Sechs Protestierende stehen an der Abbruchkante eines Braunkohletagebaus.
Bildrechte: Bund Naturschutz Bamberg

Der Geschäftsführer der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) Bamberg, Christian Luplow (2.v.r.), war mit anderen Protestierenden in Lützerath.

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"Fehler auf beiden Seiten": Bamberger Eindrücke aus Lützerath

Tausende Demonstrierende sind am vergangenen Wochenende in Lützerath gewesen, unter ihnen auch 170 aus Bamberg. Ein Bamberger Naturschützer beobachtete dabei eine Aufbruchsstimmung und vermutlich überforderte Polizisten.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Christian Luplow ist die Begeisterung noch anzuhören. Der Geschäftsführer der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) Bamberg spricht im BR-Interview davon, dass Protestaktionen rund um den Klimawandel in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien. Zu der Großkundgebung seien alte und junge Menschen sowie Familien gekommen, denen der Kohleausstieg wichtig sei.

Vorzeitiger Kohleausstieg gut, doch die Zeit laufe davon

In drei Bussen seien sie am Samstagmorgen von Bamberg aus aufgebrochen. 170 Menschen, eine bunte Mischung von Teilnehmenden unter anderem vom Bund Naturschutz, Fridays for Future, Greenpeace und anderen Nichtregierungsorganisationen. In Lützerath seien einige von ihnen sehr nahe an die Hauptbühne gekommen, wo die beiden Umweltaktivistinnen Luisa Neubauer und Greta Thunberg zu den Menschen gesprochen hatten.

Natürlich sei es gut, dass der Kohleausstieg in Nordrhein-Westfalen um acht Jahre auf 2030 vorgezogen werde, aber es sei völlig unklar, ob die Kohle unter dem Ort Lützerath gebraucht werde. Die jungen Leute hätten keine Lust mehr zu warten, so Luplow weiter und er frage sich auch, auf was wir eigentlich in Sachen Klimaschutz noch warten sollen. Der Kohlekompromiss mag ein Erfolg für die Grünen in NRW sein – für das Klima sei er keiner, resümiert Christian Luplow seine Eindrücke.

Protest aus der Mitte der Gesellschaft

Er habe in Lützerath auch gesehen, dass die Protestler eine große Bewegung seien. Die Demonstrierenden hätten dem Regen, dem Wind, den niedrigen Temperaturen und dem Matsch getrotzt, um dort dabei sein zu können. Und es seien eben nicht nur Aktivisten und gewaltbereite Autonome. Der älteste Mitreisende aus Bamberg zähle 76 Jahre. Es sei ihnen allen klargeworden, dass keine Zeit mehr bleibe, um das Klima zu retten. Für Christian Luplow sei es ein total bewegender Tag in Lützerath gewesen.

Bund Naturschutz Bamberg: "Gewalt ist nie die Lösung"

"Es sind auf beiden Seiten Fehler gemacht worden, Gewalt ist nie die Lösung", erzählt Luplow , der selber zweimal mit der Polizei in Kontakt gekommen sei, als er sich zusammen mit anderen schon auf dem Rückweg an der Abbruchkante zum Tagebau befand. Dabei hätten Luplow und die anderen nicht vermummten Protestler die Hände erhoben, um zu signalisieren, dass sie friedlich seien.

Die Polizei habe allerdings auf die Teilnehmer "draufgepfeffert", so Luplow. Außerdem hätten die Polizisten sie mehrfach angeschrien und wörtlich aufgefordert, das Maul zu halten und sich zu verpissen, berichtet Christian Luplow im BR-Gespräch. Vermutlich seien die Beamtinnen und Beamten auch mit der Situation überfordert gewesen, so Luplow.

Lützerath: "Symbol für eine ambitionslose Klimapolitik"

Dennoch habe sich der Ausflug nach Lützerath gelohnt, lautet das Fazit von Christian Luplow. Der Ort sei ein "Symbol für eine ambitionslose, verfehlte Klimapolitik". Er habe große Hoffnung, dass die Proteste und der Einsatz der Menschen für eine sinnvolle Klimapolitik weitergehen werden.

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