In Burghausen im Kreis Altötting sind jetzt zwei Waldrappe in ihrem Brutgebiet am Pulverturm angekommen.
Langstrecken-Flug über die Alpen
Die Vögel sind vor einigen Tagen in ihrem Wintergebiet abgeflogen und haben die Strecke von rund 1.000 km in wenigen Tagen zurückgelegt. Inzwischen sind weitere Waldrappe auf dem Weg Richtung Norden. Dennoch beeinträchtigt in diesem Jahr die COVID-19-Pandemie das europäische Wiederansiedlungsprojekt erheblich.
Corona Pandemie zerschlägt die Pläne
2020 war die weitere Freilassung von Jungvögeln für die Brutkolonie bei Überlingen am Bodensee geplant. Anfang April sollten 32 Küken aus der Zookolonie des Tierpark Rosegg in Kärntner entnommen werden. Die Vögel sollten von Hand aufgezogen und darauf trainiert werden, einem Ultraleichtflugzeug zu folgen, das sie ab August in das Überwinterungsgebiet in der Toskana führen sollte. Diese Pläne mussten aufgrund der COVID-19-Pandemie für dieses Jahr jedoch aufgegeben werden. Unter den gegebenen Bedingungen ist es unmöglich, die Vögel von Hand aufzuziehen und zu trainieren. Das Risiko für das Team wäre zu hoch. Deswegen wird damit gerechnet, dass es nur eine geringere Steigerung an Waldrappnachkommen gibt.
Projektteam bleibt optimistisch
Mit der regulären Fortsetzung des Waldrapp-Projektes ab 2021 könnten die Effekte aber kompensiert werden. Im vergangenen Jahr kehrten etwa 30 erwachsene Vögel selbständig zurück in die Brutgebiete Burghausen in Bayern und Kuchl im Land Salzburg, wo sie 37 Küken aufzogen.
Zur Sicherung des Bestands muss nachgeholfen werden
Weitere von Menschen geleitete Migrationen und entsprechendes Management sind nötig, bis die Population auf zumindest 350 Tieren angewachsen ist - laut Berechnungen die minimale lebensfähige Populationsgröße. Für den Leiter des Wiederansiedelungsprojekts, Johannes Fritz, sind die aus Italien zurückkehrenden Vögel "Botschafter der Hoffnung aus diesem Land, das gegenwärtig von der Pandemie so stark betroffen ist".
Ausrottung und Wiederansiedlung in Europa
Der Waldrapp ist seit dem Spätmittelalter in Europa ausgerottet und ist weltweit eine der bedrohtesten Arten überhaupt. Im Rahmen eines europäischen LIFE+ Projekts von 2014 bis 2019 konnte eine Population von 140 Vögeln angesiedelt werden.
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