Klassenzimmer der Regina-Stein-Schule in Nürnberg
Bildrechte: BR/Tina Wenzel

Förderschule vor dem Aus

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Förderschule vor Aus: Eltern sorgen sich um Zukunft ihrer Kinder

Regelschulen sind beim Thema Inklusion überfordert, sagen Experten. Trotzdem steht ein Förderzentrum in Nürnberg wegen Brandschutzauflagen vor der Schließung, die Kinder müssen wohl in die Regelschule wechseln. Nicht nur die Eltern sind verzweifelt.

Mehrere Eltern sind vor der Regina-Stein-Schule in Nürnberg zusammengekommen. Sie sorgen sich um die Zukunft ihrer Kinder. Das anerkannte Förderzentrum steht vor dem Aus, denn das Gebäude entspricht nicht den aktuellen Brandschutzvorgaben. Wenn keine Lösung gefunden wird, müssen die Kinder ab nächstem Schuljahr in die Regelschule. "Das wäre furchtbar. Das gefährdet das seelische Kindswohl meines Sohnes, der hier in die erste Klasse geht", sagt Daniela Idelbi. "Das ist für uns eine Horrorvorstellung", fügt Nicole Wagner hinzu, ihr 11-jähriger Sohn besucht ebenfalls die Schule.

Kleine Klassen, speziell geschulte Pädagogen

In der Regina-Stein-Schule lernen die Schüler von der ersten bis zur siebten Klasse in kleinen Gruppen, berichtet Schulleiter Sebastian Kern. Die Lehrkräfte und Pädagogen sind speziell geschult, um auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Kinder mit Autismus oder ADHS besuchen die Schule genauso wie Schulverweigerer und Kinder mit Schulangst. "Unsere Tochter war davor in einer Schulklasse mit 25 Kindern. Das hat sie unglaublich gestresst und sie ist häufig krank geworden. Hier geht es ihr viel besser", berichtet Claudia Zöhrer.

Regelschulen schon jetzt am Limit

Der Gedanke, die knapp 70 Schüler in Regelschulen unterzubringen, bereitet Sandra Schäfer vom Nürnberger Lehrer- und Lehrerinnenverband Bauchschmerzen. Die Regelschulen seien am Limit und könnten den Schülern der Regina-Stein-Schule nicht gerecht werden. Das Gleiche gelte auch für die Regelschulen mit Förderschwerpunkt. Laut Kultusministerium tragen zwölf Regelschulen in der Stadt Nürnberg das Label Inklusion. Bayernweit sind es 452 Schulen. Laut einer Befragung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes gaben 97 Prozent der Lehrer und Lehrerinnen an, dass Inklusion ein sehr hohes, aber mit den Rahmenbedingungen des Ministeriums nicht realisierbares Ziel sei.

Mehr Förderplätze nötig

Es braucht die Plätze an den Förderzentren weiterhin, sagt Sandra Schäfer – insbesondere in dem Bereich, in dem die Regina-Stein-Schule tätig ist. "Beim Förderschwerpunkt sozial-emotional fehlen seit Jahren Plätze. Und in der jetzigen Situation wird der Bedarf noch steigen", sagt Schäfer. Die Corona-Pandemie hat bei Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen. Umso wichtiger sei es, die Förderplätze zu erhalten. Dafür kämpft auch Elke Stein-Nagel, die Vorsitzende des Trägervereins und Tochter der Gründerin der Schule. Eine passende Immobilie sei aber nicht in Sicht, und bislang auch kein neuer Träger, der mehr Geld mitbringt.

Die Nürnberger Regina-Stein-Förderschule soll geschlossen werden.
Bildrechte: BR/Tina Wenzel

Nürnberger Privatschule vor dem Aus

Online-Petition gestartet

Eine Onlinepetition, gerichtet an Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, haben Tausende schon unterschrieben. Elke Stein-Nagel sieht die Stadt und den Freistaat in der Pflicht, die Förderplätze zu retten. Die Stadt Nürnberg teilte auf Anfrage mit, als Vermittler weiterhin nach Gebäuden und geeigneten Trägern zu suchen. "Ich habe große Hoffnungen, dass sich noch jemand findet, der die Trägerschaft übernimmt. Wir hoffen alle auf ein Wunder. Ich habe keinen Plan B bisher", sagt Astrid Zitzmann, deren Söhne auf die Regina-Stein-Schule gehen.

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