Eröffnungsgottesdienst zu Oberammergauer Passionsspielen
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Eröffnungsgottesdienst zu Oberammergauer Passionsspielen

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Eröffnungsgottesdienst zur Passion: Appell gegen Gewalt

Der katholische Kardinal Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm haben einen ökumenischen Eröffnungsgottesdienst zum Auftakt der Passionsspiele Oberammergau gefeiert. Die Premiere startete am frühen Nachmittag.

Was die Oberammergauer Passionsspiele auf die Bühne bringen, ist nach Ansicht des katholischen Kardinals Reinhard Marx "die größte Geschichte aller Zeiten". Die Leidensgeschichte Jesu sei die große Einladung, die Welt mit den Augen des Mannes aus Nazareth zu betrachten, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst vor der Eröffnung der Passionsspiele. Die Welt aus dem Blickwinkel Jesu zu betrachten, bedeute, dass Ausgrenzung nicht möglich ist und Gewalt nicht möglich ist. Er dankte allen Beteiligten der Passionsspiele: "Ihr seid ein großes Geschenk für die ganze Welt."

Bedford-Strohm lenkt Blick auf weltweites Leid

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat im Eröffnungsgottesdienst an das Leid in der Welt erinnert. Man könne die Passionsspiele in diesen Tagen nicht einfach nur als Historienspiel sehen. Viel zu sehr stünden die Passionen der Menschen heute direkt vor Augen, sagte Bedford-Strohm in seiner Predigt mit Blick auf Menschen in Krisen- und Kriegsgebieten wie in der Ukraine oder dem Jemen.

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Eröffnungsgottesdienst zu Oberammergauer Passionsspielen

Ehrung für langjährige Mitspieler

Spielleiter Christian Stückl und Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) haben vor Premierenbeginn Mitspieler geehrt, die seit Jahrzehnten dabei sind. Rund ein Dutzend Männer spielt zum zehnten Mal mit. Die Spiele finden nur alle zehn Jahr statt. Dennoch seien die Darsteller nicht über 100 Jahre alt. Es habe Zusatzspiele gegeben, erläuterte Stückl.

Einige Frauen spielen immerhin zum achten Mal mit. Das freue ihn besonders, sagte Stückl. "Das hat es früher nicht gegeben." Denn bis 1990 durften nur unverheiratete Frauen oder Frauen bis 35 mitspielen. Eine Gruppe Frauen zog dann in einem mehr als zehnjährigen Streit bis vor den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München und erkämpfte - unterstützt von Stückl - das Spielrecht für alle Frauen und damit Gleichberechtigung.

Der 60-jährige Stückl ist selbst ebenfalls zum achten Mal dabei - und zum vierten Mal Spielleiter. Unter den Jubilaren ist auch sein Vater Peter Stückl (79), der auch bei seiner zehnten Passion eine der Hauptrollen hat: Er gibt wie schon 2010 den Hohepriester Annas.

Spiele außer der Reihe

Über den zehnjährigen Passionsturnus hinaus hatte es zwei Passionen außer der Reihe gegeben: die sogenannte Rosner-Probe von 1977, mit der außer der Reihe eine ältere, allegorische Textfassung erprobt wurde, sowie die Jubiläumspassion von 1984 zum 350-jährigen Bestehen.

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Eröffnungsgottesdienst zu Oberammergauer Passionsspielen

Unterbrechung wegen Corona

Nach zwölf Jahren ist Oberammergau nun wieder Schauplatz der Passionsspiele. Zur der mehr als fünfstündigen Premierenvorstellung am Nachmittag sind rund 4.400 Gäste geladen. Der Ort zeigt normalerweise alle zehn Jahre einem Pestgelübde aus dem Jahr 1633 folgend das Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus. Wegen der Pandemie hatte Spielleiter Christian Stückl die eigentlich für 2020 angesetzte Passion um zwei Jahre verschoben. Dieses Mal wirken an der Aufführung rund 2.100 der rund 5.200 Dorfbewohner mit. Mitspielen darf bei den Erwachsenen nur, wer im Ort geboren ist oder seit 20 Jahren dort lebt. Unter den Mitwirkenden sind auch 450 Kinder, teils kommen sie aus Flüchtlingsfamilien.

Lebenslinien: Christian Stückl
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Lebenslinien: Christian Stückl

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