Die Region Hof trägt internationale Verantwortung für das Überleben der Flussperlmuschel, denn hier leben europaweit die letzten größeren Restbestände der vom Aussterben bedrohten Tierart. Es gibt laut Bund Naturschutz (BN) noch knapp 30.000 Exemplare. In den 1950er Jahren tummelten sich noch mehrere Millionen Flussperlmuscheln in den Bächen der Region.
1,7 Millionen Euro für Flussperlmuscheln
Mit Unterstützung der EU hatte der BN Hof für rund 1,7 Millionen Euro die ehemalige Huschermühle bei Regnitzlosau zur größten Muschel-Zuchtstation Deutschlands umgebaut. 20.000 Jungmuscheln konnten dort seit 2018 betreut werden, erklärt der BN. Das dreijährige, grenzüberschreitende EU-Projekts endet am 31. Dezember 2020.
EU-Projekt läuft aus – Bestand nicht gesichert
Die EU-Förderung läuft jetzt aus. Der Bestand der Flussperlmuschel muss aber langfristig gesichert werden, so BN-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Degelmann. Der BN als Betreiber der größten Aufzucht-Station hat nun Zuschüsse aus dem Bundesprogramm "Artenvielfalt" für die nächsten sechs Jahre beantragt. Dabei wollen die Oberfranken sich mit anderen Muschel-Projekten in ganz Deutschland, darunter in Passau, stärker vernetzen.
In sechs Jahren sollte der Bestand der vom Aussterben bedrohten Muschel so stabil sein, dass keine Nachzucht durch die Menschen mehr nötig ist, hoffen die Muschelschützer.
"Für den Artenschutz braucht man einen langen Atem." Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer BN Hof
Wasserspielplatz für eine der weltweit ältesten Tierart
An der Huschermühle betreibt der BN auch Umweltbildung rund um die Flussperlmuschel. So finden zum Beispiel Führungen statt. Ein Film für die Zusammenarbeit mit Schulen wurde gedreht. Im Frühjahr 2021 soll ein spezieller Wasserspielplatz eröffnet werden.
Die Muscheln gelten als eine der ältesten Tierarten weltweit. Die handtellergroßen schwarzen Muscheln sind unscheinbar und wirken mit ihrem nierenförmigen Bau auf den ersten Blick wie ein Stück Holzkohle. Fürs Überleben brauchen die Muscheln klare Gewässer und Bachforellen als Wirtstiere. An den Kiemen der Forellen wachsen die Muschel-Larven mehrere Jahre.
Bund Naturschutz Hof investiert in Wasserqualität
Die Flussperlmuschel ist ein wichtiger Parameter für ein funktionierendes Ökosystem. Schon seit rund 30 Jahren ziehen Wasserwirtschaftsamt, Naturschutzbehörden, Bund Naturschutz Hof und die TU München an einem Strang: In Form von verschiedenen Projekte wurden bislang rund zehn Millionen Euro in die Verbesserung der Wasserqualität investiert. Doch das alleine reicht nicht aus. Denn noch ist unter anderem zu viel Sediment, wie zum Beispiel Sand, in den Bachbetten, weshalb die empfindlichen Muscheln nicht überleben können.
Die Region Hof trägt internationale Verantwortung für das Überleben der Flussperlmuschel.
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