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Frau mit Traktor überrollt: Erlabrunn-Prozess vor Entscheidung

Am Amtsgericht Würzburg stehen in einem spektakulären Indizienprozess die Plädoyers an. Es geht um den Tod einer 71-Jährigen in Erlabrunn. Ein Gemeindearbeiter soll die Seniorin beim Winterdienst mit dem Traktor überfahren haben. Von Barbara Markus

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Erst die Plädoyers - und möglicherweise auch das Urteil. Am Amtsgericht Würzburg geht der sogenannte Erlabrunn-Prozess heute in die entscheidende Phase. Der Fall bewegt die Menschen weit über den Weinort Erlabrunn im Landkreis Würzburg hinaus. Es geht um den tragischen Tod einer 71-Jährigen am 5. Januar 2016. Ein 57-jähriger Gemeindearbeiter muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Er soll die Seniorin beim Winterdienst mit dem als Streufahrzeug genutzten Traktor überrollt haben. Der Mann bestreitet den Unfall.

Erlabrunn-Prozess am Amtsgericht Würzburg: wollte Gemeindemitarbeiter den Unfall vertuschen?

Nach dem Unfall, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll der Mann Fahrerflucht begangen und versucht haben, den Vorfall zu vertuschen. Unter anderem habe er dafür gesorgt, dass das Streufahrzeug neu lackiert wurde. Handydaten seien gelöscht worden. Zeugen hatten sich zugunsten des Angeklagte in Widersprüche verstrickt - ein Zeuge war sogar vorübergehend festgenommen worden. Die Polizei ging zunächst davon aus, das ein Sturz auf eisglatter Straße den Tod der Frau verursacht habe. Dann aber fanden sich am Leichnam der 71-Jährigen Reifenspuren des Traktors, mit dem der Gemeindearbeiter Salz gestreut hatte.

Kein Glatteis-Unfall: Reifenspuren brachten Ermittler auf Streufahrzeug

Eine 30-köpfige Ermittlungskommission hatte daraufhin nach dem Unfallverursacher gesucht. Die Beamten hatten mehr als 100 Zeugen vernommen: Anwohner, Fußgänger und Autofahrer. Durch ein aufwändiges 3D-Messverfahrenwar der Unfall exakt rekonstruiert worden. Der Verdacht der Ermittler war dann auf ein kommunales Streufahrzeug gefallen.

Das Verfahren entzweit Erlabrunn. Denn der 57 Jahre alte Angeklagte ist nicht nur Gemeindearbeiter, als verdienter Feuerwehrmann hat er großen Rückhalt. Die Familie des Opfers war Anfeindungen ausgesetzt, als es nach akribischen Ermittlungen zur Anklage wegen fahrlässiger Tötung gekommen war.