Zwei Jahre lang mussten Festivalveranstalter darauf warten, wieder in den Open-Air-Betrieb einzusteigen. Jetzt sind die strengen Hygienemaßnahmen weggefallen, und trotzdem fallen Festivals aus. Denn neue Probleme sind aufgetaucht.
Ende April haben die Veranstalter vom "Umsonst & Draußen"-Festival in Würzburg einen dramatischen Appell an die Öffentlichkeit gerichtet. Es fehlen noch 300 Auf- und Abbau-Helfer, sonst fällt das Festival aus. Inzwischen steht fest: Das Umsonst & Draußen kann stattfinden, aber Organisator Ralf Duggen musste lange bangen. Denn aktuell fehlen überall Studenten, die sich ein paar Euro dazu verdienen wollen.
Hunderte Auf- und Abbauhelfer gesucht
"Mag sein, dass durch Corona viele Studierende Würzburg noch nie in echt gesehen haben", sagt Ralf Duggen vom "Umsonst & Draußen"-Verein. "Deshalb müssen sie die Stadt und Kulturveranstaltungen vielleicht erst noch kennenlernen. So ganz erklären können wir es uns in dem Umfang aber nicht." Zudem warten Duggen und sein Team noch auf die Gelder aus dem bundesweiten Förderprogramm Neustart Kultur.
Große Not herrscht auch beim Internationalen "Africa Festival", das dieses Wochenende auf den Würzburger Mainwiesen über die Bühne geht. Dort fehlt vor allem das Fachpersonal, also Bühnen-, Ton- und Lichttechniker.
Fachkräftemangel in der Konzertbranche
"Das Personal aus der Veranstaltungsbranche ist sehr reduziert, weil viele jetzt ganz andere Jobs machen", sagt Stefan Oschmann von Afro Projekt. "Unser langjähriger Bühnenmanager zum Beispiel verleiht jetzt Luxusautos für Filmproduktionen. Deshalb war es sehr schwierig, Ersatz für ihn zu finden. Wir sind inzwischen fündig geworden, aber es hat sehr viel Zeit und Energie gekostet."
"Umsonst & Draußen" und "Africa Festival" finden nur mit großer Mühe der Organisationsteams statt. Das "Mission Ready", ein Punk- und Hardcore-Festival in Giebelstadt im Landkreis Würzburg, wurde dagegen abgesagt und auf nächstes Jahr verschoben.
Großer Andrang beim Umsonst & Draußen auf den Würzburger Mainwiesen vor der Pandemie
Enorme Preissteigerungen nach der Pandemie
Die Ticketpreise sind bei den meisten Festivals weitgehend gleich geblieben, aber die Ausgaben für die Veranstalter sind explodiert. Hohe Dieselpreise für die Anfahrt von Bühnen oder Lichtanlagen werden auf die Rechnung aufgeschlagen. Einige Firmen, die Fach-Equipment wie Dusch-Container oder Absperrungen verleihen, mussten aufgeben. Der Rest beliefert die Kunden, die am besten bezahlen. Ein Duschcontainer etwa hat vor drei Jahren noch 2.000 Euro gekostet, dieses Jahr bekommt man ihn für 6.000.
Ganze Festivalbranche leidet
Das "Mission Ready" ist kein Einzelfall. Auch das dreitägige "PHNX Rising"-Festival in Ingolstadt musste abgesagt werden. Und die Probleme werden auch in den nächsten Jahren bleiben, prophezeit Helmut Mantel, Geschäftsführer der Manfred Hertlein Veranstaltungs GmBH und zuständig fürs Mission Ready, denn in den letzten beiden Jahren wurden wegen Corona keine Nachwuchskräfte in der Veranstaltungsbranche ausgebildet. "Ich denke, wir werden uns noch einige Festivalsaisons mit diesen Problemen herumschlagen müssen", sagt Mantel. "Denn auch viele junge Menschen konnten zwei Jahre lang keine Festivals besuchen und haben sich andere Freizeitbeschäftigungen im Sommer gesucht. Die müssen wir auch erst zurückgewinnen."
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