Ein mit roter Farbe deutlich gekennzeichneter Radweg in Aschaffenburg
Bildrechte: Tino Fleckenstein, ADFC Aschaffenburg

Radwegsmarkierung in Aschaffenburg

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Fahrradfreundliche Kommunen, aber nicht überall

Wer in Bayern mit dem Radl unterwegs ist, ob im Alltag oder im Urlaub, der kennt das: Radwege, die im Nichts enden, vielbefahrene Kreuzungen ohne Überquerungsmöglichkeit für Radfahrer, handtuchbreite Radlstreifen. Der ADFC hat Beispiele gesammelt.

Mehr als 50 Kommunen in Bayern dürfen sich ganz offiziell als "fahrradfreundlich“ bezeichnen. Verliehen wird diese Auszeichnung vom Bayerischen Bau- und Verkehrsministerium. Dennoch hakt es an vielen Stellen noch. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat Beispiele aus verschiedenen Teilen des Freistaats gesammelt.

Gröbenzell: Viel Geld für kreuzungsfreie Radstrecken

Wer in Gröbenzell, Landkreis Fürstenfeldbruck, mit dem Fahrrad unterwegs ist, merkt, dass die Kommune ein aufwändiges Konzept für den Radverkehr verfolgt. Es gibt zum Beispiel eine Ost-West-Route durch den Ort, die an der Bahnlinie kreuzungsfrei ausgebaut ist. ADFC-Mitglieder schwärmen von Wegen, die für Autos gesperrt, für Fußgänger und Radfahrer aber frei sind. Bei der Gemeinde meint man dazu, die Route sei im Konzept als wichtig identifiziert worden, weil Schulen am Weg liegen und sie Teil übergeordneter Radverbindungen sei – und sie werde gut angenommen.

Bildrechte: Adi Stumper, ADFC Fürstenfeldbruck

Auf dem Rad kreuzungsfrei durch Gröbenzell

Gröbenzell wurde als fahrradfreundliche Kommune vom Bayerischen Bau- und Verkehrsministerium ausgezeichnet. Das heißt nicht, dass dort das pure Radlerparadies liegt. An der Staatsstraße 2345 führt der Radweg an einigen vielbefahrenen Ausfahrten von Supermärkten vorbei. Autofahrer haben dort kaum Chancen, Radler zu erkennen, weil Hecken und ein Stromkasten die Sicht verdecken. Die Gemeinde hat bei der Strecke Handlungsbedarf festgestellt – Abhilfe kommt aber erst, heißt es, wenn die Staatsstraße insgesamt saniert wird.

Kempten: Radler in der Fußgängerzone

Als absolute Problemstelle identifizieren Kemptener Radler die Kreuzung des mehrspurigen Adenauerrings mit dem Haubensteinweg. An der Kreuzung liegt das Carl von Linde-Gymnasium, es geht also um einen Schulweg. Auf der östlichen Seite des Haubensteinwegs gibt es zwar zwei Autofahrspuren, aber keinen Radweg und keine Aufstellfläche für Radler. Vorschlag des ADFC: einige Seitenstraßen in Einbahnstraßen umwandeln, das schafft Platz für Fahrradwege.

Bildrechte: Tobias Heilig, ADFC Kempten

Ohne Radweg über den mehrspurigen Ring in Kempten.

Die Stadt Kempten rechtfertigt sich: In den Seitenstraßen gebe es schon Tempo 30-Zonen – dem Schutzbedürfnis der Radler sei dadurch nachgekommen. Insgesamt soll die Kreuzung aber umgestaltet werden, erste Besprechungen dazu gab es schon im Februar im Verkehrsausschuss. Dazu seien aber umfangreiche Baumaßnahmen nötig, die gerade geprüft würden. Einbahnstraßen seien wegen der Erschließungsfunktion der Straßen nicht möglich.

Lob bekommt die Stadt dagegen dafür, dass sie die Fußgängerzone in der Bahnhofstraße für den Radverkehr freigegeben hat. Dort fahren öffentliche Busse auf einem tiefer gelegten Fahrstreifen, den jetzt auch Radler benutzen dürfen. Eine pragmatische Entscheidung: Schon vorher hatten viele Radler die Strecke genutzt.

Aschaffenburg: Viel rote Farbe hilft viel

Die Stadt Aschaffenburg leistet sich einen Radverkehrsbeauftragten, und so erkennen ADFC-Mitglieder hier auch deutliche Verbesserungen. Einbahnstraßen sind häufig für Radler freigegeben, und an vielen Stellen weisen knallrot gefärbte Radstreifen an Kreuzungen auf Radverkehr hin – ein einfacher Beitrag für sehr viel mehr Sicherheit.

Im Landkreis Aschaffenburg sieht das anders aus: Der Mainradweg bei Kleinostheim sei "verschlimmbessert“ worden, kritisieren ADFC-Mitglieder – mit grobem Schotter. Von der Gemeinde Kleinostheim heißt es, das sei kein klassischer Radweg, sondern ein Mainuferweg, der von vielen Gruppen genutzt werde und eigentlich eher zum Spazierengehen gedacht sei. Parallel zu diesem Weg stünden Radfahrern mehrere asphaltierte Wege zur Verfügung.

Garmisch-Partenkirchen: Grünphase für Radler fünf Sekunden

Auch Garmisch-Partenkirchen ist nicht als fahrradfreundlich ausgezeichnet. ADFC-Mitglieder aus der Kommune bringen zwei negative Beispiele für Radler-Lösungen. Wer aus der Seitenstraße "Am Lyzeum" mit mehreren Schulkomplexen über die Hauptstraße will, der hat eine Ampel zur Verfügung, bei der er über einen Druckknopf Grün anfordern kann. Er – oder sie – bräuchte nur sehr lange Arme: Die Ampel mit dem Knopf befindet sich nicht am Radweg, sondern ein Stück entfernt – rund zwei Meter. Aber sie ist für Radler gedacht, wie das Rad-Symbol auf dem Knopf beweist.

Bildrechte: Bernhard Spitz, ADFC Garmisch-Partenkirchen

Nur mit zwei Meter langen Armen erreichbar: Fahrradampel in Garmisch-Partenkirchen

Ebenfalls als fahrradunfreundlich von ADFC-Mitgliedern moniert: die Kreuzung Unterfeldstraße/Bundesstraße 2. In eine Richtung existiert dort überhaupt kein Radweg, Radfahrer dürfen den Gehweg benutzen oder sich im Autoverkehr einordnen. Wer aus der anderen Richtung kommend links abbiegen will, muss zwei Fahrradampeln überqueren – bei der zweiten Ampel haben ADFC-Mitglieder eine Grünphase von genau fünf Sekunden gemessen. Das kann schon mal knapp werden, wenn man nicht gleich als erster losfahren kann.

Die Auszeichnung "Fahrradfreundliche Kommune" verleiht das Bayerische Bau- und Verkehrsministerium. Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen AGFK beschreibt die Kriterien für die Auszeichnung so: Kommunen durchlaufen ein zweistufiges Prüfungsverfahren. In der Hauptprüfung fahren Vertreter des Ministeriums, der AGFK und des Fahrradclubs ADFC die Kommune. Prüfkriterien sind zum Beispiel Ansprechpartner für Radlerbelange, etwa ein Radverkehrsbeauftragter, ein Radverkehrskonzept, die Bereitstellung von Geld für die Umsetzung dieses Konzepts und die Schaffung und Erhaltung von Radinfrastruktur.

Wegweiser für Radwege in München.
Bildrechte: BR

Wegweiser für Radwege in München.

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