Der Angeklagte im Gerichtssaal mit seiner Dolmetscherin und seinem Verteidiger, im Hintergrund der Staatsanwalt.
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Ein 23 Jahre alter Raser ist vom Amtsgericht Nürnberg zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

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Fußgänger totgefahren: Mehrjährige Haftstrafe für Raser

Weil er im vergangenen Sommer einen Fußgänger in Nürnberg totgefahren hat, ist ein 23 Jahre alter Raser zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden. Das Urteil soll ein Signal an alle Raser sein, sagte der Richter.

Es war ein Unfall, der im Juli 2022 für Entsetzen in Nürnberg gesorgt hat. Ein 31 Jahre alter Mann und sein Begleiter sind in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf dem Rückweg in ihr Hotel. Sie hatten ein Pub in der Innenstadt besucht. Plötzlich hören sie laute Motorengeräusche, zwei Autos kommen ihnen mit überhöhter Geschwindigkeit entgegen. Eines davon gerät auf den Gehweg und erfasst den 31-Jährigen, sein Freund geht gerade noch den entscheidenden Schritt zur Seite und kann sich retten. Der 31 Jahre alte Passant wird jedoch erfasst und durch die Luft geschleudert. Er erleidet so schwere Verletzungen, dass er noch am Unfallort stirbt.

Geständnis und Entschuldigung zum Auftakt

Am Steuer des Unfallwagens saß ein 23-Jähriger, mit im Auto sein 17-jähriger Bruder und ein Freund. Gleich zu Beginn der Verhandlung vor dem Amtsgericht Nürnberg lässt der Angeklagte seinen Verteidiger eine Erklärung verlesen, in der er die Tat einräumt. Auch, dass er – im Schock, wie es heißt – nach dem Unfall zunächst davongefahren sei, ehe er sich am Abend dann doch bei der Polizei stellte. Mit Tränen in den Augen wandte sich der Unfallfahrer im Gerichtssaal an die Eltern des Todesopfers, die als Nebenkläger auftraten, und entschuldigte sich.

Mit 120 Kilometern pro Stunde durch die Nürnberger Innenstadt

Augenzeugen berichten im Rahmen der Beweisaufnahme, dass sie zwei Autos gesehen hätten, die mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit und mit lauten Motorengeräuschen in der Steinbühler Straße gefahren waren, auch von quietschenden Reifen war die Rede. Laut einem Gutachter war der Angeklagte bei dieser Fahrt, die von mehreren Überwachungskameras zum Teil dokumentiert wurde, mit etwa 120 Kilometer pro Stunde unterwegs, wohlgemerkt in einer 50er-Zone.

Video zeigt schrecklichen Unfall

Auch der Unfall selbst wurde von einer Kamera aufgezeichnet. Die Eltern des getöteten 31-Jährigen verlassen den Gerichtssaal, ehe das Video gezeigt wird. Sie wollen sich die schrecklichen Szenen nicht ansehen. Als der kurze Film abgespielt wird, stockt Vielen im Raum der Atem. Selbst der Staatsanwalt merkt später in seinem Plädoyer an, dass ihn trotz jahrelanger Erfahrung diese Aufnahmen alles andere als kalt gelassen hätten.

Richter zum Beifahrer: "Sie lügen wie gedruckt!"

Insgesamt herrscht im Gerichtssaal eine angespannte Stimmung, immer wieder hört man Menschen weinen. Etwas Unruhe gibt es, als ein Freund des Angeklagten, der als Beifahrer in der Tatnacht mit im Auto saß, seine Zeugenaussage macht. Mit der Geschichte eines vermeintlichen Notfalls versucht er, den Unfallfahrer zu schützen. Dieser hätte eine Nachricht bekommen und schnell nachhause zu seinem kranken Kind gewollt. "Sie tun weder sich noch dem Angeklagten einen Gefallen", bekommt er daraufhin vom Richter zu hören und später noch deutlicher: "Sie lügen wie gedruckt!"

Urteil als Signal an alle Raser

Alles in allem hat das Gericht am Ende keinen Zweifel, dass es sich um ein illegales Autorennen mit Todesfolge und Unfallflucht gehandelt hat. Der 23-Jährige habe grob fahrlässig und rücksichtlos gehandelt, so der Vorsitzende Richter in seiner Begründung. Da spielten auch persönliche Probleme, wie sie von der Verteidigung vorgebracht wurden, keine Rolle und seien schon gar keine Entschuldigung.

In ihrem Plädoyer fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten, am Ende werden es drei Jahre und sieben Monate. "Ein Signal an alle Raser", so der Richter, solle das Urteil sein. "Wer rast und es passiert etwas", müsse damit rechnen, dass er ins Gefängnis kommt.

Eine Signalwirkung des Urteils erhofft sich auch die Mutter des Unfallopfers, insgesamt sei sie mit dem Urteil zufrieden, sagte sie im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Allerdings wünsche sie sich für verurteilte Raser ein lebenslanges Fahrverbot.

Ausreden bei Polizeiaussage

Positiv legte das Gericht dem Angeklagten aus, dass er sich gestellt hat und auch geständig war. Wenngleich das Geständnis wohl erst zustande kam, als die Beweislast bereits erdrückend war. Bei der Polizei hatte der 23 Jahre alte Raser noch versucht, sich herauszureden. Sprach von einem torkelnden, betrunkenen Fußgänger auf der Fahrbahn und dass er abgedrängt worden sei. An dieser Version hielt er vor Gericht allerdings nicht fest, wohl auch weil die Videoaufzeichnungen und Zeugenaussagen deutlich andere Ergebnisse lieferten.

23-Jähriger im Raser-Milieu unterwegs

Der Prozess zeigte an einigen Stellen, dass der 23-jährige Angeklagte schon vor dem verheerenden Unfall gerne mal zu schnell unterwegs war. So gab es mehrere Strafen wegen überhöhter Geschwindigkeit, auch trat er in der Vergangenheit bereits in Zusammenhang mit Ermittlungen zu einem mutmaßlichen Autorennen in Erscheinung. Die Ermittlungen wurden damals jedoch eingestellt.

Der Vater des getöteten Fußgängers zieht am Ende ein ernüchterndes Fazit: "Ich glaube, dieser Mensch wird hieraus, auch wenn er Reue zeigt, nichts lernen. Es wird die Situation geben, dass er das wieder macht, wenn er wieder draußen ist. Davon bin ich fest überzeugt, auch ohne Führerschein." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Unfallstelle in Nürnberg
Bildrechte: BR

Ein Autofahrer ist im vergangenen Sommer in Nürnberg wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen und hat einen Mann überfahren.

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