Ein Heizungsbauer-Lehrling isoliert ein Heizungsrohr
Bildrechte: BR/Sebastian Grosser

Ein Heizungsbauer-Lehrling isoliert ein Heizungsrohr

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Fachkräftemangel: Ein Heizungsbauer geht neue Wege

Personalmangel und immer komplexere Anforderungen: Ein Oberpfälzer Heizungsbauer versucht, seine Lehrlinge schneller zur Gesellenprüfung zu bringen, um früher mehr vollwertige Arbeitskräfte zu haben. Dafür gibt er ihnen Unterricht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Was tun gegen den Fachkräftemangel? In sehr vielen Branchen fehlen qualifizierte Mitarbeitende – vor allem im Handwerk. Ein Heizungs- und Sanitärbauer aus Pfreimd im Landkreis Schwandorf versucht, gegenzusteuern.

Heizungsbauer gibt Azubis zusätzlichen Unterricht

Andreas Lotter steht vor einem großen Touchscreen-Monitor und zeichnet darauf mit wenigen Handbewegungen, wie eine Fußbodenheizung funktioniert. Vor ihm, in einem hellen Schulungsraum, sitzen seine Lehrlinge.

Obwohl alle Auszubildenden die Berufsschule besuchen, gibt der Chef einer Heizungsbaufirma aus Pfreimd zusätzlich Unterricht: "Damit sich die Lehrlinge leichter tun, bessere Noten bekommen und eventuell die Lehrzeit auch verkürzen können."

Lotters Ziel ist es, dass seine Lehrlinge nach zweieinhalb Jahren ihre Gesellenprüfung machen statt nach dreieinhalb Jahren. Denn der Heizungsbau boomt. Um alle Aufträge erfüllen zu können, braucht der Unternehmer vor allem eins: Mitarbeiter. "Wir sind mittlerweile für heuer ausgebucht. Wenn jetzt ein Kunde anruft und möchte eine neue Heizung, muss er meistens ein bis eineinhalb Jahre warten."

Hunderte Lehrstellen unbesetzt

Geeignete Mitarbeiter zu finden ist schwierig. 20.000 Euro habe er in einem Jahr für Mitarbeitersuche ausgegeben, sagt Heizungsbauer Lotter - ohne Erfolg. Der Zentralverband des deutschen Handwerks sieht daher die Fachkräftesicherung als zentrales Thema für die nächsten Jahre - sei es durch Zuwanderung oder durch eine Ausbildung.

Die Handwerkskammer für Niederbayern und die Oberpfalz teilt mit, dass es derzeit etwas mehr als 13.000 Auszubildende in Ostbayern gibt. Allerdings sind auch um die 900 Lehrlingsstellen unbesetzt. Der Zentralverband macht sich dafür stark, dass auch Schulabgänger eine Ausbildung erhalten. Ein Vorhaben, das die Bundesregierung mit der Ausbildungsgarantie nun auf den Weg gebracht hat.

Allerdings werden auch die Produkte und Techniken immer komplexer. Neben mehr Lehrlingen braucht es auch mehr Zeit, um sie entsprechend zu schulen.

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Zusätzlicher Unterricht für die Auszubildenden

Unternehmer bietet Räume für andere Azubis an

Bevor Andreas Lotter seine Lehrlinge auf eine Baustelle schickt, bekommen sie bei ihm daher Extra-Unterricht. Schließlich müssen seine Azubis mit verschiedenen Heizungssystemen unterschiedlicher Hersteller umgehen können. Ohne Vorwissen seien ihm die Lehrlinge keine große Hilfe, sondern kosten Zeit, die er nicht habe, sagt Lotter. "Wenn nach acht Wochen intensivem Unterricht der Lehrling das erste Mal mit dem Gesellen auf die Baustelle kommt, beherrscht er die Grundlagen und kann besser und effizienter auf der Baustelle eingesetzt werden. Der Lehrling ist motiviert und der Geselle muss nicht mit den Basics beginnen."

Lotters Konzept soll Schule machen. Der Unternehmer bietet an, dass in seinen Räumen auch Lehrlinge anderer Unternehmen den achtwöchigen Grundlagenunterricht machen können. Daher ist er auf der Suche nach einer finanziellen Förderung, um Lehrer und Material zur Verfügung stellen zu können.

Mehr Gehalt, mehr Motivation

Der Nutzen liegt auf der Hand, sagt der Oberpfälzer Handwerker. Umso besser seine Lehrlinge die Theorie in der Praxis umsetzen, desto leichter sei es, auch komplexe Sachverhalte aufzunehmen, desto besser werde der Notendurchschnitt. Und mit einem guten Notendurchschnitt sei es möglich, die Ausbildungszeit von dreieinhalb auf zweieinhalb Jahre zu verkürzen. Folglich stehen dem Unternehmer früher Fachkräfte zur Verfügung.

Aber auch der Lehrling profitiere davon, wie Lotter vorrechnet: Ein Geselle verdient rund 20.000 Euro mehr als ein Lehrling. Geld, dass bei einer früheren Gesellenprüfung mehr auf dem Konto ist.

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