Er hat den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr im Ort stehts gute Dienste geleistet: Im Löschweiher am Ortsrand staute sich das Wasser, das über einen Abfluss dann rasch in die Ortsmitte geleitet werden konnte. Vor rund 20 Jahren konnte man hier so einen großen Scheunenbrand löschen, damals war genug Wasser da.
Biberspuren führen in Löschweiher
Doch dann siedelte sich vor einiger Zeit der Biber im kleinen Hergersbach, einem Gemeindeteil von Windsbach an. "Das sind die Zugänge, wo der Biber reingeht. Rein und raus", sagt Jürgen Reck und zeigt auf eine Spur aus Erde und platt gedrücktem Gras, die in den Weiher hineinführt. Reck ist Kommandant der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr (FFW). Zusammen mit Hans Schopf, der auch bei der Feuerwehr ist, kontrolliert er den Abfluss des Weihers. Er ist wieder einmal dicht, hier kommt kein Wasser durch.
Schieber ist blockiert, Dämme stauen Bach
"Bei einem Brandfall oder wenn man Wasser im Dorf braucht, hat man da aufdrehen können", sagt Jürgen Reck und dreht an einem eisernen Ventil. "Dann ist unten ein Schieber aufgegangen und dann hat man richtig Wasser im Dorf gehabt." Doch, erzählt er weiter, der Biber habe den Schieber immer wieder mit Ästen und Gräsern verstopft. Mehrmals haben die Feuerwehrler den Abfluss schon gesäubert, aber immer wieder kam der Biber ihnen zuvor. Zudem stauen die Biber hier auch den Bach, über den der Abfluss dann das Wasser in den Ort leitet. Selbst wenn der Schieber frei wäre, sagt Schopf, würde es durch die Dämme sehr lange dauern, bis genügend Löschwasser im Ort ankommt.
Feuerwehr und Anwohner fordern Abschuss
Als Gegenmaßnahme ließ die zuständige Naturschutzbehörde die entsprechenden Stellen säubern und absetzen. Doch für die Feuerwehrler ist klar: Ausbaggern und Säubern sind keine Dauerlösung. Viele Bewohner und auch die Stadt Windsbach fordern deshalb eine Ausnahmeregelung: Also den Abschuss des Bibers, im Fachjargon "abfangen" genannt. Immer wieder haben auch Landwirte solch große Probleme mit den Bibern, dass die zuständigen Behörden einen Abschuss erlauben. Doch die Untere Naturschutzbehörde in Ansbach erlaubt diesen Abfang bisher nicht.
"Frage der Zeit" bis nächster Biber nachrückt
Eine solche Maßnahme, so heißt es aus dem Amt, sei nur im Einzelfall möglich, als letztes Mittel quasi. "Wir haben grad im Fall von Hergersbach da eine besonders große Herausforderung, denn wir haben die Rezat und ein Natura 2000 Gebiet in der Nähe", erklärt ein Landratsamt-Sprecher die Entscheidung. "Und im Falle eines Abfangens wäre es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Biber sich ansiedelt."
Eine Option: Teurer unterirdischer Löschwasserspeicher
Eine Entscheidung, die selbst die Stadt Windsbach, zu der Hergersbach gehört, nicht verstehen kann. "Aus unserer Sicht ist die Entnahme des Bibers an dem betroffenen Bachabschnitt zwischen Hergersbach und dem Weiher eine angemessene Maßnahme", so der erste Bürgermeister Matthias Seitz auf BR-Anfrage. Man sei aber mit der Unteren Naturschutzbehörde in Ansbach in Kontakt und suche nach einer dauerhaften Lösung. Im Moment sei unter anderem ein unterirdischer Löschwasserbehälter eine Option. Die Kosten dafür liegen laut Stadt im sechsstelligen Bereich. "Die Stadt Windsbach müsste das Bauwerk mit Eigenmitteln ohne staatliche Zuwendungen aus dem kommunalen Haushalt finanzieren", heißt es außerdem aus dem Rathaus.
Biber buddelte ganze Rohre aus
Eine zweite Möglichkeit ist eine bachbegleitende Rohrleitung. Diese sollte im besten Falls so eingesetzt werden, dass der Biber sie nicht aus der Erde hebt. Jürgen Reck zeigt auf ein Rohr, das nun über aufgebuddelter Erde an einer Seite über dem Weiher schwebt. Dieses Provisorium habe man für einen Testlauf verwendet. Der Biber hat das Rohr in kurzer Zeit einfach ausgegraben. Für das Rathaus ist die Rohr-Lösung dennoch attraktiver, denn, so der Bürgermeister, hier kämen eventuell Förderungen hinzu. Man muss alelrdings bedenken, dass die Rohrleitung durch Privatgrundstücke gelegt werden muss. Und auch die Staatsstraße unterquert. Ob das überhaupt möglich ist, muss abgeklärt werden.
FFW: "Brandschutz hinter Tierschutz"
Für die Feuerwehrler und viele Anwohner dauert die Lösungsfindung dennoch zu lange. "Wir haben jetzt Gott sei dank die letzten Jahre nichts gehabt", erzählt FFW-Kommandant Jürgen Reck. Es brenne hier nicht häufig, aber man unterstütze auch die Nachbargemeinden bei Löscharbeiten. Und für den Ernstfall möchte man eben gewappnet sein und zwar so rasch wie möglich. "Mich stört am meisten, dass hier eigentlich der Brandschutz hinter dem Tierschutz angesetzt wird. Der müsste eigentlich weit drüber liegen, da dürfte es keine Diskussion geben."
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