Netzbetreiber Tennet hat auf die angekündigte Strafanzeige der Bürgerinitiative Bergrheinfeld reagiert und weist die Vorwürfe zurück. Wie berichtet, hat Tennet aus Sicht der Initiative im Vorfeld des Baus einer Konverterstation bei Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt für die geplante Stromtrasse SuedLink gegen das "naturschutzrechtliche Tötungsverbot zum Schutz von Feldhamstern" verstoßen.
Tennet: Feldhamster nicht gefährdet
Rechtsanwalt Wolfgang Baumann kündigte deshalb an, Strafanzeige gegen Tennet stellen zu wollen. Konkret ging es darum, dass Tennet nicht, wie eigentlich vorgesehen, verhindert habe, dass Landwirte ihre Felder abgeerntet haben – und damit den vom Aussterben bedrohten Feldhamstern eine Nahrungsquelle geraubt habe. Laut Baumann müssten die Feldhamster deshalb möglicherweise hungern.
Tennet schreibt dazu in einer Stellungnahme an BR24: "Zu keiner Zeit waren die Feldhamster auf dem Felsenhof durch unsere Tätigkeiten in irgendeiner Form gefährdet oder mussten wegen abgeernteter Felder hungern."
Pächter sollen frühzeitig informiert worden sein
Ein Tennet-Sprecher schreibt, dass das Unternehmen bereits Anfang Oktober 2021 seine Pächter der Flächen über die geplanten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Feldhamster und die Feldvögel im Rahmen des geplanten Konverterbaus informiert und das Baukonzept vorgestellt habe. "Ziel war es, Verständnis für die Maßnahme zu generieren und einen Landwirt zu finden, der die Ausgleichsflächen für diese Tierarten gemäß der Vorgaben in Zukunft bewirtschaftet", schreibt der Tennet-Sprecher weiter.
Tennet: Landwirt hat trotz Vereinbarung geerntet
Im Rahmen dieses Gesprächs sei die Kündigung der Pachtflächen durch Tennet zum 1. Januar 2022 angekündigt worden. Die Landwirte seien auch informiert worden, dass die Flächen danach durch sie nicht mehr zu bewirtschaften seien. "Da aber einige Landwirte bereits Getreide ausgebracht hatten, haben wir ihnen zugesichert, diesen Schaden zu begleichen. Mit Verwunderung mussten wir dann feststellen, dass trotz dieser Vereinbarung und der rechtmäßigen Kündigung der Pacht im Sommer auf einer Teilfläche die reifen Feldfrüchte abgeerntet wurden."
Daraufhin habe sich Netzbetreiber Tennet nochmals an alle Pächter gewandt, "mit dem Hinweis, dass die Pachtverträge gekündigt wurden und eine weitere Bewirtschaftung zu unterlassen sei. Entgegen der Behauptungen, die die Bürgerinitiative aufstellt, haben also die ehemaligen Pächter die nicht mehr in ihrem Besitz befindliche Fläche ohne vorherige Erlaubnis von uns abgeerntet, obgleich sie um die Feldhamsterproblematik genau wussten", heißt es von Tennet.
Feldhamster-Expertin: Flächen günstig für Tiere
Eine anerkannte Feldhamster-Expertin habe dem Schreiben von Tennet zufolge die Flächen anschließend begutachtet und festgestellt, dass sich die Flächen in einem "günstigen Zustand für Feldhamster" befänden. Sie seien in ihrer "Wertigkeit deutlich höher einzustufen als intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen".
Die geplante Stromtrasse SuedLink soll Windstrom aus dem Norden in den Süden Deutschlands bringen. Die bei Bergrheinfeld geplante Konverterstation ist laut Tennet erforderlich, um Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln und diesen dann weiter zu transportieren. Wenn es nach der Bürgerinitiative Bergrheinfeld geht, wird die teure Konverterstation am besten gar nicht erst gebaut. Aus ihrer Sicht ist es "absolut unvertretbar, dass nunmehr zu den 170 Strommasten auch noch eine Groß-Konverterstation auf dem Gemeindegebiet errichtet werden soll".
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