Bei einer Kundgebung von Fridays for Future hält eine Aktivistin ein Plakat mit der Aufschrift “Ampel for future?”.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Bei einer Kundgebung von Fridays for Future hält eine Aktivistin ein Plakat mit der Aufschrift “Ampel for future?”.

    Fridays for Future enttäuscht von den Grünen

    Seit einem halben Jahr regiert die neue Ampel-Regierung. Verändert habe sich in Sachen Klimapolitik laut Fridays for Future München nicht viel. Sie kritisieren insbesondere die Grünen.

    Seit Jahren demonstrieren Jugendliche weltweit immer freitags gegen den Klimawandel. Unter ihnen: Luca Barakat aus der Nähe von Traunstein. Seit 2019 engagiert sich der 16-jährige Schüler als Klimaaktivist und Pressesprecher bei den Klimaschutz-Demonstrationen von Fridays for Future in München.

    Als Luca Barakat anfing, die ersten Proteste in München zu organisieren, war er voller Euphorie. Sein Ziel: Die deutsche und bayerische Politik zum Umdenken zu bringen. Er hoffte, dass die Parteien feststellen würden, sie hätten in den letzten Jahren zu wenig für den Klimaschutz getan. Besonders große Erwartungen hatte der 16-Jährige an die Grünen, bevor sie in die Regierung kamen. Doch nun herrscht Ernüchterung.

    Konflikt mit "Fridays for Future" war vorprogrammiert

    Seitdem die Grünen mit der FDP in einer Regierung stehen würden, werfe die Partei wichtige Punkte für den Klimaschutz über Bord. "Die Grünen verraten ihre eigenen Ideale. Sie tun nicht genug, auch wenn sie das immer behaupten. Für uns war der Koalitionsvertrag ein Schlag ins Gesicht", kritisiert Klimaaktivist Luca Barakat scharf. Die Pläne der Grünen sind ihm nicht weitgehend genug, der Zeitplan zu wenig ambitioniert.

    In der "Münchner Runde" am Mittwochabend im BR Fernsehen diskutierten die Parteichefin der bayerischen Grünen, Eva Lettenbauer, mit weiteren Gästen wie FDP-Chef Martin Hagen darüber, ob Verbote wie beispielsweise ein Tempolimit nun notwendig seien. Während FDP-Chef Martin Hagen sich deutlich gegen ein Tempolimit aussprach, plädierte Eva Lettenbauer angesichts der aktuellen Situation dafür, ein Tempolimit zu prüfen.

    "Die Grünen haben eine 180 Grad Wende gemacht"

    In der Sendung machte Lettenbauer allerdings deutlich, prinzipiell mehr auf Anreize als auf Verbote setzen zu wollen. Klimaaktivist Luca Karabt kritisiert das: "Eva Lettenbauer widersprach ihren eigenen Aussagen, in dem sie sagte 'Wir sind gegen Verbote', aber dann im nächsten Satz sagte, Inlandsflüge sollte es nicht mehr geben", findet Klimaaktivist Luca Karabat. Er sieht eine prinzipiell "180-Grad-Wende" bei den Grünen. Seine Vermutung: Die Grünen mit Eva Lettenbauer wollen nun bei der Bevölkerung punkten, in dem sie vom Image der Verbotspartei Abstand nehmen.

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    Bei einer Kundgebung von Fridays for Future hält eine Aktivistin ein Plakat mit der Aufschrift “Fuck die Zeit brennt”.

    Klimaprotest könnte sich intensivieren

    Eigentlich stehen Klimaaktivisten und Fridays for Future den Grünen traditionell nahe. Bleibt das auch in Zukunft so? Protestforscher Dr. Michael Neuber nimmt bei Fridays for Future eine große Enttäuschung und Ernüchterung wahr, seitdem die Grünen in der Regierung sind. Er rechnet mit mehr Zulauf bei Klimabewegungen und einer Intensivierung der Proteste, wenn die Grünen den Ansprüchen, die die Klimaaktivisten an sie haben, in den nächsten Monaten nicht gerecht würden.

    Trotz der aktuellen Enttäuschung über die Politik der Ampel und die Grünen will der 16-jährige Klimaaktivist Luca Barakat weitermachen. "Wir machen Fridays for Future nicht, weil es uns Spaß macht, sondern weil wir die Hoffnung haben, dass die Politik bald einlenken wird."

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