Statt bisher grau sieht es jetzt ziemlich farbenfroh aus an der Mauer, die an den Grundigpark in Fürth anschließt. Auf über 200 Metern hat das "Who is who" der Graffiti-Szene aus der Region, Deutschland und Europa sowie Südafrika ein in Mittelfranken in dieser Größe einzigartiges Kunst-Projekt geschaffen. Motive von Clint Eastwood oder Sonic the Hedgehog, eine Retrofigur aus einem Computerspiel der 1990er-Jahre, all das gibt es nun zu bestaunen, nur wenige Meter vom Europakanal entfernt. Ein ganzes Wochenende lang wurde an dem Graffiti-Projekt "Urban Art Jam" gearbeitet, 80 Prozent sind schon fertig, kommendes Wochenende sollen die letzten Motive gesprayt werden.
Regen als Herausforderung für Graffiti-Künstler
Kalt und nass waren die Bedingungen am vergangenen Wochenende. Nicht ideal zum Sprayen, sagt Carlos Lorente aus Nürnberg, Mitorganisator und selbst aus der Szene. Immer wieder musste die Wand mit Tüchern getrocknet werden, damit überhaupt Farbe aufgetragen werden konnte. Trotzdem: Rund 80 Prozent des Projekts konnten am vergangenen Wochenende fertiggestellt werden. Bei der Gestaltung hatten die Künstlerinnen und Künstler relativ freie Hand – vorgegeben waren nur die Grundfarben. Carlos Lorente hatte zusammen mit seinem Kollegen Andy, Künstlername "Fokus“, die Wände bereits vor dem Wochenende grundiert in verschiedenen Farbtönen: violett, blau, grün, gelb und rot. Allein das, war schon ganz schön anstrengend, erzählt Carlos.
"Uns war es wichtig, dass wir durch die Farbgebung an der Wand auf das Thema Vielfalt eingehen. Wir haben uns als Arbeitstitel 'Color-Ways' ausgedacht. Wir grenzen ja hier an den Europakanal. Also passt das Thema Weg, Vielfalt und Buntheit sehr gut." Carlos Lorente, Organisator und Künstler aus Nürnberg
Fürther Graffiti-Kunst: Teamwork war auf der 800 Quadratmeter großen, zu bemalenden Fläche gefragt – das Resultat ist ab dem Wochenende komplett.
Ein Jahr Vorbereitung
Vor rund einem Jahr entstand die Idee, die bisher völlig graue Wand am angrenzenden Grundigpark neu zu gestalten. Einer der Organisatoren des Projekts kam ins Gespräch mit Gerold Hedrich von der H&K Hausverwaltung in Fürth und so kam die Sache ins Rollen. Eine weitere Besonderheit sei, dass alle an einem Strang gezogen hätten, erzählt Gerold Hedrich. Die Eigentümerschaft des angrenzenden Grundigparks hatte dem Vorhaben zugestimmt und es obendrein noch mitfinanziert, so Gerold Hedrich: "Über Crowdfunding haben die Eigentümer dann gespendet, zwischen zehn und 500 Euro. Die Stadt Fürth hat das Ganze mit 5.000 Euro unterstützt."
So konnten zum Beispiel die Materialkosten sowie die Straßenabsperrungen finanziert werden. Die meisten Künstlerinnen und Künstler verlangten keine Gage für ihre Arbeit. Dennoch war die Organisation ganz schön stressig, erzählt Andreas "Fokus" aus Fürth. Hotels mussten gebucht werden und es wurde auch für die Verpflegung gesorgt.
Hoffen auf mehr solcher Flächen
Die Organisatoren sind richtig stolz auf ihr Projekt und es kommt auch gut an: Viele Passanten zücken ihre Smartphones und machen Fotos von der Wand und bleiben staunend stehen. Gerade am Wochenende seien auch viele Kinder dabei gewesen, die die Arbeiten mitverfolgt hätten, sagt Carlos Lorente.
Graffiti am Grundigpark in Fürth: Viele sind stehen geblieben und haben von den Graffiti-Künstlerinnen und - Künstlern Fotos und Videos gemacht.
Andreas aus Fürth hofft, dass es in Zukunft weitere Flächen gibt, bei denen solche Projekte möglich sind. Früher habe es mehr Flächen gegeben, inzwischen sei die Anzahl schon relativ begrenzt. Am kommenden Wochenende sollen dann die letzten Arbeiten an dem großen Graffiti am Europakanal fertiggestellt werden.
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