Sascha Müller (links) und Tessa Ganserer jubeln mit Blumen in der Hand auf einer Bühne.
Bildrechte: BR

Sascha Müller und Tessa Ganserer jubeln über ihren Einzug in den Bundestag.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Erstmals seit Petra Kelly: Zwei Nürnberger Grüne in Berlin

Die Grünen in Nürnberg haben bei der Bundestagswahl einen bemerkenswerten Erfolg errungen. Nach 31 Jahren können sie erstmals wieder Abgeordnete nach Berlin schicken. Die letzte Abgeordnete aus Nürnberg war Grünen-Mitbegründerin Petra Kelly.

Aus Sicht von Tessa Ganserer war der Wahlabend für die Grünen in Nürnberg ein "historischer Abend". Nicht nur, weil mit der 44-Jährigen die erste transgeschlechtliche Abgeordnete aus Bayern in den Bundestag einziehen wird – sie ist auch die erste seit 31 Jahren, die die Nürnberger Grünen nach Berlin schicken. Und: Ganserer ist nicht allein. Auch Sascha Müller, bisher Landesschatzmeister der Grünen, schaffte es über die Landesliste nach Berlin.

Zwei grüne Bundestagsabgeordnete aus Nürnberg – die Bundestagswahl 2021 war für den Kreisverband die erfolgreichste überhaupt. Die letzte grüne Bundestagsabgeordnete aus Nürnberg war niemand geringerer als Grünen-Mitbegründerin Petra Kelly.

Petra Kelly prägte die Anfangsjahre der Grünen

Kaum ein Gesicht hat die Anfangsjahre der grünen Partei so geprägt wie Petra Kelly. Im November 1947 wird sie im schwäbischen Günzburg geboren, wächst in den USA auf und engagiert sich früh in der Friedensbewegung, im Umweltschutz und für Menschenrechte. 1980 gehört Petra zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. 1983 zieht sie für einen Nürnberger Wahlkreis über die Landesliste ihrer Partei in den Bundestag ein, dem sie bis 1990 angehört. Zwei Jahre später stirbt sie – erschossen von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian. Die Umstände sind bis heute nicht restlos geklärt. Seit drei Jahren erinnert eine Gedenktafel im Stadtteil Gostenhof an die grüne Wegbereiterin. Nach Petra Kelly schafften es die Nürnberger Grünen nicht mehr in den Bundestag – bis gestern.

Menschenrechte und Klimaschutz

So wie Petra Kelly ist Tessa Ganserer Menschenrechtspolitikerin. Auch aus der Erfahrung ihrer eigenen Geschichte heraus – Ganserer outete sich im November 2018 als transgeschlechtlich – will sie sich für die Rechte von schwulen, lesbischen, bi-, trans- und intersexuellen Menschen einsetzen. Dazu gehöre unter anderem, das Transsexuellengesetz abzuschaffen. "Der Wahlabend zeigt deutlich, dass das alte Denken in Deutschland abgestraft wurde, und es ist einfach Zeit, auch für die Rechte von queeren Menschen in Deutschland etwas zu tun", so Ganserer. Auch der Klimaschutz ist der 44-Jährigen ein Anliegen.

Bildrechte: BR/Tina Wenzel
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Tessa Ganserer holte mehr Erststimmen als die SPD-Kandidatin Gabriela Heinrich.

Tessa Ganserer überflügelt SPD-Kandidatin Gabriela Heinrich

Besonders Tessa Ganserer holte bei der diesjährigen Bundestagswahl ein respektables Ergebnis für die Grünen. Sie übertraf mit 22,6 Prozent der Stimmen Gabriela Heinrich von der SPD und musste sich letztlich nur dem Unionskandidaten Sebastian Brehm im Kampf um das Direktmandat geschlagen geben. Brehm erhielt 28,4 Prozent. "Ich freue mich sehr, meine Themen in den nächsten vier Jahren auch im Deutschen Bundestag voranzubringen. Das mit dem Direktmandat wäre noch ein Tüpfelchen auf dem I gewesen – da müssen wir aber noch warten", sagte die Grünen-Politikerin.

Grüne in Nürnberg mit bestem Ergebnis überhaupt

Insgesamt errangen die Grünen in Nürnberg 19,3 Prozent. Das ist das beste Ergebnis des grünen Kreisverbands Nürnberg seit 40 Jahren, also seit Gründung der Grünen durch Pioniere wie Petra Kelly und andere.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!