Fünf Zweigvereinen des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) im Diözesanverband Passau ist diese Woche die Anerkennung entzogen worden. Die Konten wurden eingefroren. Der offizielle Grund: verbandsschädigendes Verhalten.
Frauenbund-Zweigvereine haben sich aufgelöst
"Wir haben lange überlegt, was wir machen sollen. Und uns ist die Entscheidung sehr schwer gefallen, aber wir sehen keine andere Lösung", sagt Diözesanvorsitzende Claudia Seibold. Was sie mit verbandsschädigendem Verhalten meint, ist folgender Trend: In den vergangenen Monaten haben sich einige Frauenbund-Zweigvereine entweder ganz aufgelöst oder stark verkleinert - vier im Landkreis Deggendorf (Ottmaring, Wallerdorf, Wisselsing, Kirchdorf) und einer im Landkreis Rottal-Inn (Waldhof). Dutzende Mitglieder hatten gekündigt, und nur ein paar wenige sowie die Vorstandschaft blieben im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Parallel dazu haben die Vorstände neue Frauenvereine gegründet, in die die Ex-Frauenbundmitglieder eingetreten sind.
Neue Vereine dürfen KDFB-Logo nicht verwenden
"Es kann nicht sein, dass die Vorstände weiter vom KDFB profitieren, also Schulungen wahrnehmen, Zugriff auf Vorlagen für Gottesdienste haben und dieses Wissen dann in eigene Vereine tragen. Das ist unfair", sagt Seibold. Außerdem seien Haftungsfragen schwer zu klären. Passiert auf einer KDFB-Veranstaltung etwas, sind die Mitglieder über den Dachverband versichert. "Aber was ist, wenn etwas passiert und nur der Vorstand beim KDFB ist?", fragt Seibold und gibt selbst die Antwort: "Es geht so einfach nicht." Deshalb ist es den neuen Frauenvereinen künftig verboten, mit dem Namen KDFB oder dem Logo zu werben. Seibold betont, dass es sich nicht um ein Passauer Problem handle. Auch im Diözesanverband Regensburg wurde bereits einem Zweigverein die Anerkennung entzogen, bestätigt Vorsitzende Martha Bauer – aus demselben Grund. Die "Passauer Neue Presse" hatte zuerst darüber berichtet.
Gelingt neuen Vereinen eine Öffnung?
"Wir verstehen nicht, was wir falsch gemacht haben sollen. Nun gibt es eben zwei Vereine, die gemeinsam das Dorfleben gestalten", sagen hingegen die Frauenbund-Vorsitzenden Bettina Huber aus Ottmaring und Marianne Gerstl aus Wisselsing. Die neuen Vereine seien gegründet worden, um zukunftsfähig zu bleiben. Junge Frauen könnten sich mit der Katholischen Kirche nicht mehr so identifizieren, einige seien ausgetreten. "Mit dem neuen Verein wollen wir uns gesellschaftlich öffnen", sagt Gerstl.
In Ottmaring sind noch 16 Mitglieder im klassischen Frauenbund, 60 im neuen Frauenverein, in Wisseling verblieben zwölf Frauen im Bund, 80 sind im neuen Verein. Grund für den Umzug in die neuen Vereine sei für viele Frauen auch die steigende Mitgliedsgebühr. "Wir nutzen keine Schulungen. Und viele Frauen verstehen nicht, warum sie so viel Geld für den Dachverband zahlen sollen, wenn er ihnen vor Ort im Dorf nichts bringt", erklären die Vorsitzenden. Im Moment liegt der Jahresbeitrag bei 32 Euro. Bis zum Jahr 2030 soll er auf 48 Euro steigen.
Regensburger Diözesan-Vorsitzende in Sorge
Die Regensburger Diözesan-Vorsitzende Martha Bauer findet diese Argumentation schade. "Diese Frauen schauen nur darauf, was ihnen die Mitgliedschaft persönlich bringt und sehen immer weniger, dass hinter dem KDFB ein Bildungsverband steht, der sich politisch engagiert und viele Angebote für Frauen und Kinder bereitstellt." Sie beobachte generell mit Sorge, dass immer mehr Frauenbund-Zweigvereine aufgeben. Knapp 20 waren es in jüngster Zeit im Diözesanverband Regensburg. "In unserer Wohlstandsgesellschaft denken viele Frauen, dass schon alles erreicht ist und dass man sich nicht mehr engagieren muss. Aber man muss auch das Erkämpfte bewahren", sagt Bauer.
Der Katholische Frauenbund in Bayern hat nach eigenen Angaben rund 150.000 Mitglieder in acht Diözesanverbänden. Damit ist der bayerische Landesverband der größte in Deutschland. Der KDFB wurde vor mehr als 100 Jahren gegründet mit dem Ziel, sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen einzusetzen.
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