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Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen

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Erzbischof zur Kreuzdebatte: "Das ist eine Schande!"

Deutliche Worte zur Kreuz-Debatte von einem Vertreter des Heiligen Stuhls: Es sei eine Schande, dass Bischöfe und Priester sich gegen das Kreuz aussprächen, so Erzbischof Zurbriggen. Unterstützung bekommt Söder auch vom CSU-Ehrenvorsitzenden Stoiber.

Die Botschaft des Apostolischen Nuntius' des Heiligen Stuhls in Österreich ist deutlich: Dass ausgerechnet Bischöfe und Priester sich gegen das Kreuz aussprächen, sei eine Schande, traurig und beschämend. Mit dieser Kritik an Kirchenmännern schaltete sich Erzbischof Peter Stefan Zurbriggen am Montag in der Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz in die Kreuz-Debatte ein.

"Also wissen Sie, als Nuntius, als Vertreter des Heiligen Vaters, bin ich schon traurig und beschämt, dass wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen, das ist eine Schande! Das darf man nicht annehmen." Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, Apostolischer Nuntius in der Republik Österreich

Verhalten einiger Bischöfe sei beschämend

Die religiöse, politische Korrektness gehe ihm langsam auf die Nerven, so der Erzbischof weiter. Das Kreuz sei ein Zeichen für die Erlösung. Wenn Bischöfe ins Heilige Land pilgerten und sich schämten das Kreuz zu tragen, aus irgendwelchen Gründen, dann beschäme ihn das.

"Das Kreuz ist aber auch ein Symbol für meine Heimat, für meine Ahnen, für alle, die uns diesen Glaubensschatz mitgegeben haben und glaubenstreu und glaubensstark geblieben sind. Das Kreuz ist auch ein Symbol für unsere Traditionen gerade hier in Europa. Das sind unsere Werte, für die wir uns nicht schämen müssen, im Gegenteil, für sie einzutreten und sie zu verteidigen." Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen

Kirchenmänner gegen die Kreuzpflicht

An wen sich diese missbilligenden Worte vornehmlich richten, scheint klar - den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Dieser hatte sich gegen die geplante Verordnung des bayerischen Ministerpräsidenten Söder, Kreuze zwingend in Amtsstuben aufzuhängen, ausgesprochen. Der Münchner Kardinal hatte Söder vorgeworfen, "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" ausgelöst zu haben. Das Kreuz ließe sich nicht verordnen, hatte Marx argumentiert, und wer das Kreuz nur als kulturelles Symbol sehe, habe es nicht verstanden.

Auch der Kölner Weihbischof Ansgar Puff und der künftige Würzburger Bischof Franz Jung hatten den Söderschen Vorstoß kritisiert. Das Kreuz dürfe nicht auf bayerische Folklore und heimatliches Brauchtum reduziert werden, so Jung. Der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof hatte betont, das Kreuz sei kein Symbol für Bayern "und erst recht kein Wahlkampflogo".

Kubicki: Kirche hat angemessen reagiert

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki hat sich ebenfalls gegen den Kreuzerlass der bayerischen Staatsregierung ausgesprochen. Er halte wenig von der Entscheidung, in allen bayerischen Behörden Kreuze aufhängen zu lassen, sagte der FDP-Politiker der "Augsburger Allgemeinen". Der Staat sei per Verfassung zur Neutralität verpflichtet. Bayerns Ministerpräsident wolle dieser Verpflichtung ausweichen, "indem er erklärt, das Kreuz habe mit der kulturellen Geschichte Bayerns zu tun. Das ist Unsinn und die Kirche hat auch angemessen darauf reagiert", so Kubicki.

Kreuz muss "hinaus in die Welt"

Bei der Eröffnung der bayerischen Landesausstellung "Mythos Bayern" in der Ettaler Basilika stellte sich nun auch die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler auf die Seite Söders: Kreuze sollten nach ihrer Überzeugung auch in öffentlichen Räumen hängen. Das Kreuz habe seinen Platz nicht nur im privaten Kämmerlein oder in Kirchenraum, sondern "gehöre hinaus in die Welt", betonte Breit-Keßler in ihrer Rede. Jenseits der aktuellen Diskussion über das Kreuz in staatlichen Behörden freue sie sich darüber, "wenn politische Verantwortliche sich bewusst unter das Kreuz stellen", so die evangelische Theologin, die auch Ständige Vertreterin des bayerischen Landesbischofs ist.

Auch Stoiber stärkt Söder den Rücken

Weitere Unterstützung für Söder kommt vom CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber. Das Kreuz sei für ihn ein religiöses, aber auch ein kulturelles Symbol, das für Menschenwürde, Toleranz und Nächstenliebe stehe.

"Nach dem 'Kruzifix-Beschluss' des Bundesverfassungsgerichts 1995 haben der Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter, und der evangelische Landesbischof Hermann von Loewenich mit mir bei einer großen Kundgebung mit 30.000 Menschen in München für die Beibehaltung der Kreuze in den Schulklassen demonstriert. Ich habe damals gesagt: Kreuze gehören zu Bayern wie die Berge." Edmund Stoiber, CSU-Ehrenvorsitzender

Ein klares Signal für christliche Grundwerte in Bayern sei wichtig - auch für die Integrationsdebatte, denn eine Integration von Menschen aus fremden Kulturkreisen könne nur gelingen, wenn man gleichzeitig deutlich mache, was die christlich-abendländische Prägung bedeute, so Stoiber. Der Kreuzerlass führe nicht zu Ausgrenzung oder gar zur Spaltung der Gesellschaft, sondern solle unter einem gemeinsamen Dach zusammenführen. Die Repräsentanten der christlichen Kirchen sollten deshalb wie damals ihre Vorgänger mit Selbstbewusstsein an der Seite der Staatsregierung stehen.