Laut einer Statistik des Hofer Jobcenters ist der Bevölkerungsanteil von arbeitssuchenden Flüchtlingen bundesweit nur im niedersächsischen Salzgitter noch höher als in Hof. Vor allem günstige freie Wohnungen dürften viele Flüchtlinge in die ehemalige "Zonengrenzregion" locken. Dazu herrscht hier ein relativ tolerantes Klima, und die Stadtgesellschaft bemüht sich, die Neubürger einzubinden. Als Beispiel nennt CSU-Oberbürgermeister Harald Fichtner ein System von Patenschaften, das die Vereine entwickelt haben.
Das alles, sagt Fichtner, "funktioniert bei den hohen Zahlen aber nicht mehr." Fichtner befürchtet, dass das Engagement und die Stimmung in der Stadt kippen könnten. Vor allem, wenn sein Parteifreund, der Hofer Landtagsabgeordnete Alexander König, recht behalten sollte, der glaubt: "Familiennachzüge lassen für die Zukunft eine weitere dramatische Verschärfung der Situation erwarten." Kindergärten und Schulen seien schon jetzt gefüllt. Der BR hatte bereits Anfang des Monats von den Schwierigkeiten berichtet. Seither hat sich die Lage nicht entschäft. Im Gegenteil.
Die Situation in Zahlen
Hof hat derzeit rund 47.000 Einwohner. Etwa 550 Bedarfsgemeinschaften mit Flüchtlingshintergrund sind beim Jobcenter gemeldet. Zum Vergleich: In der etwas kleineren Stadt Coburg sind es nur knapp 190. In Bayreuth mit seinen 72.000 Einwohnern sind es knapp 260. Die Sozialausgaben bekommt die Stadt zwar wieder von staatlichen Stellen erstattet, für OB Fichtner ist das jedoch nur "ein schwacher Trost". Ihm gehe es vor allem um die Probleme bei der Integration. Speziell um die Probleme bei der Arbeitsmarktintegration. Sebastian Peine, Leiter der Agentur für Arbeit in Hof, sagte dem BR vor kurzem wörtlich: "Wohnen ist nicht alles." Sprich: Man müsse sich auch um Jobs für die Flüchtlinge kümmern.
Wie die Flüchtlinge nach Hof kommen
Anerkannte Asylbewerber, die keine Sozialleistungen bekommen, können nach Angaben des Sozialministeriums ihren Wohnort grundsätzlich frei wählen. Etwas komplizierter wird es bei anerkannten Flüchtlingen, die Unterstützung erhalten. Drei Jahre nach Anerkennung müssen sie demnach in dem Bundesland bleiben, dem sie für das Asylverfahren zugewiesen waren.
Die bayerischen Bezirksregierungen haben die Möglichkeit, anerkannten Asylbewerbern und dauerhaft bleibeberechtigten Flüchtlingen für die Dauer von drei Jahren einen Wohnsitz zuzuweisen. Man fordere diesen Personenkreis in der Regel auf, aus der staatlichen Unterkunft auszuziehen und sich eine Wohnung zu suchen, erläuterte der Sprecher der Regierung von Oberfranken das Vorgehen der sieben Bezirksregierungen. Klappe das nicht, werde eine Wohnung zugewiesen.
Das Ziel: eine gerechtere Verteilung
Der Landtagsabgeordnete König fordert nun, dass Hof bei diesen Zuweisungen außen vor bleiben soll, bis die Integrationsvoraussetzungen wieder besser sind. Oberbürgermeister Fichtner setzt auf Gespräche mit der Staatsregierung und glaubt:
"Das Thema ist in München angekommen." Harald Fichtner
Die beiden Hofer Politiker erwarten, dass in Bayern die Flüchtlinge annähernd gleich verteilt werden. Aus dem Sozialministerium heißt es, man stehe im engen Austausch mit den Verantwortlichen, könne aber jetzt noch keine Details für eine mögliche Lösung nennen.