Die Riesbahn am Montagabend auf dem Weg von Aalen kurz vor Nördlingen: Gegen 19 Uhr entdeckt der Schaffner eine Frau - außerhalb des fahrenden Zugs. Ihre Hand ist in der Zugtüre eingeklemmt. Sofort zieht der Mann die Notbremse. Als die Bahn zum Stehen kommt, kann die Frau befreit werden. Mit lebensgefährlichen Verletzungen muss die 39-Jährige in die Uniklinik Augsburg gebracht werden.
Zugtür klemmte Hand der Frau ein
Die Beteiligten und Augenzeugen stehen noch immer unter Schock. Ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei Dillingen zufolge soll die Frau bei einem vorherigen Halt auf der falschen Seite des Zuges, auf der bahnsteigabgewandten Seite ausgestiegen sein. Offenbar hat sie dann den Fehler bemerkt und versucht, in den Zug zurück zu kommen. Dabei schloss sich die Tür, die Hand der Frau wurde eingeklemmt - und der Zug fuhr los.
Zug gab Türen beider Seiten zum Ausstieg frei
Nach BR24-Recherche handelt es sich bei dem eingesetzten Zug um eine Ersatzbahn der Weser Ems Eisenbahn GmbH (WEE). Eigentlich sollte auf der Strecke seit Wochen schon eine Bahn des Betreibers Go Ahead fahren. WEE-Geschäftsführer Daniel Wulfing sagte im BR24-Gespräch, dass bei diesen Waggons immer die Türen beider Seiten zum Ausstieg frei gegeben werden. Fährt der Zug los, würde die Tür wieder blockiert.
Alte Technik noch immer im Regelbetrieb im Einsatz
Aus Sicherheitsgründen haben moderne Züge einen anderen Schließmechanismus. Bei ihnen werden nur die Türen zum Ausstieg frei gegeben, die sich auf der entsprechenden Bahnsteigseite befinden. Weil aber nicht genügend moderne Züge zur Verfügung stehen, würden Wagons älterer Bauart deutschlandweit noch immer im Regelverkehr eingesetzt, so Wulfing. Vergleichbare Unfälle wie der in Nördlingen seien in den vergangenen 50 Jahren immer wieder passiert, etwa erst kürzlich in Stuttgart.
Weil es dem Bahnbetreiber Go Ahead weiterhin an Personal und Zügen fehlt, stemmen derzeit die WEE gemeinsam mit der BayernBahn und der Deutschen Bahn den Verkehr auf der Riesbahn.
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