Bei einem Protest gegen Corona-Maßnahmen in Dresden hält ein Mann mit karierter Mütze und gelbem T-Shirt mit der Rückseiten-Aufschrift "Fake News" ein rotes Plakat in Richtung zweier Fotografen.
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Warum gibt es Verschwörungstheorien? Daran forscht unter anderem ein Psychologe an der Uni Bamberg.

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Forscher: Verschwörungstheorien nehmen während des Krieges zu

Marius Raab von der Uni Bamberg forscht zu Verschwörungstheorien. Warum Menschen an solche Mythen glauben und warum diese vor allem während Kriegs- und Pandemiezeiten eine Blütezeit erleben, erklärt er im BR-Interview.

Seit Anfang des Monats gelten in Bayern die meisten Corona-Maßnahmen als beendet, einige wenige bundesweite Regelungen gelten weiterhin bis zum 7. April. Gegen diese Maßnahmen hatte sich die sogenannte Querdenker-Bewegung erhoben, bestehend aus Kritikern, Verschwörungstheoretikern, zum Teil auch Menschen mit rechtsextremen Überzeugungen. Doch fehlt diesen Menschen ohne Corona-Maßnahmen nun die Basis für ihre Bewegung? Und wie kommt es überhaupt zu solchen Verschwörungstheorien?

"Flut an Informationen" führt zu Verschwörungstheorien

Marius Raab forscht und lehrt am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Er hat 2016 über "Experimentelle Ansätze zur Erforschung von Verschwörungstheorien" promoviert. Seiner Meinung nach hängen Menschen Verschwörungstheorien an, da es für sie schwierig ist, bei zu vielen Informationen, die auch aus nicht sehr verlässlichen Quellen kämen, auszumachen, was der Realität entspricht. "Außerdem wissen wir nicht, wie wir beispielsweise mit Krieg oder einer Pandemie umgehen sollen, da es hierfür keine festgelegten, idealen Handlungsroutinen gibt", sagte der Forscher im Interview mit der Bayern 2-regionalZeit.

Verschwörungstheorien, also die Annahme, dass etwas im Verborgenen passiert, das einem persönlich schaden könnte, öffentlich aber nicht so gesehen wird, gebe es laut Raab gerade bei Krieg und Corona, "weil da einfach viel Erklärungsbedarf da war und auch da ist." Bei diesen Themen lägen nicht alle Handlungsmöglichkeiten klar auf dem Tisch, die wir auswählen könnten, so Raab weiter. "Das bringt Menschen dazu, solche verborgenen Ursachen anzunehmen oder in Erwägung zu ziehen." Derzeit würden Verschwörungstheorien hauptsächlich als Propagandainstrument genutzt, sagt Raab.

Querdenker nicht pauschal demokratiefeindlich

Er würde aus psychologischer Sicht den Querdenkern und der sogenannten "Neuen Friedensbewegung" keinesfalls pauschal eine Demokratiefeindlichkeit zuschreiben, da bei beiden Bewegungen berechtigte Ängste vorhanden seien.

"Krieg ist etwas Schreckliches, was uns Angst macht, genauso wie uns Covid Angst gemacht hat." Marius Raab, Psychologe Uni Bamberg

Die Menschen, die da derzeit auf die Straße gehen, seien also nicht alle gegen die Demokratie eingestellt, "aber weil es so viele bewegt, ist es für die, die gegen die Demokratie kämpfen wollen, ein guter Anlass, um prominent vor Ort zu sein (...) und durch die Masse, die da steht, Relevanz zu zeigen. Man könnte da auch Unterwanderung sagen - Unzufriedenheit ist da und wird Instrumentalisiert", sagt Raab im Interview mit Bayern 2.

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