ICE-Bahn

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Fahrzeuginstandhaltung intensiv im Münchner ICE-Werk

Fünf Mal von München nach Hamburg über Berlin und wieder zurück, und schon muss ein ICE zur Inspektion. Im Betriebswerk in München-Laim wird deshalb sieben Tage die Woche rund um die Uhr gearbeitet. Von Anton Rauch

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Wenn ein Auto durchschnittlich eine halbe Stunde nur fährt, sagt DB-Sprecher-Michael Schmidt, dann ist das bei einem ICE ganz anders – der soll die meiste Zeit rollen. Zwar sind alle ICE-Züge, gleich welcher Baureihe noch unterwegs auf dem deutschen Schienennetz, sagt Bahnsprecher Michael Schmidt, aber eigentlich nur mit Austauschteilen.

"Im Grunde ist noch das Typenschild im Originalzustand. Alles andere wird an einem ICE im Lauf seines Lebens mal durchgetauscht, gewechselt – wir haben sehr strenge Wartungsintervalle und wir haben sehr häufige Wartungsintervalle, weil die Laufleistung eines ICE einer Million Kilometer im Jahr liegt." Bahnsprecher Michael Schmidt

Sieben Tage, 24 Stunden

Damit die derzeit gut 230 ICE-Züge in Deutschland eben nicht stehen, sondern fahren, müssen sie regelmäßig für wenige Stunden oder mehrere Tage ins Münchner Werk. Die Halle ist gut 450 Meter lang, da passt jeder ICE hinein, gleich welcher Baureihe. Es ist nötig, dass hier im 24/7 –System gearbeitet wird, denn ähnlich wie bei der Münchner S-Bahn sind auch die ICE alle voll ausgelastet und werden gebraucht, um die Fahrpläne zu erfüllen.

Auf sechs Gleisen können die Züge in München angegangen werden. Was zu tun ist an jedem Zug, zeigt der Computerbildschirm:

"Hier sind wir in der Bereitstellungsleitung. Hier läuft alles zusammen. Die Züge melden ihre Störungen vorab per Datenfernübertragung an die Rechnersysteme. Hier unten sitzt der Disponent, der beauftragt dann die Werkstatt mit verschiedenen Aufträgen, was der Zug alles so mit sich bringt, und die Kollegen bekommen dann ihre Meldung auf ein Tablet und gehen auf den Zug und reparieren das alles." Bahnsprecher Michael Schmidt

Einem ICE aufs Dach steigen

Wir steigen einem ICE 3 aufs Dach. Hier oben sind bei allen neueren ICE große Klimaanlagen montiert. Hier liegen schwarze Filtermatten, die werden ausgetauscht. Mit einem Kärcher macht ein Arbeiter die Klimaanlage sauber, hier ist alles luftgekühlt, ganz ohne schädliches Kältemittel, sagt der Klimaanlagenspezialist des Münchner ICE-Werks, Martin Kraus.

"Die Wärmetauscher und die ganzen Filtermatten aus der Luftansaugung müssen regelmäßig getauscht werden. Das heißt, die Filtermatte kommt raus, dann wird der Wärmetauscher noch mit dem Kärcher gereinigt, um alle Rückstände zu entfernen, damit das im Sommer wieder richtig funktioniert." Martin Kraus, Klimaanlagenspezialist des Münchner ICE-Werks

Tatsächlich werden die Klimaanlagen an diesem ICE 3 schon wieder sommerfest gemacht. Während oben Arbeiter an der Klimaanlage sind, wird außen geputzt, unten werden Bremsbeläge getauscht und im Waggon-Inneren checken Arbeiter die Ausstattung.

Als wir in den Großraumwaggon steigen, fällt auf, dass eine Deckenklappe offen steht. Blaue Kabel sind gesteckt. Das ist für die W-Lan-Versorgung im Zug.

"Hier wird die W-Lan-Verbindung hergestellt. Im Wagen 8 ist dann die Zug-Land-Verbindung nach draußen. Da habe ich Verbindung ins ganz normale Funknetz." Friedrich Stempfhuber

Dauerthema Vandalismus

Das Thema Vandalismus beschäftigt die Bahn nicht nur in den Regionalzügen am Wochenende, wenn Fußballfans oder Nachtschwärmer unterwegs sind. Auch in den ICE – Zügen wird viel kaputt gemacht.

"In der ersten Klasse, in der zweiten Klasse, ganz egal: Es werden Sitze kaputt gemacht, es werden WC-Spiegel zerbrochen, es werden WCs verstopft, die Ablagen werden zerbrochen. Wir tun immer wieder was dafür. Oft sind Toiletten verschlossen, weil ein Spiegel zerbrochen ist, wir müssen dann zumachen, weil sich ein Fahrgast verletzen könnte. Also, Vandalismus ist ein Thema." Friedrich Stempfhuber, Deutsche Bahn

Vor dem Bordbistro stehen die Kisten mit leeren Flaschen. Die Geräte in der Bordküche werden geputzt und desinfiziert. Im Waggon macht sich Andreas Grossek mit seinem Reparaturkoffer zu schaffen:

"Das ist wie beim Auto zum TÜV. Da hat jeder seinen Bereich, einer macht die Außentüren, einer die Fenster, ein anderer die Toilettenanlagen." Andreas Grossek, Deutsche Bahn

Der Innenraum in der zweiten Klasse schaut schon tiptop aus. Dafür hat Andreas Grossek einiges gemacht.

"Ein paar Kopfkissen waren abgerissen, das nehmen manche als Souvenir mit. Da bleiben die Fahrgäste mit dem Trolley hängen und reißen die Kanten weg. Da müssen wir das Scharfkantige entfernen, damit sich niemand verletzten kann. Da kommt es eben vor, dass die Leute zuviel reinwerfen und nicht gscheit spülen." Andreas Grossek, Deutsche Bahn

Wenn dieser ICE nach dem Boxenstopp im Münchner Werk dann wieder auf die Reise über die Neubaustrecke geht, Richtung Berlin, dann wird er auch in diesen Tagen bei Minusgraden durch Deutschland rasen - erfrischt, gewartet und sauber. Trotz der Minusgrade ist er schon für den Sommer vorbereitet.