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Esskastanien sollen bei Lindau heimisch werden

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Esskastanien sollen bei Lindau heimisch werden

Während sich viele Bäume mit dem Klimawandel schwertun, gedeiht die Esskastanie gut in warmen Regionen und sie ist bei der Wasserversorgung nicht sehr anspruchsvoll. Bei Lindau laufen Versuche, die Esskastanie bei uns heimisch zu machen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Förster Jörg Tarne geht durch ein Waldstück und mustert die Baumkronen. Dann sprüht er gelbe Punkte auf den Stamm einer der Esskastanien: "Das ist jetzt hier also die Markierung für den Zukunftsbaum und die andere für den zu entnehmenden Baum."

Mehr als 2.000 Esskastanien in Lindau

Ein rotes X, der Nachbar-Baum wird gefällt, Die Esskastanie hat so mehr Platz, groß und stark zu werden. Vor zwanzig Jahren sind sie und etwa 2.000 weitere Esskastanien bei Lindau gepflanzt worden. Sie haben sich gut entwickelt, sagt Förster Jörg Tarne, weder Pilze noch andere Krankheiten haben sie sich bisher eingefangen. 

"Es gibt Baumarten bei uns, die durch diese Klimaerwärmung oder auch die Umstellung der Niederschläge Probleme kriegen, so hat die Fichte schon riesige Probleme, weil die restlichen Fichten der Borkenkäfer vernichtet und die Esskastanie kommt eben aus 'ner wärmeren Region und wir hoffen, dass sie einen Teil übernehmen kann." Jörg Tarne, Förster

Die Blätter der Esskastanie sind saftig grün, größer als eine Din-A4-Seite, gefiedert und mit gezackten Blatträndern. Im Wald bisher ein eher ungewöhnlicher Anblick. Zumindest am Bodensee, wo das Klima mild ist, ist es für die Esskastanie aber schon jetzt warm genug.

Die guten Eigenschaften der Esskastanien

Die Römer haben sie vor rund 2.000 Jahren über die Alpen gebracht, sagt Forstbetriebsleiter Jann Oetting, und ihre vielen guten Eigenschaften sind seither etwas in Vergessenheit geraten.

"Die Früchte wurden früher genutzt auch als Nahrungsmittel. Das Engadin zum Beispiel ist ganz bekannt für Kastanien-Rezepte. Das Holz ist ein sehr dauerhaftes Holz, für den Wasserbau, den Möbelbau, den Hausbau." Jann Oetting, Forstbetriebsleiter

Auch im benachbarten Oberallgäu spielt das Holz eine wichtige Rolle: Es wird in Sonthofen getrocknet, dann fliegt ein Hubschrauber es hinauf an Lawinen-gefährdete Abhänge: Für sogenannte Schneerechen und Dreibeinböcke ist Esskastanien-Holz das Mittel der Wahl, sagt Jochen Kunz vom Schutzwaldmanagement. 

Das Holz der Esskastanie hält viel aus

"Wir verwenden die Edelkastanie (...), weil sie ein sehr dauerhaftes Holz hat, wir müssen sie nicht imprägnieren und trotzdem hält sie 25 bis zum Teil 40 Jahre." Jochen Kunz vom Schutzwaldmanagement

Bis das Esskastanien-Holz morsch wird ist der Schutzwald in der Regel schon hoch genug, kein anderes Holz würde solche Zeiträume mit meterhohem Schnee und rauem Wetter überstehen, sagt Jochen Kunz. Dass die Esskastanie "Baum des Jahres" geworden ist, das könnte ihr was bringen, glaubt Forstbetriebsleiter Jann Oetting, "dass die mehr Aufmerksamkeit erfährt und dadurch eben tatsächlich mehr Menschen sich trauen, mehr Waldbesitzer sich trauen, sie einzusetzen."

Wenn die Esskastanien im Landkreis Lindau weiterhin so gut gedeihen, dann könnten es bald deutlich mehr werden. Exoten wie sie sind es nämlich, die den Wald fit für den Klimawandel machen sollen.