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Amoklauf am OEZ

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Expertengespräch zum Münchner Amoklauf

Expertengespräch zum Münchner Amoklauf

Neun Menschen starben vor über einem Jahr am OEZ in München durch Schüsse eines 18-jährigen. Heute geben Experten darüber Auskunft, ob die Tat als Amoklauf oder als Terrorakt eines Rechtsextremisten einzustufen ist. Von T. Marsen und C. Kerler

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Die Anhörung zum Attentat am OEZ geht auf einen Antrag des CSU-Stadtrats Marian Offmann zurück. Er wollte mehr über die Hintergründe erfahren, nachdem - auch aufgrund von Recherchen des Bayerischen Rundfunks - immer mehr Indizien bekannt geworden sind, die auf eine rechtsextreme Motivation des Attentäters David S. hindeuten. Die "Fachstelle für Demokratie" der Stadt München hat deshalb Experten von Landeskriminalamt, Innenministerium und Staatsanwaltschaft zur Anhörung eingeladen und drei Experten-Gutachten in Auftrag gegeben, die heute offiziell vorgestellt werden.

Münchner Gutachten: Fremdenhass führte zu der Tat

Teile der bisher unveröffentlichten Einschätzungen sind bereits an die Öffentlichkeit gelangt. Wie berichtet wurde, halten es die Wissenschaftler nicht für entscheidend, welche psychischen Kränkungen den Fremdenhass des Täters ausgelöst haben. Die Experten gehen unisono davon aus, dass der sogenannte Amoklauf tatsächlich ein rassistisches Attentat war. Nicht nur, weil sämtliche Opfer einen Migrationshintergrund hatten, auch weil David S. mehrfach mit extrem rechtsextremen Äußerungen aufgefallen war, seine Tat akribisch plante und sie bewusst am 22. Juli 2016 verübte – dem 5. Jahrestag der Attentate des norwegischen Rechtsextremisten Anders Breivik in Oslo und Utøya.

Darknet-Prozess wird fortgesetzt

Parallel zu der Expertenanhörung im Rathaus geht am Münchner Landgericht der Prozess gegen den Mann weiter, der dem Mörder vom OEZ die Tatwaffe geliefert hat. Zuletzt verdichteten sich die Hinweise, dass der Waffenhändler nicht nur die rechtsextremen Ansichten von David S. teilte, sondern auch wusste, was dieser mit der Waffe plante. Die Nebenkläger wollen deshalb erreichen, dass der Waffenbeschaffer nicht nur wegen fahrlässiger Tötung belangt wird, sondern wegen Beihilfe zum Mord.

Sichtweise der Staatsanwaltschaft

Münchens Leitender Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst hat davor gewarnt, den Amoklauf vom Olympia-Einkaufszentrum im Juli 2016 ausschließlich als rechtsextrem motiviert einzustufen. Vielmehr kämen mehrere Ursachen in Betracht - wie psychische Erkrankungen, Mobbing und eben auch die rechtsradikalen Ansichten. Die Psyche eines Toten könne nicht bis in jeden Winkel aufgeklärt werden, so Kornprobst gegenüber der Deutschen Presseagentur. Das habe die Staatsanwaltschaft längst dargelegt. "Wenn sich also jemand hinstellt und sagt, Überraschung, der war Rassist, dann kann ich das nicht nachvollziehen - wir haben nie etwas anderes behauptet", sagte Kornprobst. Diese Tat aber einfach in eine Schublade stecken zu wollen, sei eine ganz grobe Vereinfachung des Geschehens.

Neun Menschen hatte der Attentäter David S. vor etwas mehr als einem Jahr in München erschossen - in einer McDonalds-Filiale, auf der Straße und im Olympia-Einkaufszentrum. Danach tötete der 18-Jährige sich selbst.