2019 wurde ein Polizeianwärter während seiner Ausbildung in Würzburg von einem Kollegen erschossen. Der Schütze wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Nun fordern die Eltern des toten Polizisten Geld vom damaligen Schützen. Der Fall wird am Landgericht Würzburg verhandelt. Vertreten werden die Eltern vom Nürnberger Anwalt Philipp Schulz-Merkel. Wie er mitteilt, wollen die Eltern vor Gericht ein sogenanntes Hinterbliebenengeld erwirken. Außerdem fordern sie, dass der Schütze ihnen die Beerdigungskosten für ihren Sohn bezahlt. Den Eltern falle es noch immer schwer, die Entscheidung des Amtsgerichts Würzburg im Strafverfahren zu akzeptieren. Das hatte den Schützen im Juli 2020 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – wegen fahrlässiger Tötung.
Schuss löste sich aus Polizeiwaffe
Der Vorfall ereignete sich im Februar 2019 auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Würzburg. Die beiden Auszubildenden befanden sich im Zimmer des Opfers. Dort sollen sie einen Schusswaffeneinsatz simuliert haben. Der damals 19-jährige Schütze ging offensichtlich davon aus, dass seine Waffe entladen ist. Die Magazine hatte er nach Dienstende abgegeben, im Lauf der Waffe befand sich allerdings noch eine Patrone. Bei einer vorherigen Kontrolle blieb das unbemerkt. Die Kugel traf seinen Kollegen am Hinterkopf. Der 21-Jährige aus dem Landkreis Schweinfurt starb wenig später.
19-Jähriger Schütze räumte die Tat ein
Im Strafprozess hatte der Schütze die Tat vollumfänglich eingeräumt. Er verfolgte die Verhandlung die meiste Zeit mit dem Kopf nach unten gesenkt. Sein Anwalt verlas das Geständnis samt einer Entschuldigung. Bereits nach einem Verhandlungstag fiel das Urteil. Zusätzlich zur Bewährungsstrafe sollte der Schütze 2.400 Euro an die Eltern des Opfers zahlen.
Schärfere Kontrollen nach dem Vorfall eingeführt
Doch aus Sicht verschiedener Beobachter blieben auch nach dem Strafverfahren Fragen ungeklärt. Einige davon formulierte der unterfränkische Grünen-Abgeordnete Paul Knoblach im Herbst 2020 an die Bayerische Staatsregierung: Wie kam die Waffe geladen ins Zimmer? Warum gab es keine Kontrollmechanismen, die das verhinderten? Das Bayerische Innenministerium verwies unter anderem darauf, dass mittlerweile ein Führungsbeamter anwesend sein muss, wenn die Dienstwaffen von Polizeischülern entladen werden. Das sei im Februar 2019 noch nicht so gewesen.
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