Femen-Aktivistinnen im München Hofbräuhaus.
Bildrechte: Femen Germany

Am Montag haben zwei Femen-Aktivistinnen das Hofbräuhaus in München gestürmt, um gegen Faschismus zu demonstrieren.

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Femen-Aktivistinnen stürmen Münchner Hofbräuhaus

Zwei Aktivistinnen der Protestbewegung Femen haben das traditionsreiche Münchner Hofbräuhaus gestürmt. Mit entblößten Oberkörpern setzten die Frauen ein Zeichen gegen Faschismus. Das Hofbräuhaus findet, die Aktion gehe grundsätzlich in Ordnung.

Zwei Femen-Aktivistinnen haben am Montag das Hofbräuhaus in der Münchner Altstadt gestürmt. Mit entblößten Oberkörpern stiegen sie auf die Tische und riefen lautstark: "100 Jahre Faschismus, 100 Jahre zu viel".

Der Zeitpunkt der Aktion war nicht zufällig gewählt: Vor genau 100 Jahren, am 24. Februar 1920, veranstaltete die NSDAP, die bis dahin noch "Deutsche Arbeiterpartei" geheißen hatte, ihre erste Massenveranstaltung im Münchner Hofbräuhaus. Vor rund 2.000 Menschen verkündete Adolf Hitler, zu diesem Zeitpunkt "Propagandabeauftragter" der Partei, das sogenannte "25-Punkte-Programm". Es enthielt unter anderem Forderungen wie den Ausschluss von Juden aus der "Volksgemeinschaft".

Zeichen gegen aufkeimenden Faschismus

Mit der Aktion am Montag wollten die Aktivistinnen auf das erneute Aufkeimen von völkischem Gedankengut, Antisemitismus und Rassismus aufmerksam machen. Mit einem Plakat mit der Aufschrift "Europa - die Geschichte darf sich nicht wiederholen!" riefen sie dazu auf, den Faschismus aus den Köpfen der Menschen zu verbannen.

"Während der Planung ereignete sich der Terroranschlag von Hanau, der uns um so deutlicher gemacht hat, dass die verachtenswerte faschistische Ideologie leider immer noch in den Köpfen mancher Menschen fortbesteht. Wir beobachten mit Sorge, wie rechte Parteien in ganz Europa erstarken, und wollten auf die Gefahr aufmerksam machen. " Klara Martens, Femen-Germany

Sichtlich irritierte Gäste

Auf dem Video, das Femen Germany auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht hat, ist zu sehen, wie Mitarbeiter des Hofbräuhauses versuchen, die Aktion zu unterbinden. Die meisten Gäste zeigten sich irritiert, einige Hofbräuhaus-Besucher pfiffen oder fotografierten die Szene.

Hofbräuhaus: "Aktion geht in Ordnung"

Das Hofbräuhaus teilte dem BR auf Anfrage mit, die Ereignisse vor 100 Jahren seien Teil der 400-jährigen Geschichte des Hauses, mit der offen umgegangen werde. Die Femen-Aktion wollte das Hofbräuhaus nicht verurteilen.

"Grundsätzlich geht das in Ordnung, was die beiden Frauen gemacht haben. Die wurden nur von den Tischen gezogen, weil sie mit Straßenschuhen auf die Tische gegangen waren, wo andere Menschen essen und trinken." Tobias Ranzinger, Pressesprecher Hofbräuhaus München.

Das Security Personal habe die beiden Aktivistinnen gebeten, von den Tischen herunterzusteigen, und sie erst dann herunter gezogen, als sie dieser Aufforderung nicht nachgekommen waren. Die Femen-Aktivistinnen hätten dann aber ungestört ihre Aktion im Hofbräuhaus zu Ende führen können, so der Pressesprecher des Hofbräuhauses Tobias Ranzinger.

Markenzeichen der Gruppe: Oben ohne und Blumen im Haar

Die Gruppe Femen wurde im April 2008 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gegründet und hat durch provokante Aktionen internationale Beachtung gefunden. Sie definiert sich selbst als feministisch.

Markenzeichen der Aktivistinnen sind seit 2010 Oben-ohne-Aktionen, bei denen die nackten Oberkörper mit Parolen bemalt werden. Außerdem tragen die Frauen Blumenkränze im Haar.

Femen bezeichnet sich selbst als neue globale Frauenbewegung. "FEMEN Germany e.V." ist der deutsche Verein der Protestgruppe, er wurde 2012 gegründet.

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