Früherer Mitarbeiter des Bauamts in Nürnberg vor Gericht
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Früherer Mitarbeiter des Bauamtsvor Gericht

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Ex-Mitarbeiter des Nürnberger Bauamts schwer belastet

Bargeld im Tresor, Scheinrechnungen und ein Schaden in Höhe von etwa 4,5 Millionen Euro: Mit einem betrügerischen System sollen acht Personen das Staatliche Bauamt Nürnberg geprellt haben. Im Zentrum: ein früherer Abteilungsleiter der Behörde.

Die Besuche des Behördenmitarbeiters bei der Baufirma dauerten meist nicht lange und gesprochen wurde auch nicht viel, so zumindest schilderten es die beiden damaligen Geschäftsführer zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Alle paar Monate habe der für den Tiefbau zuständige Abteilungsleiter des Staatlichen Bauamts Nürnberg bei der Baufirma vorbeigeschaut und immer habe er Geld gewollt. Mal seien es 5.000 Euro gewesen, mal 10.000 Euro, die schnell aus dem Tresor genommen und in Umschläge gesteckt worden seien. Verbucht worden war das Bargeld als Privatentnahme der Gesellschafter. Der Mann von der Behörde sei gewissermaßen "der verlängerte Arm ins Bauamt" gewesen, habe es bei der Firma geheißen.

Seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft

Dass die mutmaßliche Korruption überhaupt beim Bauamt aufgeflogen ist, liegt an der angeschlagenen Gesundheit des Hauptangeklagten. Nur weil der über viele Wochen hinweg ausgefallen war, schaute sich ein Kollege in der Behörde die Unterlagen an und stieß auf Ungereimtheiten. Im März 2022 wurde der 63-Jährige festgenommen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Einige seiner sieben Mitangeklagten haben bereits vor Prozessbeginn umfangreiche Geständnisse abgelegt und sind so um einen Aufenthalt in der Justizvollzugsanstalt herumgekommen.

Angeklagter ist herzkrank

Zum Beginn der Hauptverhandlung legt der Verteidiger des früheren Behördenmitarbeiters eine ärztliche Bescheinigung vor, wonach sein herzkranker Mandant "geschont" werden müsse. "Das kann ich nicht versprechen", kommentiert der Vorsitzende Richter mit einem Augenzwinkern. Schließlich sind die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft massiv.

Verhandlung in einem Gerichtsaal
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Vor dem Landgericht Nürnberg müssen sich acht Mitarbeiter des Bauamts sowie zweier Baufirmen verantworten.

Schmiergeld und überhöhte Rechnungen

Den insgesamt acht Angeklagten wird vorgeworfen, das Staatliche Bauamt Nürnberg um insgesamt mehr als 4,5 Millionen Euro betrogen zu haben. Einerseits sei der Verantwortliche des Bauamts mit stattlichen Bargeldbeträgen geschmiert worden. Außerdem habe er zusätzlich von dem betrügerischen Abrechnungssystem profitiert. Mit Hilfe mehrerer Firmen sollen dem Bauamt Scheinrechnungen über angeblich durchgeführte Arbeiten vorgelegt worden sein. Die Differenz hätten die Beteiligten untereinander aufgeteilt.

Vom Gerichtssaal zurück in die Zelle

Der Verteidiger des früheren Behördenmitarbeiters deutet an, dass sich der Hauptangeklagte womöglich zu den Vorwürfen äußern werde. Ob und wann, bleibt jedoch zunächst unklar. Am Ende des ersten Verhandlungstages begleitet ein Justizwachtmeister den ehemaligen Abteilungsleiter zu einer holzgetäfelten Tür im Gerichtssaal. Als sich diese öffnet, betreten die Männer den Aufzug. Für den Ex-Mitarbeiter des Bauamts geht es zurück in die Zelle.

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