentäter mit rassistischer Gesinnung

Am 9. Oktober 2019 hatte der 28-jährige Stephan B. schwer bewaffnet versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, als darin Gläubige den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur feierten. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er eine 40-jährige Passantin und einen Mann und verletzte weitere Menschen. Aktuell wird ihm in Magdeburg vor dem Oberlandesgericht der Prozess gemacht.

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