Schlittschuhlaufen ist ein toller Freizeitsport: Es bringt unser Herz-Kreislauf-System ordentlich in Schwung und trainiert Ausdauer, Koordination und Gleichgewicht. In Nürnberg machen sich das Senioren zunutze: Die ältesten Teilnehmer beim wöchentlichen Seniorenlauf im Nürnberger Eisstadion sind tatsächlich über 90 Jahre alt. Franz Schmidt, 92 Jahre, und Franz Maier, 93 Jahre, drehen regelmäßig auf dem Eis ihre Runden.
Geselligkeit und Bewegung beim Eislaufen
Es sei das Eislaufen selbst, das Treffen mit den Freunden, nachher die Unterhaltung, so beschreibt der 92-jährige Franz Schmidt das Eisvergnügen, denn meistens setze man sich noch ein bisschen zusammen, das sei das Schöne dran. Schmidt ist ein großer, schlanker Mann, den man locker zwanzig Jahre jünger schätzen würde.
Jeden Montag um die Mittagszeit kommt er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Erika Wieser ins Nürnberger Eisstadion. Denn hier glänzt die Eisfläche zwei Stunden lang nur für Senioren. Ein Angebot, das alle sehr zu schätzen wissen. Diesmal muss der 92-jährige Eisprinz allerdings allein die Stiefel schnüren. Seine zierliche, neunzigjährige Partnerin Erika will lieber zuschauen.
Seit der Kindheit auf dem Eis
Viele der Eisläuferinnen und Eisläufer kennen sich schon seit Jahrzehnten. Entsprechend locker und gesellig ist die Stimmung. Während des Eislaufs bei dezenter Musik, sammelt einer der Senioren von jedem Anwesenden die vier Euro Eintritt ein. Eisprinz Franz Schmidt hat gerade bezahlt. Jetzt beginnt er sehr souverän, seine Runden zu drehen. Der 92-jährige hat mehr Kondition, als mancher junge Läufer und lässt sich vor allem nicht aus der Ruhe bringen. Immer wieder gesellen sich andere Läufer oder Läuferinnen zu ihm. Die Senioren fahren nebeneinander oder sogar einige Bahnen Hand in Hand und unterhalten sich dabei.
In einer kurzen Pause an der Bande erzählt Franz Schmidt, dass ihn das Eislaufen schon seit seiner Kindheit begleitet. Später habe er in Weiden in der Oberpfalz etliche Jahre Eishockey gespielt. Aktiv, in der Bayerischen Landesliga, aber natürlich als Amateur, denn professionell wurde Eishockey damals noch nicht gespielt, so der 92-jährige.
Eislaufen als moderates Ganzkörpertraining im Alter
Eislaufen ist auch im Alter ein guter Freizeitsport. Vor allem vom moderaten Ganzkörpertraining können Senioren profitieren. Die gleitenden Bewegungen schonen Bandscheiben und Gelenke. Ein Aufprallschock, wie etwa beim Joggen, entfällt - schreibt etwa auch die Techniker Krankenkasse. Dadurch ist der Sport nicht nur für erfahrene und sportliche Senioren, sondern auch für Übergewichtige gut geeignet.
Treffen der Eisprinzen
Franz Schmidt stellt sich für ein Foto mit seinen Freunden auf die Eisfläche. Dann steuert er quer über die Eisbahn auf den Ausgang zu. Seine Trainingseinheit endet hier. Er möchte seine Lebensgefährtin Erika nicht so lange auf der Tribüne sitzen lassen. Zum Zuschauen ist es einfach zu kalt. Immerhin ist sie auch schon neunzig Jahre alt.
Als die beiden wieder in die Kabine gehen, treffen sie ihren Freund Franz Maier, der gerade erst gekommen ist. Der kleinere, durchtrainierte Sportler ist schon 93 Jahre alt. Nach dem ersten "Hallo" schnürt auch Franz Maier seine Schlittschuhe und steuert auf die Eisbahn zu.
Der 93-jährige Franz Maier (l.) liebt das Eisvergnügen. Er war früher Eistänzer.
Der 93-jährige Franz war Eistänzer
Franz Maier bewegt sich mit seinen 93 Jahren immer noch so schnell und geschickt auf dem Eis, als hätte er nie was anderes gemacht. Und so war es letztlich ja auch. Der gebürtige Münchner war nie in einem Verein. Er habe das Eislaufen quasi auf der Straße gelernt, erzählt er, und auf dem Nymphenburger Kanal. Da habe man wunderbar fahren können. Auch Abendläufe habe es da gegeben, mit Tanz und Musik und da sei er praktisch eisläuferisch groß geworden.
Später, als er nach Nürnberg gekommen sei, habe er eine Dame aus dem Nürnberger Eiskunstlauf-Verein kennengelernt und mit ihr dann auch internationalen Eistanz trainiert. Einiges davon beherrscht er heute noch. Ein Leben ohne Eislaufen kann sich der 93-jährige überhaupt nicht vorstellen. Deshalb ist er auch jede Woche beim Senioren-Eislauf dabei.
Nach dem Eislaufen ist vor dem Eislaufen
Unterdessen sitzen Franz Schmidt, seine Lebensgefährtin Erika Wieser und einige andere noch immer in der Umkleide. Sie schauen sich Fotos von früher an und schwelgen in schönen Erinnerungen. Ab und zu wird laut gelacht, über die Figuren, die man auf dem Eis schon gedreht hat. Entspannter Ausklang eines sportlichen Tages. Und schon nächste Woche heißt es wieder: Schlittschuhe schnüren und mit den anderen drauf, auf`s Eis.
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