Die geschweißten Metallstangen unter der Ölwanne sehen solide aus. Klaus Schwarmann wirkt zufrieden mit seiner Arbeit. Gleich wird er die Stangen noch mit einem Blech verkleiden. In die Reifen des Rettungswagens hat er ein Dichtmittel gefüllt, wie bei Baufahrzeugen. Damit sollte das geländegängige Fahrzeug auch in unwegsamen Gelände in der Ukraine einigermaßen durchkommen, ohne gleich liegenzubleiben.
In seiner Werkstatt in der Fränkischen Schweiz hat Schwarzmann zusammen mit einem Kollegen 30 Arbeitsstunden für den rot-weißen Kleinbus mit dem großen Roten Kreuz und dem Aufkleber "Ukraine Humanity Transport" aufgewandt: Kundendienst, Keilriemen gewechselt, kleinere Ausbesserungen und die Geländetauglichkeit gesteigert. Der Wagen ist jetzt sozusagen fronttauglich, er soll künftig im Osten der Ukraine eingesetzt werden. Zwei verwundete Soldaten können damit transportiert werden. Aber auch zivile Verletzte.
Schnelle Hilfe dank kurzer Wege auf dem Land
Den Rettungswagen hat Rudi Poser in Österreich gefunden, gekauft, nach Plankenfels gebracht und dann an Mechaniker Klaus Schwarzmann übergeben. Poser und sein Bekannter Dieter Schreiber haben bereits vier Hilfstransporte in die Ukraine organisiert. Am Freitag geht mit dem Rettungswagen und drei weiteren Kleinbussen der Fünfte auf die Reise. Die Idee kam gleich nach dem russischen Angriff, als er auf dem Sofa saß und die Nachrichten im Fernsehen sah, erzählt Dieter Schreiber. Es dauerte nicht lange und in seinem Heimatort Plankenfels fand sich eine Gruppe von freiwilligen Helferinnen und Helfern zusammen. Der Kontakt in die Ukraine entstand durch Julia Shabaranska, eine geflüchtete Ukrainerin, die jetzt im nahen Waischenfeld lebt.
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Hilfsorganisationen in der Region arbeiten zusammen
Außerdem arbeiten die Plankenfelser mit "Bayreuth Hilft" zusammen. Das ist eine gemeinsame Initiative der Uni Bayreuth, der IHK, dem Klinikum und dem Rotary Club. Nicolai Teufel organisiert und koordiniert die Hilfsaktionen. Der Wissenschaftler ist mit einer Ukrainerin verheiratet und leitet ein gemeinsames Projekt der Universitäten Bayreuth und Lwiw. Über die Uni in Lwiw und auch die ukrainischen Pfadfinder werden die Hilfslieferungen verteilt und weitergeleitet.
Die gefährlichen Transporte in den Osten der Ukraine und in die Frontgebiete übernehmen ukrainische Freiwillige, berichtet Teufel. Dafür sei er sehr dankbar, denn diese Menschen würden großen Mut beweisen. Über Messengerdienste erhalten er und die anderen deutschen Helfer immer den neuesten Stand der Transporte. So sei auch gewährleistet, dass die Hilfsgüter auch tatsächlich am Bestimmungsort ankämen.
Wärme für die Menschen im Kriegsgebiet
500 Wärmeboxen gehen mit dem nächsten Transport am kommenden Freitag auf die Reise, erzählt Alexander Zahn. Der ebenfalls bei "Bayreuth Hilft" engagierte Unternehmer hat mit Freunden und Kollegen über Weihnachten 40.000 Euro gesammelt. In den Wärmeboxen sind doppelte Schlafsäcke, Thermounterwäsche und Isomatten. Außerdem in jeder zehnten Box ein sogenannter Raketenofen, auf dem mit wenig Brennmaterial Nahrung zubereitet und Wärme erzeugt werden kann. Im Lager seiner Firma Desko stapelten sich die Wärmeboxen, bis sie in die Transporter von Rudi Poser und Dieter Schreiber verladen werden konnten.
Spenden werden immer gebraucht
Neben dem Rettungswagen haben Poser und Schreiber auch Stromgeneratoren angeschafft, die mit in die Ukraine gehen. Für ihr Engagement wurden sie mit dem Integrationspreis der Regierung von Oberfranken ausgezeichnet. Mit dem ersten Transport, gleich nach Kriegsausbruch, brachten sie 42 Geflüchtete aus der Ukraine mit nach Oberfranken. Später lieferten sie einen Schulbus nach Rudky, einer kleinen Stadt bei Lwiw.
Der Bus mit dem Plankenfelser Gemeindewappen an der Seite fährt dort Kinder zur Schule, berichtet Rudi Poser, der in seinem Beruf als Busunternehmer entsprechende Möglichkeiten und Kontakte hat. Für den Rettungswagen und die Generatoren haben sie etwa 20.000 Euro vorgestreckt. Die Hälfte haben sie schon an Spenden wieder reinbekommen. Und natürlich werden sie – zusammen mit "Bayreuth Hilft" – auch künftig weitere Transporte in die Ukraine fahren. Am Freitag früh um 4 Uhr starten sie jetzt erstmal von Plankenfels aus mit Konvoi Nummer fünf.
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