Mann beißt in Wurstsemmel
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Was es braucht, um einen Wahlkampf-tauglichen Skandal zu erzeugen, lässt sich dieser Tage in Würzburg beobachten. - quer vom 04.05.2023

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Fortsetzung im Wurststreit: Würzburger Stadträte weiter uneins

Soll der Würzburger Hafensommer rein vegetarisch sein? Oder soll es doch Fleisch zu essen geben? Im Stadtrat wird darüber weiter heftig debattiert. Ein Interview von Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke im "Spiegel" erhitzt die Gemüter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Der Würzburger Wurststreit ging am Donnerstag unerwartet in die Verlängerung: Ein Interview, das Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke dem "Spiegel" gegeben hat, sorgte für hitzige Diskussionen im Stadtrat. In dem Interview erklärte Könneke, warum das Catering beim Würzburger Hafensommer in diesem Jahr ausschließlich vegetarisch sein soll. Gleich mehrere Stadträte ergriffen in der Sitzung das Wort. Dabei sollte der Wurststreit erst in der nächsten Sitzung Thema sein.

Stadträte empört über angebliche "Wurstkoalition"

"Es ist ein Skandal, was hier abgeht! Wie stehen wir in der deutschen Presselandschaft mit unserer Stadt da? Nach Layla kommt der Wurst-Skandal. Das kann’s nicht sein!", sagte etwa FDP-Stadtrat Andrew Ullmann.

Besonders eine der insgesamt acht Antworten im "Spiegel"-Interview erhitzt die Gemüter. So sagte Könneke: "Ich kann das Befremden einiger, von der Metzgerstochter oder dem Großbauer, durchaus verstehen." Gemeint sind damit offensichtlich zwei Würzburger Stadträte. Weiter sprach Könneke von der "Wurstkoalition" aus CSU, FDP und weiteren Stadträten. "Auch der Ton, der jetzt angeschlagen wird: Das waren wir bisher nur von der AfD gewohnt", so Könneke im "Spiegel".

Stadträte fordern Entschuldigung

"Ich möchte schon wissen, was der Stil in unserem Hause ist", sagte nun Stadträtin Christine Bötsch (CSU) in Richtung des Kulturreferenten. FDP-Stadtrat Joachim Spatz wurde emotional: Könneke warf er einen "ausgrenzenden Stil" vor – und er forderte eine Entschuldigung "für diese Entgleisungen". Könneke wiederum sah dafür keinen Anlass. Er verwies auf den interfraktionellen Antrag, der bald behandelt werden soll: "In Ihrem Antrag legen Sie nahe, dass das Hafensommerfestival zu einem Umerziehungslager verkommen soll." Außerdem bat er den Stadtrat darum, "sich aus der Menüauswahl schlicht rauszuhalten."

Stadtrat soll über Essens-Angebot beraten

In dem Antrag fordern CSU, FDP, Freie Wähler und weitere Stadträte, dass es beim diesjährigen Hafensommer nicht nur vegetarische Produkte geben sollte. Die Antragssteller sprechen von einer "edukativen Sortimentsbeschränkung". Weiter heißt es: "Es steht einer Stadt nicht an, im weiteren Sinne hier nicht nur zu informieren, sondern durch Angebotseinschränkungen zwanghaft erzieherisch tätig zu sein." Diesen Antrag behandelt der Stadtrat in der nächsten Sitzung am 25. Mai.

Bereits 2022 Nachfrage nach vegetarischen Gerichten groß

Beim Hafensommer handelt es sich um eine 17-tägige Konzertreihe. Veranstalter ist der Fachbereich Kultur der Stadt Würzburg. Beim Hafensommer gab es bereits im vergangenen Jahr kein Fleischgericht mehr – allerdings stand noch Fisch auf der Speisekarte. Auch den soll es dieses Jahr nicht mehr geben. Kulturreferent Könneke begründete das im BR-Gespräch mit der Nachfrage: "Einfach aus der Erfahrung heraus, weil in den letzten Jahren die vegetarischen Gerichte am besten liefen." Außerdem will die Würzburger Stadtverwaltung bis 2030 klimaneutral sein. Auch das habe bei der Entscheidung eine Rolle gespielt.

Der Hafensommer findet in diesem Jahr von Ende Juli bis Anfang August statt. Im vergangenen Jahr kamen etwas mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher. Die Konzerte reichen von Klassik, Pop, Rock bis zu Weltmusik.

Im Video: Vegetarisches Catering beim Würzburger Hafensommer

Bratwürste auf einem Rost (Symbolbild)
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Bratwürste auf einem Rost (Symbolbild)

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