Es wird die auffälligste Änderung des Fahrplanwechsels in Schwaben sein: Ab dem 11. Dezember sind auf den Strecken des Fugger-Express und der Ries-Bahn nicht mehr die roten Züge der DB Regio, sondern die blau-weißen Fahrzeuge von Go-Ahead unterwegs. Einstöckige und Doppelstock-Züge von Siemens werden in Zukunft auf den Strecken fahren, und die sollen laut Fabian Amini, Geschäftsführer von Go-Ahead, zeitgemäßen Komfort bieten.
Mehr Sitzplätze vor allem im Berufsverkehr
In einigen Zügen werden über 1.000 Passagiere Platz finden. Sie sollen vor allem im Berufsverkehr zwischen Augsburg und München eingesetzt werden. "Wir haben mehr Platz für Gepäck und Fahrräder, aber auch das Zug- und Sitzplatzangebot vergrößert sich", meint Amini zu den Verbesserungen.
Go-Ahead fehlen zum Start 40 Lokführer
Doch auch wenn die Fahrgäste in Zukunft bequemer sitzen können, der Wechsel zu Go-Ahead wird nicht reibungslos ablaufen. Vor Kurzem kündigte Go-Ahead an, dass zum Start 40 Lokführer fehlen werden und der Betrieb nicht von Anfang an wie geplant laufen kann. "Wir sind zwar der zweitgrößte Ausbilder an Triebfahrzeugführern in Deutschland und wir haben es auch geschafft, in knapp drei Jahren Betriebszeit auf über 1.000 Mitarbeiter anzuwachsen. Aber dennoch fehlen uns zum Betriebsstart einige Lokführer", erklärt Fabian Amini.
Ries-Bahn nun doch mit Stundentakt
Auswirkungen hat das unter anderem bei der Ries-Bahn, die von Aalen über Nördlingen nach Donauwörth fährt. Zunächst hieß es, es werde teilweise Schienenersatzverkehr geben. Jetzt konnte Go-Ahead zumindest einen Stundentakt sicherstellen. Durch intensive Bemühungen habe man die Firmen DB Regio und Weser Ems Eisenbahn GmbH mit ins Boot holen können, die nun übergangsweise aushelfen, so Go-Ahead. Ab dem Sommer will Go-Ahead seine Strecken in vollem Umfang bedienen.
Schonfrist vom Fahrgastverband Pro Bahn
Vom Fahrgastverband Pro Bahn bekommt Go-Ahead trotz der Schwierigkeiten noch eine Schonfrist. Auch in der Vergangenheit seien Betreiberwechsel nie ganz reibungslos abgelaufen, meint Errol Yazgac vom Fahrgastverband Pro Bahn in Augsburg. "Das ist aber kein bayernweites Thema, sondern das haben wir im ganzen Bundesgebiet. In Hannover knackt es zum Beispiel ganz ordentlich beim S-Bahn-Betrieb, der neu ausgeschrieben wurde. Natürlich ist das für uns als Fahrgäste nicht schön."
Gewerkschaft GDL sieht strukturelle Probleme
Auch die Gewerkschaft GDL betrachtet den Lokführermangel nicht als Fehlplanung von Go-Ahead. Zu wenig Entlohnung, zu viel Verantwortung und sehr ungünstige Arbeitszeiten sind laut den Lokführern die Gründe, warum der Beruf nicht so attraktiv ist. Der Mangel an Fachpersonal ist für die Gewerkschaft deshalb auch ein strukturelles Problem. "Ich habe es in den vergangenen 15 Jahren nie erlebt, dass ein solcher Wechsel problemlos vonstattengegangen ist", meint Uwe Böhm, Landesvorsitzender der GDL in Bayern.
GDL-Vorsitzender: Der Nahverkehr hat grundsätzlich zu wenig Geld
Der Staat müsse mehr in den Nahverkehr investieren, fordert er. Der Ausbau der Stammstrecke in München koste viel Geld, das dann in der Fläche fehle. Dazu kämen gestiegene Kosten für Strom und Nutzungsgebühren für die Trassen. "Das sind so viele Faktoren, die zusammenkommen. Der Nahverkehr hat grundsätzlich zu wenig Geld."
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