Fluggäste stehen vor dem Terminal des Allgäu Airports
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Flughafen Memmingen baut trotz Corona-Pandemie sein Angebot aus

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Flughafen Memmingen baut trotz Corona-Pandemie sein Angebot aus

Flughafen Memmingen baut trotz Corona-Pandemie sein Angebot aus

Vom Memminger Flughafen können Passagiere schon bald nach Riga, Billund oder Lappeenranta fliegen. Der Allgäu Airport versucht damit trotz Corona mehr Reisende anzulocken. Und das gelingt ihm auch, allerdings nicht so sehr bei Urlaubern.

Der Memminger Flughafen erweitert sein Angebot an Reisezielen und peilt trotz der Corona-Pandemie neue Passagier-Rekorde an. Möglich macht das auch die besondere Ausrichtung des Flugplans mit vielen Flügen von und nach Ost- und Südeuropa, die stark etwa für Verwandtschaftsbesuche zwischen hier lebenden Menschen und solchen etwa in Bulgarien, Rumänien, der Ukraine oder Russland genutzt werden.

Flüge zur Verwandschaft sind besonders beliebt

Es gebe "einen ungebrochenen Drang, Freunde und Familie zu besuchen", wohingegen der Urlaubsverkehr und der Geschäftsreiseverkehr in den letzten eineinhalb Jahren eher stärker zurückgegangen seien, sagte Flughafengeschäftsführer Ralf Schmid dem BR.

Wenig Urlaubsreisen vom Allgäu Airport

Laut einer Studie des Ifo-Instituts entfällt in Memmingen annähernd die Hälfte der Reisen auf Besuche bei Verwandten oder Freunden, gut ein Viertel auf geschäftliche Gründe. Nur knapp ein Drittel der Passagiere unternimmt Urlaubsreisen über den Allgäu-Airport – ein Vorteil für den Flughafen in der Pandemie. Aufgrund dieses "Fokus‘ auf ethnischen Verkehr und weniger Geschäfts- bzw. Ferienflieger als vergleichbare Flughäfen" wurde der Allgäu Airport von der Pandemie weniger stark getroffen, sagte auch Albert Schultz aus dem Aufsichtsrat des Allgäu Airport dem BR.

Rund 80 Unternehmen sind am Memminger Flughafen beteiligt

Schultz ist zugleich Geschäftsführer beim Memminger Maschinenbauer Magnet-Schultz, seit dem Jahr 2002 Gründungsmitglied der Betreibergesellschaft des Flughafens mit ihrer besonderen Struktur: Rund 80 Unternehmen aus der Region sind daran beteiligt: Industrie- und Logistikunternehmen, Bau- und Holzfirmen, auch eine Druckerei sowie Tourismusbetriebe. Auch die Allgäuer Landkreise und kreisfreien Städte sind Gesellschafter des Flughafens. Alle profitieren in wirtschaftlicher Hinsicht von dem Regionalflughafen.

Flughafenleitung: Allgäu Airport sichert Jobs

So sind laut der ifo-Studie aus dem Jahr 2018 in einem Untersuchungszeitraum seit 2008 rund 15 Prozent mehr Übernachtungsgäste ins Allgäu gekommen, "als es ohne die Inbetriebnahme des Verkehrsflughafens der Fall gewesen wäre". Die einreisenden Gäste geben demnach mehr als 230 Millionen Euro jährlich in den Zielregionen des Allgäu Airport aus. Dazu sichere er über tausend Arbeitsplätze.

Steigerung der Standort-Attraktivität

Wie sehr einzelne Betriebe vom Flughafen profitieren, lasse sich jedoch schwer in Zahlen ausdrücken, sagte Aufsichtsrat Albert Schultz, man erziele als Gesellschafter auch "keine Dividenden". Die ganze Region profitiere jedoch "qualitativ", weil die Attraktivität des Standortes steige, zum Beispiel, wenn es um Personalakquise gehe. Maschinenbauer MAHA aus Haldenwang, ebenfalls Gesellschafter des Airports, teilte dem BR auf Anfrage mit, man profitiere zeitlich bei vielen dienstlichen Reisen vom nahe gelegenen Flughafen nahe dem Autobahnkreuz Memmingen mit der A7 und der A96.

Kritik an geplanten Amazon-Logistikzentrum am Flughafen

Auch für Gewerbeansiedlungen ist die Region attraktiv. Für großes Medien-Echo sorgt in diesem Zusammenhang seit Längerem ein vom US-Versandhändler Amazon geplantes Logistikzentrum am Allgäu Airport. Arbeitnehmervertreter und verschiedene Lokalpolitiker kritisieren die Arbeitsbedingungen beim US-Riesen und den fehlenden Nutzen für die lokale und regionale Wirtschaft.

Stetig steigende Passagierzahlen

Unabhängig davon hat der Flughafen die Passagierzahlen in Memmingen seit dem Betriebsbeginn im Jahr 2007 stetig gesteigert: Von rund 170.000 Passagieren im ersten Jahr auf über 1,7 Millionen im Jahr 2019. 2020 flogen trotz Corona immer noch knapp 700.000 Menschen von oder nach Memmingen. 2022 peile man wieder die Marke aus dem Rekordjahr an, so Geschäftsführer Schmid – mindestens.

Allgäu Airport will mit neuen Zielen noch attraktiver werden

Potenzial gebe es noch: Laut einer Mitteilung der Airport GmbH erreichen 3,2 Millionen Menschen, auch etwa aus der Schweiz oder Österreich, den Flughafen in einer Fahrzeit von maximal einer Stunde, 11,2 Millionen in maximal zwei Stunden. Die Fluggäste locken sollen neue Verbindungen. Zum Winterflugplan ab Sonntag (31.10.) werden ab Memmingen 44 Flughäfen angesteuert, so viele wie noch nie. Darunter sind neue Ziele etwa in Finnland, Lettland und Bulgarien, aber auch neue Ferienflieger nach Zypern oder Gran Canaria.

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