Bayerische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer waren im vergangenen Jahr so oft wie noch nie wegen psychischer Probleme krankgeschrieben. Das geht aus dem repräsentativen Psychreport Bayern der Krankenkasse DAK hervor.
Krisen belasten viele Menschen schwer
Demnach stiegen die psychisch bedingten Fehltage auf der Arbeit um sieben Prozent auf 255 Fehltage je 100 Versicherter - und damit auf den höchsten Wert seit Erhebung der Zahlen vor 25 Jahren. "Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden besonders unter den anhaltenden Belastungen von Corona, Krieg und Krisen", erläuterte die DAK-Landeschefin Sophie Schwab.
Im vergangenen Jahrzehnt nahm die Zahl der Fehltage gar um 52 Prozent zu. Damit liegt Bayern aber immer noch 15 Prozent unter dem Bundesschnitt.
Auch Männer immer häufiger betroffen
Rein statistisch betrachtet war jeder psychisch erkrankte Erwerbstätige im Freistaat im vergangenen Jahr 36,8 Tage lang krankgeschrieben. Das sind 1,9 Tage weniger als im Vorjahr. Noch immer bleiben Frauen öfter wegen psychischer Leiden der Arbeit fern als Männer, doch die Lücke wird kleiner: Je 100 erwerbstätiger Frauen legten die Fehltage im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 304 zu, während es bei den Männern einen Sprung um elf Prozent auf 212 Fehltage gab.
"Betroffene finden aktuell deutlich schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück", erläuterte Schwab. Das habe auch mit Stigmatisierung zu tun: "Die Menschen sprechen in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile zwar offener über Depressionen oder Ängste. Aber in der Arbeitswelt müssen wir noch mehr tun, damit psychische Probleme nicht tabuisiert werden."
Depressionen sind die häufigste Diagnose
Die häufigste Diagnose bei den psychischen Krankschreibungen in Bayern waren Depressionen. Während diese bei den Frauen leicht um 1,8 Prozent zurückgingen, stiegen sie bei den Männern um neun Prozent an.
Auf Platz zwei folgten Belastungs- und Anpassungsstörungen nach einem belastenden Ereignis wie einem Todesfall. Sie legten bei Männern um rund ein Viertel, bei Frauen um 15 Prozent zu. Andere neurotische Störungen wie chronische Erschöpfung waren die dritthäufigste Ausfallursache.
Deutliche Zuwächse bei Jüngeren
Besonders auffällig: In fast allen Altersgruppen legten die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen zu, doch junge Beschäftigte zwischen 15 und 19 Jahren hatten den stärksten Anstieg. Auch bei den unter 25-Jährigen zeigten sich deutliche Zuwächse.
Am meisten legten die Fehltage bei den jungen Männern unter 20 Jahren zu: Sie stiegen um 82 Prozent, während der Zuwachs bei den gleichaltrigen Frauen 26 Prozent betrug.
Beschäftigte im Gesundheitswesen besonders betroffen
Unter den Branchen sticht eine mit besonders hohen Fehlzeiten heraus: Im Gesundheitswesen gab es 345 Fehltage je 100 Versicherte. Das waren 36 Prozent mehr als im Durchschnitt aller Branchen. Auch Beschäftigte aus dem Bereich Holz, Papier, Druck und aus der IT-Branche lagen bei den psychischen Fehlzeiten deutlich über dem Schnitt.
Für den Report wurden nach Angaben der bundesweit drittgrößten Krankenkasse die Daten von rund 345.000 DAK-versicherten Beschäftigten in Bayern ausgewertet. Aufgrund dieser großen Datenbasis gelten die Ergebnisse als repräsentativ. Eine kleine Verzerrung kommt durch die direkte Übermittlung über die neue elektronische Krankmeldung zustande, die einen Anstieg bei kurzen Krankschreibungen bewirkt. Da Krankschreibungen wegen psychischer Probleme nur selten wenige Tage dauern, falle dies aber kaum ins Gewicht, so die Kasse.
- Zum Artikel: "Wenn Ärzte und Pflegekräfte nicht mehr können"
Mit Informationen von dpa
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